House of Gold – House of Gold (SOFA, 10.05.2024)

Die in Montreal, Kanada ansässige vierköpfige Band veröffentlicht mit dem selbstbetitelten Album ihr Debüt. Geführt wird das Projekt vom Schlagzeuger und Komponisten Isaiah Ceccarelli. Die Stimme von Hauptsängerin Eugénie Jobin ist sicher ein sehr kennzeichnendes Merkmal der Band. Die leicht verhauchte, eher hohe, aber sehr facettenreiche Stimme prägt die Songs schon stark.

Doch die Sensation ist eigentlich die Musik, die Freunde von den ruhigen Stücken der späten Talk Talk (aber natürlich auch andere) begeistern sollte. Die oben angegebene Vielfalt der Stile ist dabei in keiner Weise übertrieben. Ich könnte auch noch Jazzelemente mit hinzufügen.

Und trotzdem entstehen die Songs aus einer gewissen Minimalität. Auch wenn, wie bei dem eher kontemporären Stück „Night“, einige Passagen regelrecht von Instrumenten überfrachtet scheinen, entsteht der Sound letzlich nur aus wenigen gespielten Tönen der der Instrumente. Eingebaut ist dieser etwas wilde Teil in zwei sehr melancholisch schönen Teile nur aus Piano, ein wenig Elektronik und dem Gesang.

Das darauf folgende “Etain” beginnt mit einem leisem Dronesound, der wie eine Orgel wirkt, zu dem der Gesang engelsgleich erklingt. Dieser Teil geht in hellen Synthesizersounds, untermalt von einem kontemporären Schlagzeug, über und fällt dann wieder in die Anfangssequenz zurück. Über diesem mystischen Klang ertönt der Gesang engelsgleich. Abgeschlossen wird mit einer schönen, sehr spartanischen, angejazzten Melodie aus Klavier, Schlagzeug und Bass. Und jeder Ton darf sich sehr schön im Raum entfalten.

„Why are we not together” beginnt dann wieder mit diesem wunderbaren Gesang, untermalt nur von ein wenig Perkussion. Später verwandelt sich die Perkussion in ein bedrohlich wirkendes unterschwelliges Brodeln. Darüber liegt nun eine wunderbar melancholische Orgel, deren atmosphärische Klänge von wenigen Pianoklängen verziert wird. Hier fällt mir die Nähe zu Talk Talk und Mark Hollies sehr stark auf.

In diese sehr avantgardistischen aber doch immer eingängigen Klänge mischt sich immer wieder auch mal ein starkes Pop- oder Rockfeeling, wie z.B. in „Terre noire“, das sich nach sehr sphärischen Eingangsklängen durch einen straighten elektronischen Bass und einem sehr straffen und rhythmischen Schlagzeugbeat zum wohl eingängigsten Stück des Album mausert. Umrandet wird dieses Stück von spacigen und psychedelischen elektronischen Sounds.

Dieses Debüt ist eins der ganz starken. Das hier ist Musik zum Hinhören, sich Hineinfühlen. Die Musik folgt dem Mark-Hollis-Prinzip, das man lieber eine Note weniger spielen und dafür den gespielten den nötigen Raum zum Atmen lassen sollte.

Ein insgesamt sehr ruhiges Album, das mit seinen Songs einen schönen Flow aufbaut und zum Träumen einlädt, ohne auch nur eine Sekunde lang belanglos zu wirken.

 

  1. Wool Socks
  2. Phenomena
  3. Of no particular importance
  4. Night
  5. Etain
  6. Why are we not together
  7. Terre noire
  8. The unattainable world
  9. Blues

https://sofamusic.bandcamp.com/album/house-of-gold

4.6