Foto: Riku Jokinen

Her Shadow – The Ghost Love Chronicles (Svart Records, 11.11.2022)

Her Shadow ist eine neue Band aus Finnland. Der Kern der Truppe spielt sonst bei den Garagen-Rockern Royal Lips und den Death-Doom-Metallern Kuolemanlaakso. Doch was hier an Musik gespielt wird, ist etwas ganz anders. Her Shadow spielen düstere, verträumt-dramatische Mondschein-Popmusik, irgendwo zwischen Lana Del Ray oder der Stimmung Lynch’scher Filmwerke wie „Twin Peaks“. Maximal stimmungsvoll, maximal faszinierend.

Das liegt natürlich zum einen an der sich rätselhaft bis lasziv gebenden Stimme von Sängerin Anna Carolina, zum anderen an der bildhaften Klangkulisse, welche die Mitmusiker erschaffen. Dabei versinkt das Ganze nicht in einem hingezogenen Gleichklang. Nein, „The Ghost Love Chronicles“ klingt durchaus abwechslungsreich und über weite Strecken spannend.

Zu hören gibt es zum Beispiel 60er-Jahre-Retropop mit Twang-Feeling („Fifth Season“), mit Western-Sounds á la Ennio Morricone Angereichertes („Vigilante“), Balladen die Madrugade zu Ehre gereichen würden („The Age Of Velvet“), Luftiges („So Close“) bis Nebliges („White Lane“) oder auch einen düsteren Spukhaus-Thriller, mit dem sich das Album in Überlänge verabschiedet („What Hides In The Dark“).

Dass man auch ein Gespür für zeitgemäße Popmomente besitzt, zeigen Her Shadow mit dem feinen „Kinda Love You“, mit dem man sich sogar heimlich ins Radioprogramm einschleichen könnte, auch ohne Kompromissen an den eigenen Sound einzugehen.

„The Ghost Love Chronicles“ ist von vorne bis hinten eine leicht geheimnisvolle, einen umhüllende Veranstaltung und zum Herbst passende Überraschung. In Decke einlullen, ein warmes Getränk in die Hand, Kerzen angezündet – das ist die richtige Umgebung für diese Platte!

 

Trackliste:
1. Fifth Season
2. Raging Blue
3. White Lane
4. So Close
5. Devil Inside
6. Kinda Love You
7. Poisoned Moon
8. Vigilante
9. The Age Of Velvet
10. What Hides In The Dark

 

 

Photo-Credit: Riku Jokinen

 

4.2