Gary Moore – A Different Beat (BMG, 02.12.2022)

Gary Moore begeisterte vor allem in den 80er Jahren als Hardrock-Gitarrenheld, bevor er sich 1990 überraschend, aber doch überzeugend, Richtung Blues orientierte und sich neue Hörerschichten erarbeitete. Damit war aber das Ende seiner kreativen Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Gegen Ende des Jahrzehnts packte ihn die Kreativität erneut. Mit „Dark Days In Paradise“ (1997) band der Nordire stärker Elemente aus Pop, Funk und elektronischen Elemente in seine Musik ein.

Zwei Jahre später ging er noch einen Schritt weiter. „Drum’n’Blues“ lautete das Motto für sein Album „A Different Beat“, welches den Titel nicht zu Unrecht trug. Beeinflusst von damals aktueller, britischer Tanzmusik wurde der Blues-Sound von Gary Moore mit elektronischen Beats kombiniert. Am deutlichsten zu Hören bei der Nummer „Fatboy“, welche sich vom Namen her nicht von ungefähr am Bigbeat-Großmeister Fatboy Slim annähert.

Aber ganz so dramatisch klingt der Rest des Album, welches nun als Neuauflage erscheint, dann doch nicht, auch wenn man irgendwo zwischen den Stühlen sitzt: für Dancefreaks zu viel Rock, für Rockfans zu viel Elektro-Firlefanz. Anfangs fällt einem das aber gar nicht so auf. Denn gerade das eröffnende „Go On Home“ ist noch ein richtig zupackender, kantiger Bluesrock-Songs. Beim etwas zurückhaltenderen „Lost In Your Love“ dämmert es einem schon mehr, was hier passiert. Trotzdem holt Herr Moore seine Fans mit einem typischen, grobschlächtigen Gitarrensolo wieder auf den Boden der Tatsachen. Das Gitarrenspiel ist dann auch, was „A Different Beat“ zusammenhält.

Nicht alles auf der Platte ist wirklich gelungen, das Songwriting nicht selten etwas unspektakulär. Trotzdem ist es über weite Strecken eine durchaus interessante bis feinfühlige Angelegenheit. Gerade die überlange düster-laszive Blues-Ballade „Surrender“ ist so typisch, wie es für Gary Moore nur geht. Dafür rückt der Mann mit „Bring My Baby Back“ nahe an das heran, was Robert Plant ab 2002 mit seiner Soloband an Musik produzierte.

Man kann „A Different Beat“ durchaus eine zweite Chance geben. Denn es klingt gar nicht so überholt und aus der Zeit gefallen, wie man vielleicht denken mag. Es erscheint erneut als CD mit aktuellen Linernotes sowie erstmals als Doppel-LP (transparent, orangefarben).

 

Trackliste:
1. Go On Home
2. Lost In Your Love
3. Worry No More
4. Fire
5. Surrender
6. House Full Of Blues
7. Bring My Baby Back
8. Can’t Help Myself
9. Fatboy
10. We Want Love
11. Can’t Help Myself (E-Z Rollers Remix)