fluppe – blüte (chateau-lala, 17.09.2021)

Die Band fluppe (kleingeschrieben!) passiert in dieser Form schon eine Weile, hat lauter erfahrene Indie-Dudes im Gepäck und wird doch als Newcomer angekündigt. Warum das so ist? Weil man davon sprechen kann, wenn Frisches und Erfrischendes im Musikkosmos entsteht.

Irgendwo zwischen Indie, Punk und Pop haben diese Herrschaften in den letzten Jahren ihr Zuhause gefunden, sich dann in der Mitte getroffen und mit ein paar Astra und vermutlich auch ein paar Kippen, hat man dann dieses Gebräu zusammengemischt, was so auffällt und dabei trotzdem so unaufdringlich ist.

Das Album „blüte“ wurde von Gregor Henning im Studio Nord Bremen aufgenommen und auch da merkt man den „alten Hasen“ in der schönen Kleidung, der grundsätzlich so entspannt an den Reglern sitzt und dann doch zwischendurch wie ein euphorischer 15Jähriger wirkt, der sein erstes Vinyl in den Händen hält.

Trotz leicht verschrobener Texte, die jede Menge Platz für Spekulationen lassen, sitzen hier aber nicht vier Sozialwissenschaftsstudenten aus dem 23ten Semester vor uns, sondern Typen, mit denen man Bier trinken gehen möchte und die dieses ganze Musikding leben.

 

 

 

 

Nehmen wir z.B. meinen Lieblingssongnamen „Williams Christ Superstar“, der nichts anderes als eine kleine Indie-Punk-Perle ist und dabei so lässig um die Ecke kommt, als würde ein Herr von Lowtzow Zuhause sitzen und sich ärgern, diesen Song nicht geschrieben zu haben.

So zieht sich der rote Faden auch durch das Album. Texte, über die man einmal mehr nachdenken muss, die dabei aber so großartig sind, dass man sie sich immer wieder selbst neu interpretiert,  und dazu eine lässige Indiepunk-Version, die Ausflüge in so ziemlich alle Richtungen und Schubladen unternimmt, ohne dabei anstrengend zu werden.

Das wir hier mit Josef Endicott, Antoine Laval, Lars Brunkhorst und Christian Klindworth den neuen heißen Scheiß im Hamburger Indie Kosmos vor uns haben, dürfte damit klar sein. Das diese Band aber auch ohne diesen altbackenen „Hamburger Schule“-Stempel funktionieren wie verrückt, ist dann der nötige Wind in den Segeln, um den Spagat zwischen szenebezogenen Oberlippenbart-Freaks und der Tanzfläche der örtlichen Indie-Disco zu schaffen. Darauf ein Astra!

 

 

  1. Williams Christ Superstar
  2. Zange
  3. Nikki Swango
  4. Kompjuter
  5. Schwert/Messer/Butter
  6. Scotland Yard
  7. Murmeln
  8. Aals
  9. Zwei Schüsse Alte Kanzlei
  10. Schwarzer Bus
  11. Karl-Heinz

 

 

Fotos: Sven Hoppmann

4.2