Helge Schneider – Torero (Railroad Tracks, 03.03.2023)

Über Helge Schneider kann man ebenso streiten wie man ihn lieben oder hassen kann. Was man immer neidlos anerkennen muss ist, dass er ein fantastischer Musiker und Instrumentalist ist. Das beweist er nahezu mit jeder neuen Veröffentlichung. Dabei war die letzte von 2021, „The last Jazz Vol. II“, scheinbar etwas ernst gemeinter und ich muss zugeben, das Album hat mich nicht umgehauen. Es hat mich musikalisch nicht so recht angesprochen, obwohl es vermutlich große Kunst war.

Nun legt er mit „Torero“ wieder ein typisches Helge-Schneider-Werk vor. Musikalisch bewegt er sich diesmal in südamerikanischen Gefilden (rhythmisch gesehen). Die Songs an sich sind wunderbar arrangierte und eingespielte Mischungen aus Jazz und Pop – man könnte es Bar-Jazz nennen.

Sehr relaxt und doch beschwingt wird musiziert. Die Melodien sind „Easy Listening“ also sehr eingängig und trotzdem spielt sich eine Menge in den Stücken ab. Piano, Gitarre, Flamenco-Gitarre, Trompete, Cello und Schwurbelorgel ergeben einen wunderbaren Sound zusammen mit dem herrlichen Rhythmus.

Da klingt mal eine Italo-Western-Melodie an („Horse“), der genannte spanische Flamenco („The last Torero“, dann auch noch mit E-Gitarre gewürzt), wunderbarer Jazz der Marke Louis Armstrong oder ähnliches gibt es („The guilty Doctor“)

Textlich und gesanglich bewegt sich das Album auf „Helge Top-Niveau“. Zu seiner Stimme und seinem Gesang muss man nicht viel sagen – das kann man nur lieben oder hassen. Inhaltlich bewegt sich das Ganze dann zwischen reinem Nonsens, schrägem Liebeslied oder Slapstick. Besondere Klanguntermalung erhält das sehr schräge Stück „The Wizard“. Ich will da mal nicht zu viel vorweg nehmen, aber in die wunderschöne Melodie wurden Geräusche und Sprachfetzen aus einem Raum aufgenommen und eingespielt, die ich so noch nicht in irgendeiner Musikveröffentlichung gehört habe. Die Musik dazu ist wie gesagt wunderbar melodischer, ambienter Klang von Piano und Gitarren.

Viel mehr gibt es nicht zu berichten, aber das ist an sich ja auch genug. Helge liefert eben Helge und das wollen wir ja auch von Helge.

Insgesamt vermutlich nicht sein stärkstes Album, aber eines das sich unter seinen Highlights behaupten werden kann und wird.

 

  1. The Last Torero
  2. American Bypass
  3. Horsres
  4. The Wizard
  5. The guilty Doctor
  6. The Eater
  7. LOTC
  8. She’s gone

https://helge-schneider.de

4.4