Garbage – beautifulgarbage (Stunvolume/BMG, 05.11.2021)

20 Jahre ist es schon her, dass das dritte Garbage-Album „beautifulgarbage“ erschien. Also, wie bei den ersten beiden Platten, Zeit zum Feiern, dachte man sich im Hauptquartier der Band (oder wahrscheinlich eher des Labels). Deswegen gibt es die Musik jetzt frisch remastert auf Vinyl (einzeln oder als Box mit Bonusmaterial) und in einer Dreifach-CD-Box, welche uns zur Rezension vorlag.

„beautifulgarbage“ klang damals bewusst anders als seine beiden Vorgänger. Etwas weiter weg vom Alternative-Rock des Debütalbums sowie dem erhöhten Elektronikanteil von „Version 2.0“. Mehr Pop, mehr moderne Grooves, ein erweiterter Pool an Einflüssen, insbesondere der 60er. Und doch klang die Musik damals einfach nach Garbage. „Shut Your Mouth“ und „Androgyny“ starten mit lässigem Flair und teils abgründigen Texten. Moderne Grooves, Elektropop-Flair und doch auch ein bisschen Rock. Die Eingewöhnung war nicht so schwer. Auch nicht bei Tracks wie dem schmissigen Poprock von „Breaking Up The Girl“ oder „Silence Is Golden“. Nur nicht so düster und abseitig im Sound wie vorher.

Und auch laszive, abgründige Balladen waren in Form von „Cup Of Coffee“ und „Drive You Home“ wieder dabei. Und doch war etwas anders. Die Hooks saßen schon mal besser, das Ganze klang schon mal spannender. Aber immerhin hatte das Album ein paar interessante, aus dem Rahmen fallende Tracks zu bieten. Zum Beispiel unheimliche Popmomente, die man guten Gewissens hören durften, ohne zu im Alternative-Bereich ungeliebte Popsternchen greifen zu müssen: das balladeske, mit viel Bombast und Gebimmel angereicherte „Can’t Cry These Tears“ oder das bewusst kindlich wirkende „Cherry Lips“ zum Beispiel. Dem gegenüber steht dafür das nach „Portishead light“ klingende „Nobody Loves You“ oder das fast schon hardrockige „Parade“, welches schon etwas die Marschrichtung für den Nachfolger „Bleed Like Me“ vorgab.

Am Ende darf man doch sagen, dass das Album überraschend gut gealtert ist (auch wenn es trotzdem kein richtiges Highlight in der Diskografie der Band darstellt). Das zarte Remastering unterstreicht das noch zusätzlich, auch wenn das alleine noch keinen Kaufanreiz darstellt.

Die erste Bonus-CD der kleinen Box enthält 19 B-Seiten, alternative Mixe und Demos. Für echte Fans eine kleine Fundgrabe, da einige Titel bisher unveröffentlicht sind. Gerade die erste Hälfte der CD bietet einen guten Einblick in die Titel, welche es nicht aufs Album geschafft haben – und warum. Jene klingen teils fragmenthaft bzw. noch etwas unausgegoren, teils wie eine schlichte Blödelei, wenn man „I’m Really Into Techno“ als Maßstab nimmt. Rough-Mixe und Demoversionen werfen ein etwas anders Licht auf endgültige Tracks. Interessant ist dabei eine akustische Version von „Breaking Up The Girl“. Ach ja, und wer Shirley Manson mal als Mick Jagger oder Bono hören möchten, kann auf die Coverversionen von „Wild Horses“ und „Pride (In The Name Of Love)“ zurückgreifen.

Einen wahren Remixoverkill gibt es auf CD Nr. 5. Teils recht bekannte Namen wie die Neptunes oder Howie B haben sich fünf Songs von „beautifulgarbage“ vorgenommen und (zum großen Teil) durch den Elektro-Wolf gedreht. Dabei sind recht freie Interpretation wie die Tanz-Mix von Jimmy Caulty oder Roger Sanchez enthalten oder man hat die Songs einfach nur dezent umgekrempelt und neu abgemischt, wie bei der rockigen Version von Le Royal. Den Vogel ab schießen erwartungsgemäß die Neptunes mit ihrer Funkversion von „Androgyny“. Am Ende bleibt die Sache natürlich mehr etwas für Liebhaber.

 

CD1:
1. Shut Your Mouth
2. Androgyny
3. Can’t Cry These Tears
4. Til The Day I Die
5. Cup Of Coffee
6. Silence Is Golden
7. Cherry Lips
8. Breaking Up The Girl
9. Drive You Home
10. Parade
11. Nobody Loves You
12. Untouchable
13. So Like A Rose

CD2: B-sides & Alternative Versionen
1. Candy Says
2. Use Me
3. Sex Never Goes Out Of Fashion
4. Begging Bone
5. April 10th
6. Happiness Pt.2
7. Confidence
8. Enough Is Never Enough
9. Wild Horses (Live)
10. I’m Really Into Techno
11. Pride In The Name Of Love
12. Androgyny (Rough Mix March 14, 2001)
13. Til The Day I Die (Demo Sept 14, 1999)
14. Nobody Loves You (Rough Mix March 14, 2001)
15. Breaking Up The Girl (Acoustic)
16. Silence Is Golden (Demo Sept 14, 1999)
17. Can’t Cry These Tears (Rough Mix March 14, 2001)
18. Shut Your Mouth (Live)
19. Begging Bone (Early Demo Mix)

CD3: Remixes
1. Shut Your Mouth (Jagz Kooner Radio Mix)
2. Shut Your Mouth (Jolly Music Scary Full Vocal Mix)
3. Shut Your Mouth (Professor Reay Clubbed Dead Pig Mix)
4. Androgyny (Neptunes Remix)
5. Androgyny Felix Da Housecat (Thee Glitz Mix)
6. Androgyny (The Architechs Mix)
7. Breaking Up The Girl (Timo Maas Radio Mix)
8. Breaking Up The Girl (Brothers In Rhythm Radio Edit)
9. Breaking Up The Girl (The Scourge Of The Earth Rodeo Rave Remix by Jimmy Caulty)
10. Breaking Up The Girl (Black Dog Wounded By The Warbeast)
11. Cherry Lips (Go Baby Go!) (Le Royale Mix)
12. Cherry Lips (Go Baby Go!) (Mauve’s Dark Remix With Acapella edit)
13. Cherry Lips (Go Baby Go!) (DJEJ’s Go Go Jam by Eli Janney)
14. Cherry Lips (Go Baby Go!) (Roger Sanchez Tha S-Man’s Release Mix (Radio) Edit)
15. Cherry Lips (Go Baby Go!) (Howie B Remix)
16. Parade (End Of The Night Mix)

 

 

Photo-Credit: Rankin