Green Day

Green Day – Dookie (Reprise, 01.02.1994)

Und jetzt bin ich also dran mit der Handwritten Classic Reihe. Die Kollegen haben schon ordentlich vorgelegt und ihre halbe Lebensgeschichte, verbunden mit Klassikern aus Punk und Metal aufgeschrieben.

Welches Album soll ich also nehmen? Ich habe immer Punkrock gehört. Meine ersten Sachen waren aber Metal-Scheiben, für die man sich heute zum Teil verstecken würde. “The Northstar always guides me….” und so. Verbinde ich also viel mit Manowar? Nicht wirklich. Verbinde ich viel mit Metallica? Nee. Und so kam mir die Idee zu “Dookie” von Green Day. Wobei dieses eine Album und diese eine Band exemplarisch für eine Zeit steht.

Green_Day_-_Dookie_cover
Als Dookie das Licht der Welt erblickte war ich 14, hatte gerade eine Jeanskutte mit Aufnähern von Alice Cooper, Helloween und Metallica zu den Akten gelegt und Waynes World war zwei Jahre nach meinem Kinderkinobesuch noch immer der geilste Film der Welt. Die neongelbe VHS habe ich bis vor wenigen Jahren immer wieder mitgeschleppt bei Umzügen, von denen ich mittlerweile einige hatte.

Jetzt aber 14. Hormone. Heimliche Zigaretten hinter der Schulturnhalle und Skateboards waren irgendwie cooler als lange Haare. Jeder der die Zeit aktiv als Teenie erlebt hat, weiß das es auch immer noch die Grungeleute gab. Vor allem die Mädchenwelt heulte sich die Augen aus dem Kopf, als sich zwei Monate nach dem Release dieser Platte der gute Kurt die Kugel gegeben hat. An dieser Stelle muss ich auch gestehen, dass ich immer versucht habe Kurt Cobain cool zu finden. Aber das Lesen seiner Biografie hat es nur schlimmer gemacht. Komischer Vogel. Aber Songs wie “Smells Like Teen Spirit” fand ich natürlich trotzdem cool. Und auch sage ich zu jedem Hitalbum einer Band “….das ist euer Nevermind”. Tja. Da hat er doch Einfluss auf mich gehabt.

Mich hat aber der Punk mehr begeistert. Vielleicht auch, weil ich eher einer von den Quatschköppen aus der letzten Reihe war, als einer der spannenden Einzelgänger, von denen man sich wilde Geschichten erzählte und immer vermutete das sie im Sarg schlafen.

Zur Bedeutung von Songs wie “Basket Case” und “When I Come Around” muss man noch etwas wissen. Ich komm vom Dorf. Und zwar richtig. Wir waren so klein, dass selbst der zuständige Jugendpfleger keinen Bock hatte uns in unserem kleinen, schäbigen Raum in der Ortsmitte zu besuchen. Das hatte aber den Vorteil, dass wir Partys feiern konnten. Und das wurde ausgenutzt. Diese Dorfpartys sahen in den Sommermonaten so aus, dass viele viele Menschen zwischen 14 und Mitte 20 einfach soviel zu lauter Musik tranken, dass sie das dörfliche Umfeld kurz mal aus den Augen verloren haben und sich beim Mitsingen wie kleine Rockstars fühlten. Was natürlich auch jeder in seiner kleinen Welt irgendwie war. Bis zum morgen, wenn Mutti den “Du hast gesoffen” Aufstand des Jahrhunderts machte.

Dazu war “Dookie” der perfekte Soundtrack. Mein persönlicher Soundtrack zum ersten Knutschen. Die erste “Der Kleine wird abgefüllt”-Kotzerei und auch leider die ersten negativen Erfahrungen mit der Trinkerei. Aber egal. Das war Punk. Wir machten keinen Unterschied damals. Die Toten Hosen, die Ärzte, Green Day und die Dead Kennedys waren für mich mit 14 alle Punk. Kein Pop-Punk. Kein Skatepunk. Kein Melodycore. Irgendwie war das ja schon einfacher.

Der einsetzende Bass von “She” war das Zeichen. Jeder Dorfbewohner sitzt also mit einem Krombacher oder einer viel zu starken Bacardi-Mische auf einem Sperrmüllsofa und versucht die Zigarette möglichst männlich zu rauchen und plötzlich “She”. Alles reisst also mindestens den Arm in die Luft (Faust geht ja nicht, weil Alkohol drin) und fängt an Mitzubrüllen. Bisschen Arschwackeln dazu, aber nicht mehr, weil das ja uncool wäre. Dann al nächster Song vielleicht “Longview” und weiter geht es. Pogo! Niemand hat mir damals gesagt wie uncool es aussieht, wenn 4-5 Teeniejungs angesoffen (manchmal zur Hälfte gespielt) mit den Schultern wie die Ochsen gegeneinander springen. Völlig uncool. Hat man aber mal auf MTV gesehen.

 

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Was bedeutet mir also diese Platte heute? 21 Jahre später. Die Musik die Green Day damals mitgebracht haben, steht heute für mich für diese Zeit. Genau wie diese Songs, diese einfachen Melodien, war das Leben irgendwie einfacher. Einfacher und doch irgendwie eingängig. Du lernst dazu und merkst das alles doch nicht so einfach ist. Verantwortung, Verpflichtungen und keine 3 Akkordepartystimmung den ganzen Tag. Und was lernen wir daraus? Das Leben und Green Day werden nie wieder so schön und leicht wie damals 1994. Prost