Geezer Butler – Manipulation Of The Mind [The Complete Collection] (BMG/Warner Music, 30.07.2021)

Im letzten Jahr wurde das Soloschaffen des Black-Sabbath-Bassisten Geezer Butler neu veröffentlicht. Es handelte sich um „Plastic Planet“ (1995), „Black Science“ (1997) und „Ohmwork“ (2005) – damals unter dem Bandnamen g//z/r, geezer und GZR unter die Leute gestreut. Wer das Ganze verpasst hat oder kostengünstig daran kommen möchte, kann jetzt zur Box „Manipulation Of The Mind (The Complete Collection)“ greifen, welche die drei genannten Platten als CDs im Cardboard-Sleeve enthält. Als Bonus ist noch eine vierte Silberscheibe mit Bonustracks mit an Bord.

Wer sich bisher noch nicht mit Mr. Butlers Schaffen abseits von Sabbath beschäftigt hat:

Mitte der 90er zeigte der Bassist, dass er noch nicht zu der alten Garde gehört und sich immer noch am Puls der Zeit bewegen kann. „Plastic Planet“ war ein zeitgemäßes, hartes Metalalbum, welches durchaus von Acts wie Pantera oder Fear Factory inspiriert wurde. Mit letzteren teilte sich das Projekt sogar den Sänger. Burton C. Bell ist hier am Mikro zu hören. Am Ende klingt das Album auch immer wieder ein wenig wie die Schnittmenge zwischen der Angstfabrik und der alten, britischen Metallegende. Die Musik zeigt sich aber wesentlich grooviger und nicht ganz so brutal wie die junge Garde, auch wenn man bei thrashigen Titel wie dem Titeltrack oder „Sci-Clone“ ordentlich auf den Putz gehaut wird. „Séance Fiction“ zeigt die Gruppe, der damals auch noch Gitarrist Pedro Howse und Schlagzeuger Deen Castronovo angehörte, auch von einer fast doomigen Seite.

Am Ende beeindruckte „Plastic Planet“ vor allem mit dem Willen etwas Neues machen zu wollen, als wirklich mit den Songs. Außer dem Hit der Platte, „Drive Boy, Shooting“ blieb nicht so viel zurück. Heute klingt das Ganze auch recht aus der Zeit gefallen. Trotzdem ein packendes Statement.

Bei den Nachfolgern stand dann der damals unbekannte Clark Brown am Mikro, der sich als stimmlich schwergewichtiger als der eher laue Bell erwies. Alleine sein Gesang wertete die Musik von Geezer auf. „Black Science“ rückte den Sound des Projekts auch teilweise wieder mehr in Richtung traditionelleren Heavy Rocks, wie es der knackige Opener „Man In Suitcase“ zeigt. Trotzdem behielt man den vorher eingeschlagenen Weg durchaus bei. Anlauf Nr. 2 hat aber die besseren, abwechslungsreicheren Songs und den besseren Sound. „Department S“, das schwer düstere „Mysterons“ oder „Northern Wisdom“ machen durchaus Spaß. Immer wieder eingestreute atmosphärische Passagen sorgen für Spannung.

Mit Album Nr. 3, „Ohmwork“, scheint man sich aber etwas verrannt zu haben. Zwar ist es das neueste, klingt aber am überholtesten. Und das vor allem durch die immer wieder eingestreuten Rap- bzw. Sprechgesang-Passagen. Damit hinkte man der ausklingenden Nu-Metal-Welle anno 2005 bereits hinterher und gerade „Prisoner 103“ und „Pull My String“ wirken sehr aufgesetzt. Das können auch Nummern wie das düster knirschende „Pardon My Depression“ oder das rockige „Misfit“ nicht auffangen. Eine recht unentschlossene, nicht besonders spannende Angelegenheit.

Die Bonus-CD besteht zu großen Teilen aus Demo-Versionen und Rough-Mixes bzw. alternativen Takes, die eher für den Komplettisten interessant sind. Im Fall der ruhigeren Version der Ballade „Northern Wisdom“ ist die ursprüngliche Version sogar wesentlich packender. Cool. „Four Feathers“ ist ein unvollendetes Demo. Eigentlich ganz nett. Hätte eine kleine atmosphärische Nummer werden können. Der Song „Beach Skeleton“ blieb bisher dem japanischen Markt vorbehalten, fand sich damals auf „Black Science“ wieder und hätte auch bei uns das Album durchaus noch etwas aufgepeppt. Ein knackiger, groovy Heavy-Track.

Am Ende ist „Manipulation Of The Mind“ doch nett, wenn man sich mit dem Soloschaffen von Geezer Butler auseinandersetzen möchte. Wer letztes Jahr bei den Einzelversionen zugegriffen hat, kommt sich aber wohl recht veräppelt vor. Aber daran kann man halt nix ändern. Wer nur ein bisschen reinschnuppern möchte, greift zur gleichzeig erscheinenden, etwas in die Irre führenden CD „The Very Best Of Geezer Butler“, die eine Zusammenstellung von 17 Songs der drei Einzel-CDs enthält.

 

CD1: Plastic Planet
1. Catatonic Eclipse
2. Drive Boy, Shooting
3. Giving Up the Ghost
4. Plastic Planet
5. The Invisible
6. Séance Fiction
7. House of Clouds
8. Detective 27
9. X13
10. Sci-Clone
11. Cycle of Sixty

CD2: Black Science
1. Man in a Suitcase
2. Box of Six
3. Mysterons
4. Justified
5. Department S
6. Area Code 51
7. Has to Be
8. Number 5
9. Among the Cybermen
10. Unspeakable Elvis
11. Xodiak
12. Northern Wisdom
13. Trinity Road

CD3: Ohmwork
1. Misfit
2. Pardon My Depression
3. Prisoner 103
4. I Believe
5. Aural Sects
6. Pseudocide
7. Pull the String
8. Alone
9. Dogs of Whore
10. Don’t You Know

CD4: Bonus Tracks
1. Pseudocide (No Intro)
2. Prisoner 103 (Alternative Take)
3. The Invisible (Instrumental)
4. Area Code 51 (Demo)
5. Cycle of Sixty (Radio Mix)
6. X13 (Radio Mix)
7. Northern Wisdom (Demo)
8. Beach Skeleton (Japanese Version)
9. Pardon My Depression (Alternative Take)
10. Misfit (Rough Mix)
11. I Believe (Demo)
12. Four Feathers Fall (Demo)
13. Drive Boy, Shooting (Live)
14. Detective 27 (Live)
15. House of Clouds (Live)