Hendrik Otremba – Benito [Buchrezension] (März Verlag, 24.08.2022)

Nicht nur das Hendrik Otremba Sänger der Gruppe Messer ist – nein, darüber hinaus verbirgt sich hinter dieser reizenden Person auch ein bildender Künstler und Schriftsteller, der nun seinen neuen (und damit dritten) Roman veröffentlicht.

“Benito” heißt das gute Stück, in welches ich bereit während meines Urlaubs hineinschauen durfte… und welches mir so manchen unterhaltsamen Abend am See in der schwedischen Einöde beschert hat. Aber nicht nur um den blinden Benito soll es hier gehen, der sich im Laufe von 30 Jahren von einem weltoffenen Pfadfinder, hin zu einem sehr verschrobenen “Attentäter” entwickelt. Auch seine damaligen Freunde, die ihre Fahrtennamen (Kippe, Häuptling, Maus, Fliegentöter usw.) bis in die heutige Zeit beibehalten haben, spielen ein große Rolle, denn aufgrund eines erschütternden Ereignisses in der gemeinsamen Jugendzeit gibt es eine ewige Verbindung, die ihren Höhepunkt in einem irren Finale findet.

Erzählt wird die Geschichte in zwei Strängen – auf der einen Seite werden die Ereignisse der Pfadfindertruppe wärend einer Kanutour 1995 aus der Sprecher-Sicht beschrieben und eigentlich ist es ein Wunder, dass die Jungs den Heimweg überhaupt noch bestehen. Und auf der anderen Seite befinden wir uns im Hier und Jetzt (besser gesagt im Jahr 2026), wo einer der damaligen Protagonisten, nämlich Cherubim, den finalen Wahnsinn versucht rückwirkend zu beleuchten – alles unter der Überschrift “Wie konnten wir nur so enden” oder auch “Was hat uns nur so ruiniert“?

Quer durch das Ruhrgebiet begleiten wir Cherubim bei seiner Recherche und Aufklärungsarbeit, woraufhin er sich über die Dauer des Romans immer mehr in sich selbst verliert und dabei seine Sicht der Dinge auf den Prüfstand stellt und beginnt, sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen.

Hendrik lässt uns während der spannenden und kurzweligen 504 Seiten an der Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Verlust, Angst, Überforderung, Alltagssrassismus, Süchte, Einsamkeit, Depression… und einem Kernpunkt von “Benito”, dem Tod teilhaben – denn dieser schwebt kontinuierlich wie ein dunkler Schleier über dem Roman.
Mein Daumen geht hier ganz klar nach oben… mehr kann, will und werde ich dazu nicht sagen – lest einfach selbst!

 

Das Buch findet ihr hier direkt beim Verlag

Lesungen:
01.09.22, Berlin – Writer’s Thursday @ Borchardt
14.09.22, Berlin – LCB am Wannsee
29.09.22, Nürnberg – Z-Bau
30.09.22, Ulm – Aegis Buchhandlung
22.10.22, Köln – King Georg
… wird fortgesetzt.

Titelbild: K. Kaufmann

Bisher von Hendrik Otremba erschienen sind “Über uns der Schaum” (Verbrecher Verlag) und “Kachelbads Erben” (Hoffmann und Campe)