Fury in the Slaughterhouse – Now (Sony Music, 23.04.2021)

Fury in the Slaughterhouse. Ich denke bei dieser Band sofort an meine Jugend in Südniedersachsen. Fury waren dabei immer die gemeinsame Schnittmenge, bei der sich der kuttentragende Metallicahörer mit dem bunthaarigen Punkfreund genauso betrunken in den Armen lag, wie das konservative Bon Jovi-Teeniemädchen und der Pophörer von der Dorfdisco nebenan. Und gemeinsame Schnittmengen sind genau das, was dieses kalte Land momentan braucht.

Umso freudiger war ich, als mit “Sometimes” die erste Single im Postfach eintrudelte. Denn wenn wir ehrlich sind, hat so ziemlich jeder Ü35 schon zu “Wont forget these Days”, “Radio Orchid”, “When I’m dead and gone” und den ganzen anderen Hits in akrobatischen Übungen mitgesungen.

Und mit der ersten Single hat man alles richtig gemacht, denn “Sometimes (Stop to Call)” hat so ziemlich alles was Fury schon immer ausgemacht hat und was uns auf “Now” erwartet. Große Melodien, sauberes Songwriting und dieser eine Moment, wenn der Song kickt und dir ein Schauer über den Rücken läuft und du mit Händen in der Luft mitsingen willst. Ob du es nun öffentlich zugeben möchtest oder nicht. Ein Hit. Und was für einer.

 

 

Das Problem an dieser Platte ist aber einfach, dass es genauso weiter geht. Mit “1995” (da war ich übrigens 15, puh) knallt sofort so eine mitreissende Melodie aus den Boxen, die einfach funktioniert. Wie groß muss das live klingen?

“Das ist mir alles zu einfach” oder “Das ist mir zuviel Eingängigkeit” hör ich sie schon wieder sagen. Und ich sage genau diese Eingängigkeit, die alles andere als beliebig oder langweilig ist, ist das Ergebnis von sovielen Jahren Routine im  Musikgeschäft, die nicht müde gemacht hat. Wir haben es hier mit einem Rudel großartiger Musiker um die Herren Wingenfelder zu tun, die nie richtig weg waren. Auch wenn das letzte reguläre Fury in the Slaughterhouse – Album bereits viele Jahre her ist und auch Auflösung und Rückblick-Platten schon da waren, scheint sich dieses Fury-Feeling in den Herrschaften aufgestaut zu haben und bricht hier in einem Hit-Gewitter los.

Ich bin ziemlich sicher das die Band aus der Stadt mit dem angeblich besten Hochdeutsch hier sowohl die alten Fans, wie auch jede Menge junges Gemüse mitnehmen wird. Denn eine Sache steht fest, die Hits die Fury in the Slaughterhouse seit meiner Kindheit raushauen sind zeitlos und funktionieren immmer, weil sie sich nicht an aktuellen Trends und Effekthascherei orientieren, sondern schlicht und ergreifend gute, handgemachte Rockmusik sind. Danke Fury und das nächste Gilde dann auf euch!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Sometimes (Stop To Call)
  2. 1995
  3. The Beauty
  4. Letter to Myself
  5. All About us
  6. Now
  7. Good Luck on your way
  8. Replay
  9. Sorry
  10. This Will Never Replace Rock’n’Roll
  11. Not the Time To Live a Lie
  12. Walk On

 

Foto: Olaf Heine

Fury in the Slaughterhouse – Now (Sony Music, 23.04.2021)
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