Gamma Ray – Heading For Tomorrow (Noise Records, 26.02.1990)

Eigentlich sollte dieses Handwritten-Classics-Review schon vor ein paar Tagen erschienen sein, aber leider kreuzte ein Virus den Weg und hat den Verfasser dieser Zeilen kurzfristig komplett ausgeschaltet. Der Virus ist weg und hier ist das Review eines meiner Lieblingsalben.

Diesmal habe ich mir den Gamma-Ray-Erstling „Heading For Tomorrow“ aus dem CD-Regal gezogen. „Heading For Tomorrow“ war auch das erste Album, welches ich mir als CD gekauft hatte, und den damals noch sündhaft teuren CD-Player habe ich gleich mitgekauft. Aufgrund der damals hohen Preise dieses Tonträgers stand das Album auch ein paar Wochen ziemlich allein neben den Vinylplatten.

1988 verließ Kai Hansen seine Band Helloween. Einer der Gründe war wohl, dass die Band sich musikalisch anders ausrichten wollte. Der Metalfan weiß, dass diese Ausrichtung zu den Flopalben „Pink Bubbles Go Ape“ und „Chameleon“ führte.
Da Hansen wohl nicht lange auf seinem Hintern sitzen kann, hatte er mit Gamma Ray recht schnell eine neue Band am Start, welche ziemlich genau die Bedürfnisse der Helloween-Fans befriedigte, dabei der neuen Band aber dennoch genug Spielraum ließ, um sich vom großen deutschen Speed-Metal-Schlachtschiff abgrenzen zu können!

Fixpunkt neben Hansen an der Gitarre war auf den ersten Gamma-Ray-Alben Ralf Scheepers als Sänger. Gelegentlich griff Hansen aber auch selber zum Mikrofon. Den Bass hat Uwe Wessel bedient, das Schlagzeug wurde fachgerecht von Mathias Burchard vertrimmt.

Nach dem kurzen Intro „Welcome“, welches zumindest bei mir starke „Keeper Of The Seven Keys“-Assoziationen weckte, geht es direkt mit „Lust For Live“ weiter. Und ja, der Song klingt nach Helloween, allerdings mehr zur „Walls Of Jericho“-Phase als zu seligen „Keepers“-Zeiten. Knackig schnell, melodiöse Gitarren und mit Scheepers einen Vokalakrobaten am Gesang, welcher schick hoch und gleichzeitig aggressiv singen konnte!

„Heaven Can Wait“ war die erste Singleauskopplung des Albums und zeigt wie wichtig Hansen damals für den Helloween-Sound gewesen ist. Hansens alte Band hatte den Begriff “Happy Metal” geprägt und genau das gibt es hier. Fröhliche Melodien, dicker Chorgesang und ein Refrain der direkt sitzt. All das hat man in den Jahren damals von Helloween vermisst. Also, Herr Hansen, alles richtig gemacht damals!

Im Song „Space Eater“ löst sich die Band erstmalig aus dem Schatten Hansens alter Band. Auf kommenden Alben hat die Band oft mit Science-Fiction-Themen gespielt und „Space Eater“ war quasi der Startschuss dafür. Der Song stampft im Mid-Tempo durch die Lautsprecher. Im Track „Money“ teilen sich Scheepers und Hansen den Gesang. Der musikalische Teil des Songs ist weit positiver als es der dunkle Text ist. Wer bei dem Song manchmal an Queen denken muss, der macht das nicht ohne Grund.

„The Silence“ ist eine musikalische Überraschungskiste. Der Song lebt von seinen Wendungen. Was als Ballade anfängt, überrascht plötzlich mit Flamencorhythmik und Theatralik.

„Hold Your Ground“ hätte auch ohne Probleme auf einem der beiden Helloween „Keepers“-Alben bestehen können. Was bei „Free Time“ passiert ist, weiß ich nicht, aber zumindest beim Text muss Scheepers irgendwo Lack gesoffen haben. Der Song ist verzichtbar und passt auch nicht zum Rest von „Heading For Tomorrow“.

Dieser kleine Ausfall wird aber von der abschließenden Hymne „Heading For Tomorrow“ mehr als wettgemacht. Der Song hat quasi alles, was man von einem überlangen Metalsong erwartet. Verschiedene Melodien, langsame und schnelle Teile, Chorgesänge, welche sich wunderbar mit Scheepers rauen Stimme abwechseln.

Sicherlich gab es später Gamma-Ray-Alben welche musikalisch ausgefeilter waren, aber „Heading For Tomorrow“ war genau das Album welches viele Helloween-Fans damals ziemlich glücklich gemacht hat und es ist ein Album, welches geblieben ist!

 

1. Welcome
2. Lust for Life
3. Heaven can wait
4. Space Eater
5. Money
6. The Silence
7. Hold your Ground
8. Free Time
9. Heading for Tomorrow
10. Look at yourself

 

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