Grave Digger – Heavy Metal Breakdown [2018 Remasterd] (Noise/BMG, 25.05.2018)

Grave Digger sind seit vielen Jahren eine der beständigsten Heavy-Metal-Bands Deutschlands. Die Geschichte der Truppe um Sänger Chris Boltendahl reicht zurück bis ins Jahr 1980. Damit gehört man durchaus zu den Pionieren der einheimischen Szene und es war kein Wunder, dass man in die Fänge des damals noch jungen, aufstrebenden Labels Noise Records geriet. Im Rahmen der Wiederveröffentlichungs-Serie der aktuellen Rechteinhaber war es nur eine Frage der Zeit, bis man sich auch das Oeuvre dieser Band vornimmt.

Und so griff man sich ganz aktuell die ersten beiden Platten von Grave Digger und bringt sie runderneuert neu heraus: „Heavy Metal Breakdown“ von 1984 und das ein Jahr später veröffentlichte „Witch Hunter“. Wie üblich als CD-Digipacks und auf farbigem Vinyl. Aufgepeppt mit ein paar Bonustracks, natürlich. Uns lagen wieder die CD-Versionen vor. Die Verpackung ist mittlerweile etwas einfacher geworden und es liegt ein Booklet mit ein paar Linernotes sowie den Texten bei. Letzteres scheint hier endlich Usus geworden zu sein. Das passt also schon so.

Gegründet wurde die Band von Powerröhre Boltendahl, zusammen mit Gitarrist Peter Masson. Hinzu kamen die mittlerweile verstorbenen Willi Lackmann (Bass) und Philip Seibel (Schlagzeug). Erste Gehversuche der neuen Band bekam man 1983 auf der Compilation „Rock From Hell – German Metal Attack“ geliefert. Beide Songs findet man passenderweise im Bonusmaterial der CD.

Richtig Fahrt nahm das Ganze aber erst mit der Veröffentlichung des Debütalbums auf. Und das ist aus heutiger Sicht gar nicht von schlechten Eltern. Label-Boss Karl Walterbach traute der Band wohl einiges zu, denn die Platte wurde sogar von ihr selbst produziert. Zu hören gibt es knackigen Metal der quasi „Gründerzeit“. Scharfe Gitarrenriffs und Rhythmen der Accept-Schule, teilweise recht ruppig, schon fast thrashig eingespielt. Künstlerisch nicht besonders hochwertig, dafür voll auf die Zwölf. Chris Boltendahl gibt in den Linernotes selbst zu bedenken, dass man ein Haufen Metalheads war, der einfach Spaß haben und entsprechende Songs einspielen wollte. Deswegen ist auch der lyrische Inhalt auch nicht besonders spektakulär – um es mal nicht allzu negativ auszudrücken.

Diese Laune wurde in rassige Songs umgesetzt. Vor allem die ersten beiden Titel legen ein tolles Zeugnis der damaligen Zeit ab. „Headbanging Man“ und „Heavy Metal Breakdown“ bekommt man noch heute bei den Konzerten von Grave Digger zu hören. Straighter, schmissiger Heavy Metal zum Fäustrecken und Mitgrölen, mit giftigen Gitarrenriffs und schön eingängigen Refrains. Unkaputtbar. Danach hat das Album ein ähnliches Problem wie „Under Jolly Roger“ ihrer Labelkollegen Running Wild: man hat ordentlich vorgelegt und das Ding lebt vor allem vom starken Einstieg und der Rest verblasst etwas.

Dabei gibt man sich Mühe und ist auf Abwechslung bedacht. „Back From War“ gibt sich anfangs recht schleppend und ist ein Anti-Kriegslied, „We Wann Rock You“ ein ziemlich launiger Partysong und „Legion Of The Lost“ startet ruhig akustisch, bevor es ordentlich zur Sache geht. Zweimal vergriff man sich an fremdem Liedgut. „2000 Lightyears From Home“ ist nichts anders als eine punkige Version der Psychedelic-Pop-Nummer der Rolling Stones und „Yesterday“ stammte ursprünglich von der Band Challanger, die mit Grave Digger personell verbunden war. Tatsächlich ist der Song eine verhaltene Klavierballade. Hätte man nicht erwartet.

Mit dem Nonsens-Titel „Heart Attack“ endet „Heavy Metal Breakdown“ dann. Etwas durchwachsen klingt die Platte für heutige Ohren schon etwas. Setzt man sie allerdings gedanklich in den Kontext der damaligen Zeit, kommt ein kleiner Klassiker heraus. Allerdings wäre er das ohne die ersten beiden Nummern wohl kaum. Denn die sind das aufregendste der frühen Phase. Denn richtig zu Hochform liefen Grave Digger erst nach ihrer Reunion ab 1991 auf.

Als Bonus findet man die beiden erwähnten Songs der „Rock From Hell“-Compilation. Diese klingen etwas demohaft und haben noch stark Luft nach oben. Zum einen wären das „Violence“ und eine weitere Version von „2000 Lightyears From Home“, die allerdings nicht so zackig wie das spätere Cover klingt. Spannender sind da schon die drei Songs der ebenfalls 1984 veröffentlichten EP „Shoot Her Down!“. Der Titeltrack ist ein lässig rassiger Uptempo-Song, während sich „Storming The Brain“ im Refrain rockig groovend gibt. Nett. Vom hardrockigen „We Wanna Rock You“ bekommt man einen anderen Mix zu hören, der tatsächlich etwas knackiger wirkt. Alles in allem also durchaus passende Zugaben.

 

Trackliste:
1. Headbanging Man
2. Heavy Metal Breakdown
3. Back From The War
4. Yesterday
5. We Wanna Rock You
6. Legion Of The Lost
7. Tyrant
8. 2000 Lightyears From Home
9. Heart Attack
10. Shoot Her Down!
11. We Wanna Rock You (Mega Mix)
12. Storming The Brain
13. Violence
14. 2000 Lightyears From Home (Alternative Version)