Erzählten uns Heisskalt auf ihrem zweiten Album noch “Vom Wissen und Wollen” und entführten sie uns zwei Jahre später in die “Idylle“, so war es in den letzten Jahren eher ein wenig still geworden um Matze, Marius und Philipp – hatte man doch die 2018 begonnene Auszeit bis ins letzte Jahr ausgedehnt.
Zugegebenermaßen hatte ich zwischenzeitlich schon die Befürchtung, dass die drei sich sang- und klanglos von der Bühne verabschiedet haben und Heisskalt somit eine zwar intensive, aber doch viel zu kurze Band-Geschichte erlebt haben sollten, was definitiv schade gewesen wäre – “Wäre” und “Hätte” bringt halt nix, wenn es nicht weiter geht!
Deshalb war ich umso begeisterter, als ich im Sommer hörte, dass an neuen Stücken gearbeitet wurde! “Wasser, Luft und Licht” hieß das erste gute Stück und setzte direkt wieder da an, wo man die Jungs (die mittlerweile live durch die Bassistin Lola unterstützt werden) erwartet – nämlich im musikalisch druckvollem und textlich überaus durchdachtem deutschsprachigen Rock.
Die Energie ist zurück, dass worauf ich beim Hören von Heisskalt immer so stolz gewesen war – und was mir bei “Idylle” definitiv irgendwie gefehlt hatte. Die Luft war damals halt irgendwie raus. Umso geiler, dass sie scheinbar zuück gekommen ist – die Luft, die Energie, die Hoffnung auf eine musikalisch erfolgreiche Zukunft, die gerade auf jeden Fall eine schicke Entwicklung macht.
Naja, über das Songwriting und Komponieren hinaus hatten die Drei ja auch das Glück, dass der Blackout Problems-Sänger Mario ein Freund der Band ist und er die Jungs somit als Label-Chef für die Produktion in sein Munich Warehouse Studio geholt hat.
Somit konnte der Neuanfang ja eigentlich nur gelingen!
Ein Neuanfang, der übrigens bitter nötig war – hatte sich doch Gitarrist Philipp vor fünf Jahren aus diversen Gründen vorübergehend von der Band verabschiedet. Glücklicherweise konnte der übrig gebliebene Heisskalte Rest aber letztes Jahr die Mitovationskeule heraus holen – und nun sind die drei Gründungsmitglieder in voller Besetzung und mit ebenso voller Energie wieder dabei.
“Alle Zeit” war nicht einfach… vielleicht ist genau diese Nummer deshalb auch der Opener auf „Vom Tun und Lassen“ geworden – denn die vergangene Zeit war für alle eine Harte und die therapeutisch-musikalische Aufarbeitung hilft garantiert bei der vollständigen Genesung.
Aber eigentlich sind wir alle doch ziemlich am Arsch… haben wir den Kampf längst schon aufgegeben – fliehen wir doch vor der Wahrheit wie “Vampire” vor dem Tag.
Mit ähnlich düster-depressiven Gedanken geht es dann mit “Lehnen im Licht” und “Wasser, Luft und Licht” weiter… aber Heisskalt wären nicht sie selbst, wenn am Ende der Songs nicht doch ein kleines Licht aufflammt und Hoffnung macht – eine Hoffnung, die spätestens der “Sommer” mit den ersten warmen Sonnenstrahlen mitbringt.
Wäre da nicht „Dieses Gefühl“, dass wir am Ende immer “Vom Schlimmsten” ausgehen müssen und man dann “Mit Worten und Granaten” zu einem durchgedrehten Abschluss kommt. Mit letztgenannter Nummer betreten die Jungs ein wenig Neuland, taucht man doch ein paar Meter in den Hardcore ein, bevor man einen gekonnten und geordneten Rückzug vollzieht.
Auf der Suche nach dem Miteinander und dem Zuhause geht es dann „Heim“ – in bewegten und verwirrenden Zeiten, braucht es einen Ort voller Geborgenheit und Wärme… die Hoffnung darauf stirbt zuletzt! Mit all unseren „Teilchen“ ist es unsere Aufgabe, alles zusammen zu halten – und auch wenn vieles verfällt, so ist es auch eine Chance mit besagten Teilchen neue Verbindungen einzugehen. Wenn wir die Menge aller positiven Teilchen aktivieren, dann werden wir immer mehr sein, als die negative Seite – so haben wir am Ende die Chance, das Chaos doch noch irgendwie zu beherrschen.
Bei mir reißen Heisskalt mit „Vom Tun und Lassen“ Türen ein – Türen, die lange geschlossen waren. Und ich freue mich jetzt schon drauf, die vier dann irgendwann im Sommer endlich wieder live zu sehen…
…das wird gut!
Titel:
1. Alle Zeit
2. Vampire
3. Lehnen im Licht
4. Wasser, Luft und Licht
5. Sommer
6. Dieses Gefühl
7. Vom Schlimmsten
8. Mit Worten und Granaten
9. Heim
10. Teilchen
Foto: Yasmin-Sara Ergen
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