Fortuna Ehrenfeld – Helm ab zum Gebet (Grand Hotel Van Cleef, 03.05.2019)

Heute erscheint das dritte Album von Fortuna Ehrenfeld via Grand Hotel van Cleef. Der Kölner Multiinstrumentalist und Tausendsassa Martin Bechler… – ach, lassen wir das!

 

In den letzten Monaten haben sich Fortuna Ehrenfeld in so einige Herzen von musikliebenden gespielt. Deutschsprachige Texte, Grand Hotel van Cleef als Label im Rücken und dann eine so besondere Art Songs zu schreiben und zu präsentieren. Mit offenen Augen und Ohren in der deutschsprachigen Musiklandschaft musste man zwangsläufig mal an Fortuna Ehrenfeld geraten. Gut so, dass es immer mehr Menschen werden, welche die drei Kölner zu lieben wissen.

 

Riesige Freude bei mir, als die Ankündigung der neuen Platte gemacht wurde. Fortuna ist was Besonders für mich. Viele wunderbare Menschen in meiner Umgebung habe ich durch diese Band kennengelernt und nach meinem Schockverlieben im August 2017 in die Platte „Hey Sexy“, kurz danach dann ebenfalls auch in dessen Vorgänger „Das Ende der Coolness, pt. 2“ – es war um mich und Fortuna geschehen.

 

03.05.2019 – hier isset also! Album Nummer drei! „Helm ab zum Gebet“. 13 Songs, was ich in Zeiten von 10-Track-Alben schon mal wieder hervorheben möchte.

Direkt der erste Song „Heiliges Fernweh“ zeigt das gesamte Fortuna-Ehrenfeld-Universum recht gut auf: ruhiger Song mit leichtem Beat, der mit „Und jetzt Tanz mit mir du Sau“ gestartet wird – generell werden hier direkt zu Beginn wieder Worte gefunden, die umgehend zuhören lassen, perfekter Introtrack für die Platte. „Hör endlich auf zu jammern“ ist für mich dann der „Hey Andy“-Song dieses neuen Albums. Klingt gut, leicht tanzbar, kann ich mich selbst aber noch nicht mit anfreunden. Wichtig sind die beiden ersten Songs aber schon. Denn: in mir kommt eine gewisse Unruhe auf, eine ganz besondere Stimmung wird hier aufgebaut, welche sich dann durch das gesamte Album trägt, es passt einfach alles zusammen. Tanzbein schwingen, auch wenn man nicht tanzen kann, ist hier angesagt, yes! Und jetzt dann bitte gleich mal ab dafür, ey!

 

Wie schon bei meiner Review zu „Hey Sexy“ angemerkt, sind es oftmals auch die Titel der Songs, welche kurz innehalten und die Augenbrauen hochziehen und schmunzeln lassen: „Helm ab zum Gebet“, „Bad Hair Day“, „Das ist Punk, das raffst du nie.“,„Der Ablativ von BUMM“, „Sanktpankpaul“, „Tequila“, oder „Herbstmeister der Herzen“. Ich liebe das!

Auf ein paar Songs davon möchte ich noch etwas mehr eingehen.

 

Für mich persönlich beginnt die Platte dann bei Track drei, dem Titeltrack und das Vorableuchtfeuer, „Helm ab zum Gebet“, so richtig. Gänsehaut beim ersten Hören, Jenny ist stimmlich dabei, was ein wunderbares Gesamtbild des Songs entstehen lässt. Und textlich für mich der Favorit des Albums:

 

„Ich buddel mir ein Loch und erzähl meinen Scheiß den Steinen. //

Speed up in Slowmotion / bis zum Mittelpunkt der Erde /

Für alles was noch ansteht bin ich zu bequem /

Peace on earth, du Arschloch / lieben oder untergehen“

 

„Bad Hair Day“ dann direkt der nächste Anspieltipp und Hit des Albums. Die Zeilen des Songs sprechen recht gut für sich und zeigen auch den Grund für das stetige Grinsen während des Durchhörens der Platte ganz gut:

 

„Man lebt am Rande irgendeiner Bedeutung / in einer Zeit die dir am Hosenbein klebt / das Leben ist ein lausiger Bad-Hair-Day / wer zum Friseur geht hat’s nicht kapiert“

 

oder

 

„In einem Kopf von maximaler Erleuchtung / kommt jedes Kammerflimmern meistens zu spät / Man denkt man hat es endlich begriffen / und nicht die leiseste Ahnung wie es geht / Mein Ego ist im besten Fall tanzbar / und eskaliert am besten zu zweit / Die Guten gehen jetzt gut gelaunt streben / und alle Doofen hören weiter Pink Floyd“

 

„Das ist Punk, das raffst du nie“ dann der nächste Song. Die Zeile „Alle finden es scheiße und wir finden das geil“ passt ganz gut auf meine Erfahrung mit Fortuna. Leute die Bock haben sich mit Musik zu beschäftigen und Musik nicht nur als Geräuschkulisse in der eigenen Wohnung oder im Auto wahrnehmen, hören sich rein in Fortuna Ehrenfeld – die anderen halt eben nicht und stempeln ab. Meiner Meinung nach ist es gerade bei dieser Band so, dass die Songs einen Moment brauchen um anzukommen, dann aber so richtig zünden – das Zitat bezieh ich persönlich jetzt einfach mal auf diese Wahrnehmungen und Erfahrungen, die ich das ein oder andere Mal schon machen musste.

 

„Die Umarmung der Magneten“ sogar ein Feature mit Enno Bunger. Super passend, richtig schöner Song mit toller Atmo mit Streichern, die ich bisher von Fortuna noch gar nicht so kenne.

 

„Und dann doch wieder alleine / ist doch gar nicht mal so schlimm.“

 

„Herbstmeister der Herzen“ dann als letzter Track des Albums. Was nen Abschluss. Perfekt für diese Platte. Hier auch wieder ein typische Fortuna-Song, der live sicher auch mal die Fäuste hochreißen und mitsingen lässt.

 

„Say goodbye – bye, bye / die Welt teilt sich gerad‘ durch zwei /

& der Herbstmeister der Herzen ist ab morgen wieder weg /

im richtigen Leben / das falsche Gepäck.“

 

Fazit:

Inhaltlich wieder einiges, was erstmal Zeit und Platz benötigt um zu wirken. Hier sind wieder Zeilen dabei, welche einfach bleiben und ich mir fast schon tätowieren lassen würde.

Auch auf Album Nummer drei: starke Texte, viele Keys und Synths, endlich sind auch Paul und Jenny mit dabei. Enno rundet den guten Eindruck von „Helm ab zum Gebet“ dann vollkommen ab. Was bleibt ist ein Album auf welches ich mich zurecht gefreut habe, was sich zurecht anders anfühlt als die Platten zuvor und gerade deswegen ein so gutes Gefühl hinterlässt. Gutes Dingen! Herzband bleibt Herzband! „Peace on earth, du Arschloch“!

 

Anspieltipps: Helm ab zum Gebet, Bad Hair Day, Guten Morgen, Ehrenfeld, Salzblusenkreuz, Die Umarmung der Magneten, Die Welt in Teile, Herbstmeister der Herzen.

 

 

  1. Heiliges Fernweh
  2. Hör endlich auf zu jammern
  3. Helm ab zum Gebet
  4. Bad Hair Day
  5. Das ist Punk das raffst du nie
  6. Guten Morgen, Ehrenfeld!
  7. Der Ablativ von BUMM
  8. Sanktpankpaul
  9. Tequila
  10. Salzblusenkreuz
  11. Die Umarmung der Magneten
  12. Die Welt in Teile
  13. Herbstmeister der Herzen

 

Foto: Sebastian Kolodziejczyk

Text: Andre Becker

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