Grendel’s Sÿster – Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer (Cruz sel Sur Music, 30.08.2024)

Mit ihrer 2020 veröffentlichten EP „Myrtle Wreath“ konnte die süddeutsche Band Grendel’s Sÿster bei uns etwas Aufsehen erregen. Denn in Zeiten von Trigger-Drums und digital glatt gezogenen Produktionen im Metal-Bereich fiel das Quartett mit seinem kauzigen Sound komplett aus der Reihe. Statt nach großen Maschinenpark klingt das hier nach einem beschaulichen Spaziergang über von Feen bevölkerten Wiesen und zwischen moosigen Burgruinen, in den Hexen und Zauberer wilde Messen feiern.

Das hat sich glücklicherweise auf dem Debütalbum „Katabasis Into The Abaton“ nicht geändert, eher noch verstärkt, auch wenn man sich hier teils etwas metallischer und geradliniger gibt. Wobei dies vielleicht eher für den eigenen Fortschritt in Sachen Songwriting steht, welches etwas besser auf den Punkt kommt, ohne dass der eigene Charme verloren geht.

Im Kern steht immer noch altmodischer, verschrobener Metal mit deutlichem Hang zu folkloristischen Melodien und teils psychdelischer Atmosphäre. Das klingt durchaus ungewöhnlich für heute Ohren. Besonders wenn Frontfrau Caro hinzukommt, welche über historische, mythologische und philosophische Themen singt, die manchmal ziemlich märchenhaft, dann wieder recht heroisch klingen. Mit ihrer Stimme zwischen Metal-Amazone und Zauberin erweckt sie die Geschichten adäquat zum Leben, was recht sympathisch klingt.

Kombiniert mit den folkigen Melodien und treibenden Rhythmen entstanden begeisternde Stücke wie das hymnische „The Plight Of A Sorcerer“, das melodisch verspielte „Rose Arbor“ oder auch das episch angehauchte „In Praise Of Mugwort“. Mit dem akustischen „Golden Key (Won’t Fit)“ teilt man das Album in zwei Hälften. In zweiterer wird es etwas schleppender im Ton.

Damit die Musik von Grendel’s Sÿster erst so richtig ihren Charme entfaltet, sollte man zur digitalen oder zur CD-Version greifen. Denn dort sind die Songs noch einmal in deutscher Sprache enthalten, wobei die Performance der Sängerin noch etwas entfesselter wirkt. Aber die Daumen gehen in beiden Versionen steil nach oben.

Solch eigensinnige und recht einzigartige Bands haben jede Unterstützung verdient!

 

Trackliste:
1. Boar’s Tusk Helmet
2. The Plight of a Sorcerer
3. Rose Arbor
4. Night Owl’s Beak
5. Golden Key (Won’t Fit)
6. The Fire That Lights Itself
7. In Praise of Mugwort
8. Cosmogony

Deutsche Version (nur digital und auf CD erhältlich):
1. Eberzahnhelm
2. Die Bürde des Schwarzkünstlers
3. Rosenhag
4. Nachteulenschnabel
5. Güldenes Schlüsselein (klemmt)
6. Unentfacht Flammend
7. Beifußweise
8. Kosmogonie

 

 

Photo-Credit: Tilman Weigele

 

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