Extreme – Six (earMUSIC, 09.06.2023)

Ganze 15 Jahre! Ja, genau so lange ist es schon her, dass die US-Rocker Extreme ihr letztes Studioalbum „Saudades de Rock“ herausgebracht haben. Man hatte gar nicht geglaubt, dass da wirklich noch was hinterher kommt. Aber nun ist es da, Studioalbum Nummer sechs der Band, die von vielen immer nur wegen ihrer Schmeichelballade „More Than Words“ wahrgenommen wurde.

Und „Six“ beginnt mit einem Knall, der erstmal die Richtung des Albums klarmacht: es wird laut! „Rise“ pumpt heftig mit einer verdammt groovenden Rhythmusgruppe und bratzigen, kantigen Gitarrenriffs. Gary Cherone gibt den Anpeitscher für den großen Rahmen. Die Band kommt schnell auf den Punkt und bereitet die Bühne für Gitarrist Nuno Bettencourt, welcher nach dem Ableben von Eddie Van Halen einer der letzten verbliebenen, ganz großen Gitarrenhelden ist. So klingt keine Band, die eingerostet ist, sondern eine, die noch richtig Bock hat.

„#Rebel“ und „Banshee“ gehen nicht weniger knackig Werke. Aber man denkt sich mit dem viel zu wenig beachteten Klassiker „III Sides To Every Story“ im Hinterkopf, ob hier noch ein bisschen mehr geht. Denn Extreme hatten schließlich immer noch etwas Abwechslung um Köcher, welche ihre Alben besonders machten.

Das halbakustische „Other Side Of The River“ gibt sich erstmals etwas anders, die nette Ballade „Small Town Beautiful“ erst recht. So richtig spannend wird es allerdings erst in der zweiten Hälfte mit dem starken, dunkel treibenden „Thicker Than Blood“. In „Hurricane“ sind die feinen Harmoniegesänge von früher wieder da und mit „X Out“ packt man eine maschinell klingende, aber spannende Überraschung aus.

Komplett übers Ziel hinaus schießt man allerdings mit „Beautiful Girls“. Was man sich mit dem sonnigen Reggea-Pop gedacht hat, weiß wohl nur der Vierer selbst. Dann doch lieber wieder harten Groove-Stoff der Marke „Save Me“ oder „The Mask“. Mit der Verliererode „Here’s To The Losers“ versöhnen Extreme aber dann wieder und bringen ihr quasi Comeback-Album äußerst versöhnlich zu Ende.

Jenes klingt über weite Strecken ziemlich stark, der ganz große Jubel bleibt aber immer wieder auch aus. Dafür sind viele Songs vielleicht etwas zu simpel. Trotzdem präsentiert „Six“ eine Band, die immer noch voll im Saft steht. Und das alleine ist ein Applaus wert!

 

Trackliste:
1. Rise
2. #Rebel
3. Banshee
4. Other Side Of The Rainbow
5. Small Town Beautiful
6. The Mask
7. Thicker Than Blood
8. Save Me
9. Hurricane
10. X Out
11. Beautiful Girls
12. Here’s To The Losers

 

Photo-Credit: earMUSIC / Jesse Lirola

 

3.8