Handwritten meets… Manuel Möglich!

Der Journalist und Buchautor MANUEL MÖGLICH hat gerade sein neues Buch „Alles auf Anfang – Auf den Spuren gelebter Träume“ fertig gestellt und sich passend dazu ein wenig Zeit für uns und ein paar Fragen unser „Handwritten meets…!“ Rubrik genommen… viel Spaß damit!

 

 

Moin Manuel, schön dass du ein wenig Zeit gefunden hast und uns für ein paar Fragen zur Verfügung stehst.

Da du ja jetzt nicht unbedingt als Musiker bekannt bist, gehe ich mal davon aus dass dich hier von unseren Lesern nicht jeder kennt – wie lässt sich deine Vita kurz und in knackigen Worten zusammenfassen?

Musikaffin, aus einem Praktikum bei einer Plattenfirma wurde ein Job, der mich allerdings recht schnell gelangweilt hat. Bin auf dem Weg zum Musikjournalismus gekommen. Vor, parallel und auch noch nach dem Studium habe ich von u. a. Spex über das Ox und viel 1LIVE einiges in dem Feld beackert. Irgendwann kam neben Print und Radio Bewegtbild hinzu und nach und nach konzentrierte ich mich mehr auf gesellschaftlich relevantere Themen. Heute produzieren mein Team und ich mit meiner kleinen Firma (Sendefähig GmbH in Bremen und Berlin) überwiegend Dokus und Reportagen für die Öffentlich-rechtlichen, u. a. das Y-Kollektiv bei Youtube und ab dem 30.4. startet im Das Erste eine neue Reportagereihe, die Rabiat heißt. Wenn mich Leute kennen, dann meistens wegen meiner Arbeit als Reporter und Autor von Wild Germany, einst auf ZDFneo und heute gibt es einige Folgen auch bei Netflix.

 

Oder liege ich hier vielleicht komplett falsch und du hast bereits eine ausschweifende Musiker-Karriere – wenn auch nur im Verborgenen – mit ordentlich Rock`n`Roll und allerlei Exzessen hinter dir? 😉

Als Teenager kurz mal Bass in einer Punk-Band gespielt – der eine spielt Bass, der andere besser.

 

Nee jetzt mal Ernst beiseite, in deinem früheren Leben hattest du ja schon mit so imposanten und beeindruckenden Künstlern wie Lou Reed, Metallica, oder auch Oasis zu tun und ich denke, auch deine Zeit bei 1LIVE hat einiges interessantes mit sich gebracht – gibt es da bestimmte Erlebnisse, die dir für immer in Erinnerung bleiben werden… die du uns vielleicht nicht vorenthalten möchtest?

Die besagten Bands zu treffen war schon gut. Lou Reed vor allem eine Erfahrung, weil alles was man über ihn im Umgang mit Journalisten liest, tatsächlich stimmt. Besonders für mich waren die Begegnungen mit Henry Rollins und Kim Gordon von Sonic Youth, weil die mir persönlich mal sehr viel bedeutet haben. Noel Gallagher interviewete ich zweimal, ich hoffe er macht irgendwann Stand-up – nach der Oasis Reuinion.

 

Wo wir nun schon einmal dabei sind und wie es sich für ein Musikmagazin gehört, darf die Frage nach dem für uns wichtigsten Thema – deinem eigenen Musikgeschmack – hier natürlich nicht fehlen. Bei welchen Songs erholst du dich am besten vom stressigen Alltag, wer motiviert dich musikalisch gesehen zu neuen Aktivitäten – und welches war eigentlich dein erstes Album?

Bis auf Reggae kann ich mit ziemlich vielen Genres was anfangen. Erstes Album, ich kann mich nicht mehr erinnern. Vermutlich irgendein Schrott. Erstes richtiges Konzert als Fan war 1992 oder 93 Guns N’ Roses in Frankfurt.

 

Aber nun zu dir und deiner aktuellen Profession. Kennengelernt habe ich dich durch die Fernsehserie „Wild Germany“, auf welche ich damals eher zufällig über ZDFneo gestoßen war. Wie hast du überhaupt den Weg zum Fernsehen gefunden, warst du da einfach zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort?

Über das Schreiben. Als VICE Mitte der 2000er auch in Deutschland erschien, habe ich für die ersten Hefte ein paar kurze Texte geschrieben. Wild Germany wurde von VICE produziert, ich kannte einige Leute dort und so entstand das alles eher zufällig.

 

Okay, zugegebenermaßen habe ich ja dann im Vorfeld schon ein wenig recherchiert. Du hast Medien- und Kulturwissenschaften studiert, da lag eine solche Karriere ja irgendwie nahe, oder?! War es schon quasi von „Kindesbeinen“ geplant, dass du in diese Richtung gehen wolltest?

Nein.

 

Ich denke zur Anfangszeit war es bestimmt nicht ganz einfach, man muss sich ja gerade im Fernsehgeschäft erst einen Namen machen bevor die Anfragen und größere Aufträge reinkommen, oder? Wenn sowas dann sogar beinahe zum Deutschen Fernsehpreis führt, was will man denn dann noch mehr, oder?!

Tatsächlich war es gar nicht so schwer. Wir haben uns nicht für die Fernsehwelt interessiert und unser Ding gemacht. Es gibt schon noch ein paar Sachen, die ich gerne machen wollen würde, wenn es um die Thematik geht: Klassische Dokus, fürs Netz weitere besondere und seriöse Reportagen produzieren oder mutige und andere Geschichten fürs lineare Fernsehen erzählen.

 

Ich drifte ein wenig ab… nun aber direkt zu deinem neuen Buch! Ohne jetzt groß spoilern zu wollen, aber hast du vielleicht Lust unseren Lesern kurz zu erzählen, worum es in „Alles auf Anfang – Auf den Spuren gelebter Träume“ geht?

Es ist ein Aufruf mutig zu sein um Dinge anders zu machen, das Scheitern riskieren und neue Erkenntisse gewinnen. Ich begleitete Menschen und Gruppen, die die Welt im besten Falle positiv verändern wollen. Wenn Politiker keine Visionen mehr haben und Utopien wagen, müssen es andere Leute sein, die manche als Spinner bezeichnen – für andere sind sie Pioniere, die neue Felder erschließen wollen.
Ich war im Iran, den USA, Portugal, der Schweiz, Italien, Dänemark und recht viel in Deutschland unterwegs. Es ist allerdings weniger Reisebericht als mein erstes Buch, ich versuchte näher an den Leuten zu sein.

 

Schaue ich mir den Titel an, dann klingt das Buch ja im ersten Moment nach einem „Reset“, nach einem Neuanfang. Wie oft warst du selbst schon an dem Punkt, an dem du gesagt hast „jetzt wird es Zeit, mich mal komplett runter zu fahren und mich selbst mal wieder ein wenig zu erden“?

Oft. Es geht aber auch um die Frage: Warum nicht etwas ganz anderes, vielleicht besseres, ausprobieren? Wenn wir bald 200 Jahre alt werden (eine Story dreht sich um das nahezu unendliche Leben, es ist die Geschichte um Forscher und Investoren u. a. aus dem Silicon Valley, dann wird sich unser aller Dasein drastisch verändern. Wenn über A.I. gesprochen wird, ist die Zukunft ja schon jetzt da.

 

Auf der anderen Seite ist es ja irgendwie auch ein Anreiz den gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen und endlich das Leben zu führen, welches man sich schon immer gewünscht hat – kribbelt es da bei deinen Reisen nicht so manches Mal in den Fingern, dir ein schönes Plätzchen zu suchen und dort neu anzufangen?

Klar. Aber mir fehlt ein Masterplan, sage ich mir dann. Wohlmöglich bin ich aber nur zu feige um es durchzuziehen.

 

An die Frage anknüpfend stelle ich mir das Show-Biz bzw. die mediale Präsenz nicht nur als positiv vor, sondern sehe darin auch eine gewisse Gefahr, dass man sich oftmals mehr zumutet, als einem im Endeffekt gut tut. Würdest du mir da zustimmen – oder anders gefragt, was würdest du Leuten raten die gerne auch im medialen Bereich tätig sein möchten?

Mit dem Show-Biz habe ich nichts zu tun. Als Journalist kann ich im besten Fall mit einer Geschichte Menschen auf Missstände aufmerksam machen, kann zum Nachdenken anregen. Wenn jemand in diese Richtung gehen will – aktuell ist es der beste und blödeste Zeitpunkt überhaupt. Vieles ist in dem Segment im Umbruch, die „Lügenpresse“ erreicht einige Menschen zudem nicht mehr. Ich versuche das als Chance zu verstehen und denke, dass man mit Subjektivität und Transparenz einige Zweifler evtl. doch noch ansprechen kann. Es bleibt spannend, gute Leute gehen meist eh ihren Weg, egal was sie machen. Und ein paar gute Leute mehr könnten wir in unserem Team auf jeden Fall noch gebrauchen.

 

Hilft es da vielleicht auch, seine Erlebnisse und Gedanken auf Papier zu bringen und somit den Kopf wieder „frei“ für neue Ideen und Dingen zu bekommen? – im übertragenen Sinne geht es mir ja auch so, dass ich durch die Schreiberei ganz viele neue Ideen und Inspirationen bekomme und über unangenehme Dinge gut „hinwegdenken“ kann.

Nein, nicht wirklich. Das Schreiben ist für mich mehr ein Hobby und eigene Sache. Ich habe schon immer gerne geschrieben. Manchmal entspannt es auch am Rechner zu sitzen – an anderen Tagen ist es, gebe ich zu, eine Qual. Der nächste Schritt wäre wohl mal eine fiktionale Geschichte zu probieren.

 

Ich denke bei deinen Abenteuern geht es ja bestimmt nicht immer nur idyllisch und entspannt zu. Gab es eigentlich schon Momente bei denen es eng bzw. gefährlich für dich oder dein Team wurde? Wie geht man damit um und wann wäre der Augenblick gekommen, wo die Vernunft über die Abenteuerlust siegen würde – wo du solche Reisen nicht mehr machen würdest?

Tatsächlich nein. Ich war in mehr als vierzig Ländern der Welt und wenn man sich ein wenig an die Regeln hält, Menschen mit Respekt begegnet und nicht den Vollidioten raushängen lässt, läuft es meist von selbst. Natürlich gab es schwierige Situationen (bei Drehs), aber Angst hatte ich nur einmal. Die Geschichte erzähle ich im Buch, es geht um die Besetzer im Hambacher Forst zwischen Aachen und Köln, die dort seit Jahren gegen den RWE-Braunkohleabbau demonstrieren. Die Auflösung findet man im Buch.

 

In deiner Branche arbeitet man regelmäßig zu Zeiten, wo andere sich schon genüsslich ihr Feierabend-Bierchen gönnen. Hast du nicht gelegentlich Lust alles hin zu schmeißen und einem „ganz normalen“ Job mit festen Arbeitszeiten, Urlaub und geregeltem Einkommen nachzugehen – oder anders, ist ein solcher Beruf in irgendeiner Weise familienkompatibel?

Der Eindruck täuscht, ich habe ja einen ganz normalen Job. Wenn gedreht wird, kann es etwas chaotisch sein. Aber ein Großteil meiner Arbeit passiert am Schreibtisch oder in der Postproduktion. Ich bin echt oft gegen 9/9.30 Uhr im Büro und dann um 18/18.30 Uhr draußen.

 

Wie sieht eigentlich die Zukunft von MANUEL MÖGLICH aus – was kommt nach dem Buch? Eine Lesereise, wieder mehr Präsenz im Fernsehen? Wo führt die Reise hin… wenn man „Alles auf Anfang“ gesetzt hat, dann bleiben einem ja erstmal alle Möglichkeiten offen, oder?!

Nach dem Buch ist vor der Lesereise und vor dem nächsten Buch. Ich habe eine vage Idee für möglicherweise einen Roman, mal schauen. Ansonsten bin ich aktuell in der finalen Postproduktionsphase für die von uns für die ARD entwickelte Reportagereihe Rabiat, die am 30.4. um 22.45 Uhr im Das Erste startet. Es sind sechs 45-Minüter von unterschiedlichen AutorInnen. Zwei Filme kommen von mir als Reporter und Autor, die anderen verantworte ich inhaltlich und als Produzent. Und wie weiter oben schon erwähnt, ich würde gerne mehr in Richtung klassischer Dokumentarfilm gehen, also mehr hinter der Kamera und produzieren. Aber demnächst sieht man mich dann erstmal vor der Kamera in der ARD – wer Wild Germany mochte, sollte sich das mal angucken. Langweilig wird es mir erstmal wohl nicht werden.

 

Zum Ende des Interviews würde ich dir gerne ein paar Sätze in den Mund legen, die du vielleicht liebenswürdigerweise zu Ende beantworten möchtest?!

Berlin ist die schönste Stadt der Welt… wenn man sich Berge und eine Meer hinzudenkt.

Wenn ich irgendwann einmal ganz viel Zeit habe werde ich… meinen Keller aufräumen.

Wäre ich Musiker, dann würde ich gerne (welches Instrument)… spielen! Schlagzeug und Klavier.

Folgende Person beeindruckt mich und ich würde daher gerne einmal kennenlernen… Werner Herzog.

Welche Schlagzeile würdest du gerne irgendwann mal in der Zeitung (vielleicht über dich) lesen… “Möglich tippt sechs Richtige und verzockt seinen Lottogewinn in nur einer Casinonacht.”

 

Vielen Dank für das ausführliche und interessante Interview! Möchtest du unseren Lesern noch etwas auf den Weg mit geben?

Die Löcher sind das Wichtigste an einem Sieb.

 

“Alles auf Anfang” – Lesereise
23.04.18 – Hamburg, Uebel & Gefährlich
25.04.18 – Düsseldorf, zakk Club
26.04.18 – Köln, Gloria-Theater
04.05.18 – Franfurt, HoRsT
06.05.18 – Dresden, Altes Wettbüro
24.05.18 – Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
27.05.18 – Osnabrück, Lagerhalle Osnabrück
28.05.18 – Münster, Pension Schmidt
29.05.18 – Darmstadt, Centralstation Darmstadt
09.10.18 – Kiel, Studio Filmtheater

Zu haben ist das neue MANUEL MÖGLICH Buch “Alles auf Anfang – Auf den Spuren gelebter Träume” ab dem 27.03.2018 über den Rowohlt-Verlag

 

Foto: Dennis Dirksen

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