Escape From The Zoo – Countin’ Cards (Fat Wreck Chords, 11.02.2022)

Houston, wir haben ein Problem“!

Nein, haben wir nicht, denn mindestens musikalisch gesehen scheint hier noch einiges in Ordnung zu sein – wie sonst erklären sich die Songs auf dem neuen Escape From The Zoo Album, die gleichzeitig nachdenklich und gefühlvoll, aber auf der anderen Seite auch aufwühlend und druckvoll daher kommen?!

Gemeinsam mit seiner Frau Veronica und dem Basser bzw. Schlagzeuger Elliot (We The Heathens) hat Frontmann Jesse (Days N’ Daze) die letzten langen Monate genutzt, um sich um das eigene “Ich” zu kümmern – aus der damit verbundenen intensiven Selbstreflextion sind neun Songs entstanden, die es auf “Countin’ Cards” geschafft haben.

Nicht nur die Suche nach dem Sinn des Lebens (42) rückte in der nahen Vergangenheit („Wasted Years“) immer mehr in den Fokus, auch der Umgang mit Süchten („Sentient Beer“), sowie die neu gewonnenen geistige Klarheit ohne selbig, ließ Jesse umdenken und befeuerte seine Kreativität.

Das Album handelt vom Wandel eines rastlosen, nicht fehlerfreien Menschen, der regelmäßig knapp vor dem drohenden Abgrund stand, sich nun aber immer mehr für das Leben entscheidet – alles soll nun in geordneteren und klareren Bahnen verlaufen, denn immer nur zu flüchten bzw. sich selbst zu betrügen, führt über kurz oder lang zur Isolation und dem Verlust von allem was einem lieb ist… dem eigenen Leben (“Shitshow” & “Jars O‘ Fears“) inbegriffen!

Auch Gesellschaftskritik an sich kommt auf “Countin’ Cards” nicht zu kurz, denn der der amerikanische Traum (“Heads Up 7 Up“) ist gelinde gesagt auch nur irgendwie The Great Rock ’n’ Roll Swindle – und vom systemischen Rassismus und der Polizeigewalt jenseits des Atlantiks (“Draft Dodger“) brauchen wir erst gar nicht zu sprechen, oder?!

Aber auch wenn alles eher hilflos und apokalyptisch zu klingen scheint… hier gibt es trotz alledem immer noch genügend Auswege, um die Spirale zu verlassen und alles zu einem Besseren zu veränderen – die Chancen stehen ja schließlich 50/50. Und genau diesen Optimismus greifen Escape From The Zoo zusätzlich auf, denn um den Kopf in den Sand zu stecken, dazu fühlt sich Jesse mit seinen mittlerweile 30 Jahren dann doch noch zu jung.

Zwischen Depression und euphorischem Kampf für einen besseren Weg ist alles auf dem Album dabei… musikalisch wie textlich haben die drei texanischen Punks hier echt abgeliefert.

 

Titel:
1. Heads Up 7 Up
2. Shit Show
3. Learning Curve
4. Sentient Beer
5. 12 Rounds
6. Jars O’ Fears
7. Wasted Years
8. Draft Dodgers
9. Countin’ Cards

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