Ihsahn – Pharos (Candlelight Records, 11.09.2020)

Jetzt erscheint mit „Pharos“ also – wie angekündigt – die zweite EP des Norwegers Ihsahn dieses Jahr. Zwar folgt sie demselben Konzept wie der Vorgänger „Telemark“ (drei neue Songs, zwei Coverversionen), steht jenem aber musikalisch und stimmungsmäßig konträr entgegen. Während auf „Telemark“ die rauen, teils recht ungehobelten Töne überwogen, klingt „Pharos“ wesentlich ruhiger, ja fast schon entspannt und heimelig. Wie die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen nach einem harten Winter.

Es werden also durchaus ungewohnte Töne angeschlagen. Bei „Losing Alititude“ bestimmen flirrenden Gitarrenakkorde und ein ambientartiger elektronischer Klangteppisch das Bild, bevor zurückhaltender, klarer Gesang (der sich durch alle fünf Titel zieht) zu hellen Pianoklängen übernehmen. Die leicht wehmütige Stimmung gefällt. „Spectre At The Feast“ klingt dagegen mit seinem großen und eingängigen Refrain schon fast (im Positiven) poppig, wie Steven Wilson zu Porcupine-Tree-Zeiten, als er den großen Songwritern nacheiferte. Wer da noch Gedanken an Ihsahns Black-Metal-Vergangenheit verschwendet, dem ist nicht mehr zu helfen.

Der/diejenige wird auch mit dem Titeltrack nicht versöhnt, auch wenn jener wesentlich atmosphärischer und auch ein Stück düsterer ist. Was ätherisch klingend langsam anschwillt, steigert sich angenehmen Bombast, auch ohne am Ende irgendwie „hart“ oder „heavy“ zu sein. Etwas das man auf die eine oder andere Art in den älteren Nummern des Norwegers durchaus schon vorfand, aber nicht so geballt wie auf „Pharos“.

Und da wären noch die beiden (ungewöhnlichen) Coverversionen: „Roads“ von Portishead und „Manhatten Skyline“ von A-Ha. Bei letzterem hält man sich recht nah an das Original, es klingt nur ein wenig moderner und rockiger – und Leprous-Sänger Einar Solberg gibt den Morten Harket. Gar nicht so verkehrt. Spannender ist allerdings „Roads“. Jenes klingt etwas lebhafter und nicht so bedrückend, was sicher auch daran liegt, dass Ihsahn trotz seines falsettartigen Gesangs lange nicht so weinerlich wie Beth Gibbons rüberkommt.

Insgesamt ist „Pharos“ damit eine runde und durchaus spannende Sache. Mal sehen, welche Richtung Ihsahn auf seinem nächsten Release einschlägt!

 

Trackliste:
1. Losing Altitude
2. Spectre at the Feast
3. Pharos
4. Roads
5. Manhattan Skyline

 

 

 

Photo-Credit:  Bjørn Tore Moen

 

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