Die Jungs von Feine Sahne Fischfilet kommen in Frieden, so sagt es zumindest der Titel ihrers neuen Albums – obwohl man ja bezüglich des Friedens momentan eher nicht ganz so auf der guten Seite ist. Anlass genug für die Punks aus Mecklenburg-Vorpommern, sich die aktuellen Geschehnisse, rund um Krieg, Hass, Unterdrückung und Menschenfeindlichkeit einmal genauer musikalisch vor die Brust zu nehmen.
Verrückte Zeiten bedingen einen besonderen Umgang und in der schnelllebigen und verrückten Welt gelten Abends schon nicht mehr die Worte, die man am Morgen noch mit Überzeugung ausgesprochen hat. Die Jungs um Monchi schauen deshalb eher auf das, was uns dauerhaft verbindet… und nicht auf das was uns trennt.
“Manchmal finde ich dich Scheiße” kann man somit als Bindeglied zwischen verschiedenen Menschen sehen, die ihr Herz am rechten (in diesem Zusammenhang dann aber eher linken) Platz haben und gemeinsam für die gute Sache kämpfen – wer hätte denn ehrlich gedacht, dass FSF und FiNCH irgendwann einmal gemeinsam das Mikrofon schwingen würden. Ganz nach dem Motte “im Genre getrennt, in der Sache vereint” entstand hier ein Song der wie Arsch auf Eimer passt.
Hochpolitisch geht es „Endlich auf Reise“… und zwar quer durch die Republik, da wo neureiche Spinner auf Sylt die rechten Arme heben und böse Dinge singen, oder wo auf der Gegenseite von einem unterdrückenden und menschenverachtenden Kalifat mitten in Europa geträumt wird. Und was macht die linke Bewegung dagegen? Sie schafft sich quasi selber ab und bieten damit keine wirklich rosigen Aussichten für die Zukunft, oder?
Wie man früher in der ostdeutschen ländlichen Provinz als Zecke aufgewachsen ist, davon berichten die Jungs in „15 Jahre“ – so schonungslos und hart, wie das Leben einem Damals auch immer wieder mitgespielt hat. Irgendwo zwischen Suff, Selbstzerstörung, Gewalt und Wut… ein Wunder, dass man das ganze überhaupt überlebt hat, oder?!
“Das Gegenteil von gut ist Gut Gemeint” sangen damals Kettcar (“Im Taxi weinen“) schon und auch hier stehen Feine Sahne Fischfilet in keiner Weise nach, ist doch das ganze gefeierte „Awarenesskonzept“ irgendwie nur noch Irrsinn. Aber alles nicht so schlimm wie der Blick nach rechts-außen, denn was da mittlerweile abgeht, das spottet jeder Beschreibung – na dann mal stramme „Grüße ins Neandertal“!
“Gut, dass ich weiß“, dass die Jungs mit der Hymne Rechts und Links ordentlich in den Arsch treten – aber nein, dass bedeutet nicht, dass sie neutral und konservativ geworden sind… denn “für immer Punk” werden sie sein. Da können und dürfen wir definitiv von ausgehen!
Das Monchi auch sanftere Töne anschlagen kann, davon lassen FSF uns mit „Haut an Haut“ wissen. Der Gute ist halt mittlerweile Vater geworden und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich ab dem Moment allers ändert und aus den härtesten Kerlen so manches Mal sanftmütige Wesen werden 😉
Aber genug der Ruhe und Gelassenheit, denn gerne möchte man einfach nur zusammen „Besoffen sein“. Nur dass man auf seine älteren Tage alles ein wenig gesitteter und ohne Assi-Punk Atitüden über sich ergehen lässt. Gemeinsam mit Miss Platnum wird dann „Jungs und Kokain“ als bittersüßes Duett zelebriert und schließt damit den entspannten und wehmütigen Teil des Albums ab.
Mit Vollgas bewegen sich FSF dann in Richtung Album-Ende – und „Keine Panik“, wenn es sein muss, dann wir werden mit wehenden Fahnen und einer ordentlichen Stange Humor untergehen. Nachdenklich-melancholisch wird es dann aber doch nochmal mit dem großen Finale, denn „Eine rauchen wir noch“ strotz nur so vor Emotionalität, geht es doch hier um ihren engen Freund Lothar, der vor zwei Jahren verstarb – nicht nur das Lothar strammer Antifaschist war, sondern als Stadtjugendpfarrer in Jena vielen jungen Menschen eine Perspektive neben den stumpfsinnigen Rattenfängern im braunen Gewand bot.
Ich persönlich finde, dass Feine Sahne Fischfilet mit „Wir kommen in Frieden“ ein sehr gutes Album gelungen ist. Hier trifft Energie auf Sanftmut, Wut auf eine Menge echter Gefühle, die man von den raubeinigen Nordlichtern in dieser Form bisher noch nicht so gewohnt war.
Titel:
1. Wir kommen in Frieden
2. Endlich auf Reise
3. 15 Jahre
4. Awarenesskonzept
5. Grüße ins Neandertal
6. Manchmal finde ich dich scheisse (feat. FiNCH)
7. Gut, dass ich weiß
8. Haut an Haut
9. Besoffen sein
10. Jungs und Kokain (feat. Miss Platnum)
11. Keine Panik
12. Eine rauchen wir noch