Ewig.Endlich.

Ewig.Endlich. – Auf Grund (Dedication Records/WOOAAARGH, 13.04.2018)

Selten habe ich auf  einem Album-Cover so eine sanfte Schönheit und idyllische Ruhe gesehen, um dann gleichzeitig mit den ersten Tönen der zugehörigen CD schonungslos, brachial und mit voller Brutalität auseinander genommen zu werden!

Genau das ist mir aber nun bei den Dortmundern von Ewig.Endlich. und ihrem Debüt-Album „Auf Grund“ widerfahren – nie waren die Gegensätze größer, das Optische weiter entfernt von der musikalischen Darbietung.

Das „Menschenkind“ kommt Anfangs zwar wunderbar atmosphärisch rüber, entwickelt sich aber in den über acht Minuten zu einer brachialen Nummer und „In anderen Spiegeln“ töte die Klischees der ewig künstlich hergestellten Schönheit bzw. des Gesundheitswahns und der Suche nach der idyllischen Zweisamkeit… schaut euch das ver- und zerstörenden Video an, dann wisst ihr was ich meine!

Zugegebenermaßen brüllt mich Simon über die vier Minuten so sehr an, dass ich trotz aller Mühe und Einsatz nicht komplett alles verstehe… trotz alledem erkenne ich jedoch schnell die lyrischen Texte, die voller Tiefsinn und bloßer Zerstörungswut über mich hinweg prasseln.

 

In ein paar Jahren oder Dekaden
haben wir all das hier endlich überwunden.
Vielleicht geht der Jahrmarkt dann zu Grunde –
nimm Abschied mein Herz und gesunde!

 

Der „Limes“ war ja bekanntermaßen der Grenzwall, oder besser gesagt die Außengrenze des Römischen Reichs – im gleichnamigen Song geht es um die blaue See, die als Schutzwall gegen die Flüchtlingsströme dient und alles in den Tod reißt. Die Nummer ist eine bittere siebenminütige Abrechnung mit der Flüchtlingspolitik und mit der Unmenschlichkeit, mit welcher Schutzsuchende hier empfangen werden!

Ein „Bekenntnis“ zum Durchhalten gibt es dann bei der nächsten Nummer und folgt man den Dortmundern, dann darf man nur nicht in Apathie verfallen – Simon glaubt nämlich noch immer an eine bessere Welt… und „an das Leben, an ein Leben vor dem Tod“.

Auch wenn die Düsterheit musikalisch überwiegt, sich „Auf Grund“ textlich endzeitlich gestaltet und der Tod fast kontinuierlich mit dem Leben kämpft, so behält die Hoffnung und der Wunsch nach Leben schlussendlich doch die Überhand – auch wenn man sich die ganze Zeit in einem stetigen Kampf  zu befinden scheint.

Über die Länge von fast einer Stunde hauen Simon, Maik, Sören, Marius und Benjamin eine Doom-Metal Nummer nach der andere raus und beweisen, dass man sich nicht verstecken muss – weder vor der internationalen Konkurrenz, noch vor inländischen Bands die aktuell immer mehr Zuspruch bekommen und auf einer Erfolgswelle durch die Republik fegen.

Ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Durchgang des Albums durchaus verstört war und die neun Songs erstmal sacken lassen musste – alleine die Zwischentöne erzeugen eine Stimmung, als würde man sich inmitten eines nicht enden wollenden Psycho- bzw. Horrorstreifens befinden… aber genauso, wie die Scheibe einen kaputt macht, genauso fasziniert sie auch!

Neben Fjort und Krawehl habe ich nun mit Ewig.Endlich. einen neuen Wecker gefunden, wobei die Bielefelder von Krawehl ja gegen die Dortmunder so sanftmütig wie ein Klassikkonzert rüber kommen! 😀

Zu bekommen ist „Auf Grund“ übrigens auf CD sowie auf Doppel 12-Inch Vinyl (180 Gramm, Schwarz / Ltd. Edition: Schwarz /Clear)… und natürlich auch digital!

 

Titel:
1. Menschenkind
2. In anderen Spiegeln
3. Limes
4. Bekenntnis
5. Schwarz und Stern
6. Neon und Asphalt
7. Abend
8. Morgen
9. Dir

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4.4