Grave Pleasures

Grave Pleasures – Dreamcrash (Sony Music, 04.09.2015)

Als Beastmilk vor rund zwei Jahren in die Szene preschten, war das Echo groß. Und das, obwohl man sich „nur“ mit Genuss – aber mit viel Schmackes – tief in den düsteren 80ern suhlte. Gotisch angehauchter Postpunk mit viel Biss stand auf dem Programm. So schnell man nach oben stieg, so schnell schien die Band auch wieder zu zerschellen.

Übrig geblieben sind nur noch Sänger Mat „Kvohst“ McNerney (u.a. Hexvessel, Code, Doheimsgard) und Bassist Valtteri Arino. Vor allem der Abgang von Hauptsongwriter/Gitarrist Johan „Goatspeed“ Snell rief die Befürchtung hervor, das sei es nun gewesen. Doch zusammen mit der ehemaligen The-Oath-Gitarristin Linnéa Olsson scheint das richtige Puzzleteil zur Fortsetzung von Beastmilk gefunden zu sein.

Trotzdem: der alte Name ist tot. Grave Pleasures verstehen sich als neue Band. Das passt auch. Der ruppig-düstere Grundtun ist immer noch vorhanden. Bands wie Killing Joke, Joy Division oder die ganz alten Sisters of Mercy bilden immer noch ein Teil des musikalischen Gerüsts. Hinzu kommt eine Portion muskulöses Timbre á la Danzig sowie ein Bekenntnis zu Indie und (ganz neu!) Pop. Ja, Pop. Während der Türöffner „Utopian Scream“ noch gewohnt ruppig tönt, kommt der zweite Titel „New Hip Moon“ mit einem leidenschaftlich melodiösem Refrain um die Ecke. Gar nicht verkehrt und an sich keine schlechte Entwicklung. „Crisis“ klingt gar wie eine freundliche Version von Joy Division, während das enorm eingängige und hittige „Lipstock on your tombstone“ etwas an The Cure erinnert. „Düsterheimer-Wurzeln neu verpackt“ lautet da wohl die Devise.

Am anderen Ende des Spektrums steht dagegen ein unwiderstehlicher Rocksong wie „Taste The Void“, der zeigt, dass Grave Pleasures trotz der Stilkorrektur (oder Verfeinerung) eine trotzige Rockband sein können. Hinzu kommt, dass die Musik unter der Oberfläche nach wie vor eigenwillig und ungehobelt wabert und so auch die alten Fans abholen dürfte.

So ist „Dreamcrash“ am Ende doch ein recht lässiges Album geworden, auch wenn es bei den ersten paar Hördurchgängen nicht die Strahlkraft und das mitreißende Element seines Beastmilk-Vorgängers besitzt. Der Neustart ist allerdings trotzdem gelungen.

In diesem Sinne: Beastmilk sind tot, lang leben Grave Pleasures!

Grave Pleasures - Dreamcrash

1. Utopian Scream
2. New Hip Moon
3. Crying Wolves
4. Futureshock
5. Crisis
6. Worn Threds
7. Taste The Void
8. Lipstick On Your Tombstone
9. Girl In A Vortex
10. Crooked Vein
11. No Survival

3.9