Grim Reaper – At The Gates (Dissonance Productions, 13.09.2019)

Das Besondere an „At The Gates“ ist nicht das Album an sich, sondern dass es überhaupt erscheint. Vor zwei Jahren musste Sänger und einziges Originalmitglied Steve Grimmett bei einem Aufenthalt in Ecuador aufgrund einer lebensgefährlichen Infektion das linke Bein unterhalb des Knies abgenommen werden. Der Mann ließ sich davon aber nicht abbringen, einfach wie vorher weiterzumachen – mit Prothese am Bein, wenn es besonders anstrengend wird, auch im Rollstuhl auf der Bühne. Daumen hoch!

Man darf sich als über eine Fortsetzung von Steve Grimmett’s Grim Reaper (so der volle Bandname) freuen. 2016 feierte man mit „Walking In The Shadows“ schon mal eine ganz angenehme Wiederbelebung der 80er-Truppe, „At The Gates“ setzt das Ganze linientreu fort. Noch immer gibt es geradlinigen, bodenständigen Heavy Metal britischer Prägung. Rifflastig, meist ziemlich eingängig und mit viel rockigem Flair versehen. Dafür stand der Bandname für die drei Platten in der ersten Dekade des Bestehens und das tut er auch noch heute.

Stilistisch lehnt man sich also schon mal nicht weit aus dem Fenster. Die Frage ist, ob Performance und Songs passen. Und das machen sie auch. Gitarrist Ian Nash (spielte zusammen mit Grimmett schon in Lionheart) tut sich immer wieder mit knackigen Riffs und feinen Soli hervor und die Stimme des Bandkopfs klingt immer noch fast genauso markant und charismatisch wie früher.

Die Songs schlagen alle keine großen Haken und gehen direkt nach vorne. Manchmal etwas härter, dann auch mal schon fast stadionverdächtig wie bei „Venom“. Das ist den verwendeten Gesangsharmonien geschuldet, welche man immer wieder vorfindet. Besonders effektiv in „Knock At The Door“ oder dem melodischeren „The Hand That Rocks The Cradle“.

Im hinteren Drittel verliert das Album etwas an Drive und die Songs wirken gleichförmig. Das schleppende „Shadow In The Dark“ versöhnt an am Ende aber wieder etwas, so dass „At The Gates“ doch als angenehme Veranstaltung über die Ziellinie geht. Von Grim Reaper erwartet wohl kaum jemand echte Großtaten. Aber in dieser Form kann sich die Band immer noch bei der traditionellen Klientel sehen lassen.

 

Trackliste:
1. At the Gates
2. Venom
3. What Lies Beneath
4. The Hand That Rocks The Cradle
5. Knock at the Door
6. Rush
7. Only When I Sleep
8. Line Them Up
9. Break Neck Speed
10. Under the Hammer
11. Shadow in the Dark

 

3.8