Apologies I Have None

Interview – “Ich arbeite auch gern mit einem Konzept, das alles verbindet” mit Josh von Apologies I Have None

Apologies I Have None waren 2012 mit ihrem Debüt-Album „London“ die Durchstarter überhaupt in Fragen ‚moderner Punkrock‘. Seitdem hat die Band eine turbulente Zeit durchgemacht. Sowohl Dan Bond (Gitarre und Gesang) als auch PJ Sheperd (Bass) verließen letztes Jahr die Band. Trotz dieser Widrigkeiten haben sich die verbliebenen Mitglieder  dazu entschlossen, weiter zu machen. Mit neuem Bassisten und Gitarristen an Bord spielen sie diesen Herbst als Support für die Skatepunklegenden von Millencolin. Wir trafen Sänger und Gitarrist Josh McKenzie in Dortmund vor ihrer Show im FZW.

Björn:
Hallo Josh, danke dass du Zeit für uns hast. Wie ist die Stimmung auf dieser Tour, gestern in Hannover war die Show ausverkauft habe ich gehört.

Josh:
Die Show gestern war super. Wir waren erst einmal dort, vor einigen Jahren, und haben eine Proberaum-Show gespielt. Also war es schön, jetzt mal wieder zu kommen. Und Millencolin zu sehen war natürlich auch toll.

Björn:
Wie ist denn eure Beziehung zu Millencolin. Habt ihr schon mal mit denen gespielt oder kanntet ihr euch schon vor der Tour?

Josh:
Nein wir kannten uns noch gar nicht und haben auch noch nie zusammen gespielt. Wir sind gerade dabei uns auf dieser Tour kennen zu lernen.

Björn:
Habt ihr denn spezielle Bandfreundschaften jetzt über die Jahre geschlossen? Gibt es Bands mit denen ihr enger befreundet seid als mit anderen?

Josh:
Ja, eine Menge Bands, die wir von Europatouren kennen, zum Beispiel Bangers oder Great Cynics. Und wir sind sehr eng mit The Smith Street Band befreundet. Das ist eine spezielle Freundschaft. Wir kannten uns vorher nicht und sind dann auf einmal auf einer Tour gemeinsam im Van gefahren und haben uns auf Anhieb verstanden. Daraus sind enge Freundschaften entstanden, die auch außerhalb dieses ganzen Musiklebens stattfinden.

Björn:
Beeinflussen euch diese anderen Bands musikalisch auch sehr, oder woher kommen eure Ideen beim Songwriting?

Josh:
Ich finde es schwer zu spezifizieren, was mich genau beim Songwriting beeinflusst. Das kann eigentlich alles Mögliche sein. Nimm zum Beispiel Popmusik mit ihrer Eingängigkeit und den cheesigen, simplen Melodien: Das beeinflusst mich viel beim Schreiben, weil ich simple und eingängige Melodien sehr schätze, obwohl wir jetzt keine Popband als solche sind. Aber abgesehen davon ist es schwer, jetzt irgendeinen konkreten Einfluss herauszupicken.

Björn:
Hast du denn ein Lieblingsalbum oder einen Künstler, der für dich ganz besonders ist?

Josh:
Ja irgendwo schon. Grade – Under The Radar ist vermutlich mein absolutes Lieblingsalbum. Da haben wir auch unseren Bandnamen her.

(Eine Textzeile aus dem Song „The Tension Between Stillness And Motion“ lautet Apologies I Have None)

Deren Texte sind zum Beispiel ein großer Einfluss.

Björn:
Habt ihr die Jungs denn mal kennen gelernt, oder wissen sie, dass sie einen so großen Einfluss auf euch haben?

Josh:
Tatsächlich, ja. Wir haben vor zwei Jahren mal zusammen mit ihnen auf dem Monster Bash gespielt und sie dort kennen gelernt. Das war einfach nur genial. Alleine sie live spielen zu sehen war toll, ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Gelegenheit bekommen würde, weil sie sich eigentlich vor langer Zeit schon aufgelöst hatten und nur für ein Paar Reunion-Shows zurückgekommen sind.

Naja und abgesehen davon war Boysetsfire – After The Eulogy damals, als Dan (Bond, der nun nicht mehr dabei ist) und ich angefangen haben zusammen Songs zu schreiben, das erste Rock-Basierte Album, das wir richtig gefeiert haben. Ich weiß, dass die Jungs in Deutschland mittlerweile sehr erfolgreich sind. Es ist genial zu sehen, was für riesige Shows die hierzulande spielen. Ich verfolge eigentlich alles, was die so machen.

Björn:
Was ist denn, abgesehen von deinen Favoriten, momentan so in deiner Playlist anzutreffen?

Josh:
Momentan höre ich das neue CHVRCHES-Album auf Endlosschleife. Außerdem eine neue UK-Band namens Creeper, von denen wird man hoffentlich auch außerhalb des UKs bald noch viel hören. Sehr eingängiger Punkrock mit einem Horror-Punk-Einschlag.

Was noch….naja Whitney Houston ist eigentlich immer in meiner Playlist. Ich bin einfach ein großer Fan von Popmusik. Während das ganze künstliche Drum Herum natürlich nervt, verstecken sich hinter diesen Fassaden musikalisch gesehen manchmal ganz großartige Songs. Schaut man nur auf die Musik, ist es durchaus möglich, Popsongs zu mögen. Die Texte können echt schlecht sein und der Sound sehr generisch, trotzdem kann man eine schöne Melodie immer noch gut finden.

Bei Bands kann ich da nicht so distanziert rangehen, weil mir das natürlich wichtiger ist. Da muss dann schon alles stimmen. Da möchte ich dann auch wirklich voll dahinter stehen, wenn ich etwas mag.

Björn:
Wir haben jetzt ja schon über eingängige Melodien und erfolgreiche Songs gesprochen. Euer Debüt-Album ist ja ganz schön durch die Decke gegangen. Kritiker und Fans waren gleichermaßen begeistert. Wie sehr seid ihr euch dieses immensen Erfolgs eigentlich bewusst? Und hast du eine Erklärung, warum das Album so beliebt ist?

Josh:
(Überlegt) Ehm….nein (alle lachen). Wir sind uns dessen eigentlich gar nicht so bewusst. Klar, man bekommt schon mit, wenn öfters Leute ankommen und einem sagen, dass sie das Album sehr mögen. Aber dass es so beliebt ist, haben wir nicht so wirklich bemerkt. Ich habe da auch keine Erklärung für. Wir haben die Songs für London eine ganze Weile vor der Veröffentlichung aufgenommen. Als das Album dann endlich rauskam, war unser Fokus ganz woanders. Wir haben an neuem Material gearbeitet und für die Zukunft geplant und das deswegen vielleicht alles gar nicht so mitbekommen.

Björn:
Ihr habt ja jetzt in letzter Zeit einige Umbesetzungen vornehmen müssen, weil zwei Bandmitglieder gegangen sind. Das ist ja immer mit viel Arbeit und Anstrengungen verbunden. Wie ist die Situation jetzt in der Band?

Josh:
Ziemlich gut. Wir haben wirklich Glück dabei gehabt, neue Leute für die Band zu finden. Simon (Gitarre) und James (Bass) konnten sich ziemlich schnell einfinden, weil wir uns schon länger kannten: Simon arbeitet in dem Studio in dem wir Proben und James spielt außerdem noch bei Leagues Apart, die auch schon ganz gut herumgekommen sind. Als Dan und PJ gegangen sind, hing die Band für gut ein halbes Jahr in der Luft. Seitdem wir aber wieder ein komplettes Lineup haben, läuft es wieder richtig rund.

Björn:
Dann seid ihr vermutlich jetzt auch wieder richtig froh, auf Tour zu sein und regelmäßig zu spielen? Und wie weit seid ihr mit neuem Material, ist ein neues Album schon in Sicht?

Josh:
Wir sind unglaublich glücklich wieder touren zu können. Es fühlt sich an, als hätten wir das Jahrelang nicht mehr gemacht. Die Sehnsucht war also ziemlich groß.

Was neues Material angeht: Wir sind kurz davor, das neue Album fertig zu stellen. Wir haben so gut wie alles schon aufgenommen, es fehlen nur noch Kleinigkeiten. Da kümmern wir uns drum, sobald wir von dieser Tour zurück sind. Wann es genau fertig sein wird, weiß ich aber noch nicht.

Björn:
Wie wird das neue Album denn klingen? Ihr habt ja nach London die Black Everything EP rausgebracht, auf der einige düstere Töne angeschlagen werden. Wird sich das auf den neuen Aufnahmen fortsetzen?

Josh:
Das neue Album wird eine Brücke schlagen zwischen London, und dem düsteren Material auf Black Everything. Es wird einige Stellen geben, die den düsteren Sound der EP fortsetzen, es wird aber auch Stellen geben, die sehr an das positive, leichte Gefühl von London erinnern.

Björn:
Wird es wieder einen thematischen Zusammenhang auf dem neuen Album geben, ähnlich wie London und dem damit verbundenen, losen Konzept?

Josh:
Die Songs haben auf jeden Fall wieder einen thematischen Bezug untereinander und darüber hinaus auch inhaltliche Bezüge zum letzten Album. Zumindest für mich gibt es da einen Zusammenhang. Wie auffällig das für den Hörer dann ist, wird sich zeigen. Ich mag sowas grundsätzlich sehr gerne und arbeite auch gern mit einem Konzept, das alles verbindet. Das ist mir lieber als einfach nur eine Ansammlung von Songs zu haben, die dann zufällig zusammen auf einem Album landen.

Nach diesem Interview sind wir vom Handwritten-Mag natürlich noch eine Flitzebogenstufe gespannter auf das neue Werk der Londoner Pop-Punks. Bilder vom Konzertabend mit Apologies I Have None, Millencolin und den Donots findet ihr hier.