Das Bild Zeigt das Albumcover. Man sieht einen Ausschnitt der Vorderseite eines Notizbuches. Auf dem Label steht der Bandname und und der Titel.
Plattencover. Credits; Nils Sackewitz

Focus. – Nie nur ‘ne Phase (18.04.2025)

Focus. melden sich mit ihrem neuen Album „Nie nur ‘ne Phase“ eindrucksvoll zurück und beweisen einmal mehr, dass ihre musikalische Reise weit über flüchtige Trends hinausgeht. Die Veröffentlichung am 18. April 2025 setzt die Tradition authentischen Deutschpunkrocks fort, verfeinert durch eingängige Melodien und die unverwechselbare Stimme von Sänger Eric.

Das Album behandelt zentrale Themen rund um Selbstfindung, Existenzfragen und gesellschaftliche Beobachtungen. Vor allem die Suche nach einem eigenen Platz in einer zunehmend komplexen Welt wird deutlich thematisiert. Dabei gelingt es der Band, tiefgründige Gedanken mit einer punktypischen Direktheit zu verbinden.

Eröffnet wird die Platte mit „Oberste Etage“, einem poppig angehauchten Deutschpunk-Track, der möglicherweise sogar die Band selbst reflektiert und dabei zugleich den Albumtitel „Nie nur ‘ne Phase“ aufgreift. Diese Selbstreferenz ist charmant umgesetzt und wirkt als gelungener Einstieg.

Eine Gruppe von Songs widmet sich dem Kampf gegen die Mittelmäßigkeit und den Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Besonders „Viel zu schöner Tag“ sticht dabei hervor: eine punkige Hymne für alle, die zwischen Unentschlossenheit und Überdrehtheit pendeln und dem Drang widerstehen, sich ständig perfektionieren zu müssen. Ergänzend dazu greifen „Exmatrikuliert“ und „Eigentlich“ Themen auf, die das Gefühl vermitteln, festzustecken und den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Es geht um das Leben zwischen den Stühlen und die alltäglichen Kämpfe gegen innere Selbstzweifel.

Ernst und mit klarer Haltung zeigt sich die Band in gesellschaftlich-kritischen Songs wie „Alkohol“, das sich eindrucksvoll mit der Betäubung von Gefühlen durch Suchtmittel auseinandersetzt, und „Baggersee“, das den zunehmenden Verlust öffentlicher Freiräume kritisiert und zum Widerstand gegen restriktive Gesellschaftsentwicklungen aufruft.

Ein besonderes Highlight bildet die Ballade „Thor-Steiner-Fresse“, in der sich Focus. tiefgründig und emotional mit dem Problem rechter Tendenzen, besonders in der sächsischen Provinz, auseinandersetzt und dabei ein eindrückliches Bild der Realität in diesen Regionen zeichnet.

Auch „Picobello“ ist eine Ballade, allerdings auf völlig anderer Ebene: Es ist ein wunderschön gelungenes Punkrock-Liebeslied, das direkt und herzlich wirkt, ohne kitschig zu sein.

In „Verschwendete Zeit“ greift die Band das Thema des fehlenden Durchhaltevermögens auf, gerade wenn es um persönliche Veränderungen und Entwicklungen geht. Es ist eine ehrliche Selbstreflexion über die oft so schwierigen ersten Schritte hinaus aus der eigenen Komfortzone.

Abgerundet wird das Album mit zwei Dresden-spezifischen Tracks: „Alaunpark“, eine nostalgische und melancholische Liebeserklärung und Abschied an diesen zentralen sozialen Treffpunkt der Stadt, und „Meine Elbe“, das ebenfalls persönliche und lokale Bezüge herstellt und damit den Heimatbezug der Band unterstreicht.

Insgesamt überzeugt „Nie nur ‘ne Phase“ durch authentische Texte, starke Melodien und eine stimmige Produktion. Die Platte wirkt reifer und ernsthafter als frühere Werke, ohne jedoch an Energie und Direktheit einzubüßen. Wenn man jetzt das Haar in der Suppe suchen würde, könnte man sagen, dass ein Festival-Banger wie „Au“ auf der Scheibe fehlt. Passend zum Release zu Ostern gibt es einen Bonustrack, auf den man gespannt sein darf. Von uns gibt es eine klare Hörempfehlung!

Anspieltipps: „Viel zu schöner Tag“, „Alkohol“, „Picobello“.

 

Beitragsbild: Platttencover, mit freundlicher Genehmigung der Band. Made bei Nils Sackewitz

4.7