Hippotraktor – Meridian (Pelagic Records, 15.10.2021)

Wow, was für ein intensiver Ritt! Wer nach dem letzten, im April veröffentlichten Gojira-Album etwas frischen Stoff in einer ähnlichen Marschrichtung sucht, wird bei den Belgiern mit dem seltsamen Namen Hippotraktor (Ist das der uneheliche Bruder vom Ufomammut? – Anm.d. Red.) fündig.

Was das Quintett mit den Franzosen teilt, ist definitiv die moderne, massive Riffgewalt und die verwinkelten Rhythmusfiguren im harschen Soundgefüge. Beide Bands haben jedenfalls einen unglaublichen Drummer, welcher das Geschehen auf seine eigene Art und Weise bestimmt und nach vorne treibt. Doch während Gojira in den letzten Jahren ihre Songs immer kompakter werden ließen, gehen es Hippotraktor auf ihrem Debütalbum „Meridian“ etwas ausgefuchster und abwechslungsreicher an. Progressive Songstrukturen sind durchaus an der Tagesordnung und sorgen für so manch spannende Wendung in den Kompositionen.

Selbst eine recht geradlinig und gewalttätig hämmernde Nummer wie „God Is In The Slumber“ ist ein Musterbeispiel von auf- und abschwellender Dynamik. Hippotraktor verstehen es die grobe Keule zu schwingen, setzen sonst aber eher das Florett ein und lassen auch ruhigere Töne einfließen. Und das sogar überraschend oft – aber nicht zu konsequent durchgängig, wie beim schon fast melodisch-lässigen „Mover Of Skies“. Selbst das Alternative-Prog-like „Beacons“ mit seinen weichen Harmonie-Gesängen hält das nicht voll durch und verwandelt sich in ein großes und bombastisches Prog-Epos. Sehr fein.

Besonders hier merkt man, dass man mit Stefan de Graef einen starken Frontmann an Bord hat, der nicht nur die rauen Schreitöne beherrscht, sondern vor allem auch singen kann. Das hat er zwar schon bei Psychonaut bewiesen, läuft aber erst hier so richtig zu Höchstform auf. Nicht nur gesanglich treffen Gut und Böse effektvoll aufeinander, sondern auch in Sachen Stimmung. Wunderbar repräsentiert vor allem in der überlangen Abschlussnummer „A Final Animation“, die zwischen Explosion, Harmonie und Wahnsinn wandelt.

Ein starkes Ende eines starken Albums. Für den Rezensenten quasi die Überraschung des Monats. Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Manifest The Mountain 4:55
2. Mover Of Skies 6:09
3. Sons Of Amesha 5:28
4. God Is In The Slumber 4:35
5. Juncture 6:20
6. Beacons 6:54
7. A Final Animation

 

 

Photo-Credit: Sam Coussens

 

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