Glassing – From The Other Side Of The Mirror (Pelagic Records, 26.04.2024)

„Nothing Touches You“ heißt ein Titel aus dem neuen Album der texanischen Band Glassing. Traurig, wenn man eine solche Person wäre. Doch die Songs von „From The Other Side Of The Mirror” dürften auch an den gefühlskältsten Menschen nicht einfach ohne eine Regung vorbeilaufen. Denn dazu sind die Stücke der Band einfach zu intensiv.

Die erwähnte, zweite Komposition der Platte ist dann auch gleich ein gutes Beispiel für den an den Tag gelegten Sound. Pendelt man hier doch zwischen ruhigen, klaren Klängen und unbarmherzigen Überfällen. Zwischen garstiger, schwarzmetallischer Wucht und fast schon gehauchten Abschnitten. Da ist es gar nicht so einfach sich in die Musik einzufinden, die sich irgendwo zwischen den Stühlen platziert. Auf der einen Seite stehen inspirierende Lärmbands wie Neurosis und Amenra, auf der anderen Seite der Skala Schönklänge á la Pelican oder This Will Destroy You. So muss man sich bei jeder hellen Melodie darauf gefasst machen, dass einen ein Orkan jederzeit unvorbereitet in die Tiefe reißen kann.

Manchmal auch alles auf einmal, wie bei „Circle Down“, bei dem man einfach mal so beide Welten kombiniert. Ein Kniff, welchen man sonst eher von Post-Black-Metal-Bands der Neuzeit kennt. Das ist aber nur eine Facette von „From The Other Side Of The Mirror”, das auch mal ins pure, krachende Chaos schlittern kann („As My Heart Rots“) oder rein mit atmosphärischen Klangflächen spielt („Sallow“).

Das verwirrt, das erdrückt – weiß aber abschnittsweise wirklich zu beeindrucken. Easy Listening geht aber definitiv anders. Es wundert mich nicht, dass Glassing mit ihrer neuen Musik ein Plätzchen im Programm von Pelagic Records gefunden haben. Dort passen sie gut hin.

 

Trackliste:
1. Anything You Want
2. Nothing Touches You
3. Defacer
4. Sallow
5. Nominal Will
6. Ritualist
7. As My Heart Rots
8. Circle Down
9. The Kestrel Goes
10. Wake

 

3.6