Great Collapse – Holy War (End Hits Records, 02.10.2015)

Wo Thomas Barnett draufsteht, ist auch Thomas Barnett drin. So, oder so ähnlich könnte man die Essenz von „Holy War“ zusammenfassen.

Aber zurück zum Anfang: Natürlich muss man sich bewusst sein, dass Great Collapse nicht Strike Anywhere sind. Dennoch liegt der ständige Vergleich nahe, ist es doch Barnetts distinktive Stimme, die beiden Bands ihren einzigartigen Charakter verleiht.

Jedoch stehen bei Great Collapse auch noch einige andere, bekannte Gesichter auf der Bühne. Chris Chasse zum Beispiel, der sich für viele Gitarrenhooks- und Melodien auf Rise Againsts „Siren Song of the Counter Culture“, sowie „The Sufferer and the Witness“ verantwortlich zeichnet.

Und das schlägt sich auch im Sound von Great Collapse wieder: Denn die klingen durchproduzierter, geschliffener und zeitweise poppiger als Strike Anywhere. Darin ist einer der zentralen Unterschiede festzumachen. Die Gitarren sind druckvoll aber zugleich sauber, präzise und glatt. So wie man sie von der „Siren Song…“ auch kennt. Darüber hinaus erinnert so manches Riff-Pattern, zum Beispiel in „Generation In Crosshairs“, an die Gitarrenarbeit früherer Rise Against-Platten. Insofern sind auf „Holy War“ neben Barnetts Handschrift auch noch andere vorhanden.

Generell klingt dieses Album unglaublich homogen, um hier die weniger schlimme Floskel zu verwenden (schlimmer wäre „aus einem Guss“ gewesen). Man merkt, dass diese Band aufgrund der Tatsache, dass alle Bandmitglieder auch noch in anderen Projekten involviert sind, episodisch arbeitet und die Songs über einen sehr komprimierten Zeitraum entstanden sein müssen.

Umso schöner ist es dann zu hören, dass der hymnische Charakter von Strike Anywhere auch in vielen Great Collapse-Songs vorhanden ist. Wer ein Paar Mal „Break in Case of Emergency“ gehört hat, wird den Ohrwurm-Refrain des Songs so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Dazu gibt es gewohnt sozialkritische Texte, die im Booklet nicht nur abgedruckt, sondern darüber hinaus mit einem erklärenden Text von Barnett versehen sind. Ein Konzept, dass man auch schon von Genrekollegen wie natürlich Strike Anywhere, Anti-Flag oder auch Propagandhi kennt. Ob man das mag oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden.

Dass das Quintett das Rad auf „Holy War“ nicht neu erfindet dürfte wenig überraschen, jedoch bekommen Freunde des melodischen Punkrocks und insbesondere Fans von Strike Anywhere ein Album mit einigen sehr starken Momenten geboten.

Am Ende ist es Barnetts einzigartige Stimme, die gewohnt zwischen Aggressivität, Verzweiflung und Melodie flottiert und Great Collapse ein Alleinstellungsmerkmal verleiht.

Wo Thomas Barnett draufsteht, ist eben auch Thomas Barnett drin.

4.4