Huelse

Interview mit HUELSE – “…es ist doch wichtig, dass die Menschen dahinter erstmal auf der richtigen Seite stehen!”

Das junge Post-Punk Quartett HUELSE aus Dillenburg in Hessen (oder Rheinland-Pfalz? Wer weiß das schon so genau 😉) steht nun vor der Veröffentlichung ihrer ersten LP. Nachdem sie 2016 mit einer kleinen DIY-Demo-CD in der Szene erste Ausrufezeichen setzen konnten, stehen die Zeichen nun auf Sturm. Wir konnten Huelse! vor ihrem Releasekonzert am 13.10.2017 im Cafe Trauma in Marburg für ein Interview gewinnen.

 

Handwrittenmag/Dennis: Ihr steht kurz vor der Veröffentlichung eurer zweiten Platte. Wie fühlt ihr euch?
Wir sind froh, dass wir ein Jahr nach den Aufnahmen, die Platte endlich rausbringen zu können.
Im Vergleich zur letzten Veröffentlichung, bei der wir von Aufnahmen bis Artwork alles selbst gemacht haben, hat sich jetzt durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen vieles verändert. Unterm Strich freuen wir uns einfach auf unsere erste Vinylveröffentlichung.

Handwrittenmag/Dennis: Mit wem habt ihr denn diesmal zusammengearbeitet?
Aufgenommen haben wir mit Rasmus und Felix von der Band Zoi!s in einem ehemaligen Bunker in der Nähe von Schleswig. Seit unserem ersten Konzert zusammen haben wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander und deshalb lag das auf der Hand. Mix und Mastering hat Fabian vom Sunsetter Recording Studio übernommen. Um das Artwork hat sich Marco Heckler gekümmert und bei der Veröffentlichung unterstützen uns die Bakraufarfita-Menschen. Es ist schön, dass so viele coole Menschen ihren Teil zu der Platte beigetragen haben. Alle mit extrem viel Mühe und Geduld, wofür wir sehr dankbar sind.

Handwrittenmag/Dennis: Wie würdet ihr den Stil der Platte beschreiben? Was erwartet den Hörer?
Die Frage ist aus unserer Perspektive schwierig zu beantworten. Es bewegt sich zwischen düsterer Kälte, wütendem Krach und entschlossener Disharmonie. Aber lieber mal selbst hören.

Handwrittenmag/Dennis: OK, dann frage ich mal um ein paar Ecken. Welche Bands beeinflussen euch musikalisch?
Wir kennen uns ganz gut im deutschsprachigen Punk aus. Vielmehr hat uns aber die Gegend beeinflusst, in der wir aufgewachsen sind und in der wir angefangen haben Musik zu machen – Provinz. Dort gab es keine nennenswerte Subkultur, keine Band zu der wir aufschauen wollten. Deshalb haben wir selbst versucht uns auszuprobieren und irgendwas zu finden, was uns Spaß macht und wozu wir stehen. Der größte Einfluss ist also wahrscheinlich die Überwindung von provinzieller Enge und Langeweile, sowie die daraus resultierende Abgrenzung davon.

Handwrittenmag/Dennis: Ok, kein Problem, dann frage ich nochmal anders, welche Bands hört ihr?
Wir könnten an der Stelle tausend Bands und Musiker*Innen nennen. Das ist bei uns wirklich breit gefächert und irgendwo auch nicht so wichtig, oder?
Um trotzdem mal ein paar zu nennen: von Joy Division bis Refused, von Dackelblut bis Captain Planet und Turbostaat, von Human Abfall bis Messer und Die Nerven.
Achja, und auf jeden Fall noch Krawehl – die finden Namedropping nämlich auch sehr gut.

Handwrittenmag/Dennis: Wie schreibt ihr eure Songs?
Da haben sich zwei Varianten bei uns herauskristallisiert. Die Texte werden von Jan und mir (Niklas) geschrieben. Jan spielt Gitarre und hat für seine Texte oft schon fixe musikalische Ideen, die wir dann gemeinsam versuchen zu realisieren. Bei mir ist das schon etwas komplizierter, ich spiele kein Instrument. Das heißt ich sitze oft mit meiner Textsammlung im Proberaum, während Fabian (Schlagzeug), Benedikt (Bass) und Jan jamen. Ich versuche dann Strukturen zu finden, die atmosphärisch zu einem der Texte passen und singe schließlich auf die Musik. Wenn wir die transportierte Stimmung dann alle gut finden, nehmen wir das provisorisch auf. In den folgenden Proben gilt es dann herauszufinden, ob uns das wirklich gefällt. Wenn ja, strukturieren wir es und arbeiten im besten Fall an einem neuen Song. Wenn nicht, was auch oft vorkommt, dann lassen wir die Schere im Kopf arbeiten und weg damit.

Handwrittenmag/Dennis: Ist Huelse eine politische Band?
Ja. Die Köpfe hinter huelse sind auf jeden Fall politisch. Wir würden aber nicht von uns behaupten politische Musik zu machen. Was ist politisch, was nicht? Das ist doch ein schmaler Grat, zumal der Begriff zumindest in der Musik gefühlt sehr inflationär benutzt wird. Ob Emo-Song oder Demo-Song, es ist doch wichtig, dass die Menschen dahinter erstmal auf der richtigen Seite stehen.

Handwrittenmag/Dennis: Wie steht ihr zu Facebook?
Wir können uns keinen schöneren Zeitvertreib vorstellen. Nein im Ernst, für uns ist es nicht mehr als eine Plattform, um zu informieren und sich zu vernetzen. Das funktioniert ja auch erstmal ganz gut. Ansonsten gähnende Gleichgültigkeit. Es müsste nicht unbedingt Facebook sein – ist es aber.

Handwrittenmag/Dennis: Was bedeutet eigentlich Huelse?
Eine leere Hülle, Inhaltslosigkeit oder doch einfach nur Bier? Wer weiß.
Uns gefällt einfach das Wort und der Interpretationsspielraum, viel mehr haben wir uns auch gar nicht dabei gedacht.

Handwrittenmag/Dennis: Vielen Dank für das Interview.
Vielen Dank dir und dem handwrittenmag!

 

Interview by Dennis Rautenberg

 

Titel:
1. Trauma
2. Horstgedanken
3. Rede von
4. Kevin P. hat keine Probleme
5. Neuer Herbst
6. Kyrill

 

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