Hey Ruin – Poly (This Charming Man Records, 24.11.2017)

2016 kam bereits das ungeschliffene und relativ schnell rausgeballterte Debut von Hey Ruin aus Köln / Trier. Die einen nennen es besseres Demo, die anderen aber nannten es “endlich wieder Punk, der wie Punk klingt”. Schon zu dem Zeitpunkt ging es mit Bands wie Love A auf Tour und man machte sich einen Namen.

Jetzt kommt das im Ping-Pongverfahren geschriebene “Poly” und man hört sofort einen Unterschied. Das Potential, das die Band ohne Zweifel hat, wurde hier wesentlich mehr ausgeschöpft als auf dem Debut. Die Punksongs, die an einer Stelle wie eine gute Indienummer um die Ecke kommen, kurz darauf aber (wie in “Magneto”) so wütend in dich reinkrachen, entfalten endlich ihr ganzes Können.

 

 

 

 

Die Entwicklung das deutscher Punk soviel mehr als Dosenbier, Eier zeigen, Bullen schubsen und Oi ist, bringt Bands wie Hey Ruin hervor. Bands die was zu sagen haben. Bands die keine Probleme mit dem Wildern in anderen Schubladen haben und bei Bedarf auch auf Elemente von genau diesem alten Deutschpunk zurückgreifen. Können. Nicht müssen.

In einem Song wie “Pinguine” schrecken die Herren auch nicht vor relativ weichen Tönen zurück, haben dabei aber ganz ohne übliche Parolen und Szenegelaber soviel mehr zu sagen als der große Rest der Welt. Klar bezieht man Position in Sachen Flüchtlingspolitik, Gesellschaft, Arschlochdeutschland, aber das völlig ohne auf die Jagd nach “diesem einen Satz” zu gehen. Der Satz den man auf den Beuteln und Shirts dieser Republik findet und über den man sich mit einer Mate in der Hand als der Weisheit letzter Schluss fühlt. Die Texte dieser Platte bewegen sich deshalb auch so fühlbar ungewollt auf hohem Niveau.

 

Eimersaufen. Augenwinkel. Betroffen sein. Ach, egal.
Das da sind keine Häuser,
das sind Lager, kein Zuhause.

 

“Poly” ist mehr Gesang als Geschrei. “Poly” ist mehr Melodie. “Poly” ist aber jede Menge Herz und Kopf. So sollte Punk 2017 klingen. Danke Hey Ruin! Punktlandung!

 

 

  1. Ram
  2. Polly
  3. Smells Like Teens
  4. Über dem Abfluss
  5. Magneto
  6. Pinguine
  7. Cortextrouble
  8. Mono
  9. Miliz vor Ort

 

 

 

(Beitragsfoto: Sebastian Igel)

 

4.3