Hexvessels Hinwendung zum Black Metal auf „Polar Veil“ war vor zwei Jahren also keine Eintagsfliege. Mit „Nocturne“ geht man diesen Weg geradewegs weiter. Optisch – man vergleiche die beiden Plattencover – kommt „Nocturne“ schon fast wie ein düsteres Abbild seines Vorgängers daher. Das 2025er-Werk ist allerdings etwas stimmungsvoller und abwechslungsreicher und nicht nur eine reine Nachtversion, des klirrenden, aber immer noch faszinierenden Albums.
„Nocturne“ startet auch noch recht zurückhaltend mit sanften Pianoklängen. „Sapphire Zephyrs“ holt einen dann aber wieder recht schnell mit lostrabendem Black Metal ab, zu dem Frontmann Mat McNerney mit seiner klaren Stimme den beschwörenden Zeremonienmeister gibt. So weit so gut. Aber das achtminütige Stück lebt auch von einer folkigen Wendung und Frauengesang. Gleich hier beweisen die Finnen, dass sie dieses Mal gewillt sind ihre Songs auch verschlungenere Wege gehen zu lassen. „Polar Veil“ war hier noch etwas geradliniger.
Die Stücke werden dadurch in ihrer Dunkelheit quasi „bunter“, was die Faszination und den Abwechslungsreichtum verstärkt, während die Stimmungen zwischen Schönheit und Anmut Richtung unheilvoll hin und her wandern. Dabei bedient man sich harscher Raserei genauso, wie doomiger Schwere, Gothic-artigem Flair oder schon fast leichter Gelassenheit, auch wenn sich letzteres eher im teils recht melodischen Gesang und weniger in der Klangkulisse bemerkbar macht. Man nehme nur das fast schon freundliche „Phoebus“, das einen am Ende auch in einen Abgrund hinunterreißen möchte.
„Wunderlich und doch schön“ hab ich mir beim Hören einer Nummer notiert (genau genommen bei „Mother Destroyer“) und irgendwie trifft das auch auf das Album als Ganzes zu. „Nocturne“ ist eine interessante Reise durch die Nacht, durch nordischen Black Metal, der sich auch anderen Mitteln als nur simplen Tremolo-Sound und unmenschlichem Gekeife bedienen kann.
Gutes, spannendes Ding!
Trackliste:
1. Opening
2. Sapphire Zephyrs
3. Inward Landscapes
4. A Dark Graceful Wilderness
5. Spirit Masked Wolf
6. Nights Tender Reckoning
7. Mother Destroyer
8. Concealed Descent
9. Unworld
10. Phoebus