Enslaved – E (Nuclear Blast, 13.10.2017)

„E“, so lautet der Titel dies neuen Enslaved-Albums. So einfach der Titel auch ist, den die Norweger aus Bergen sich da für ihr neues Langeisen ausgesucht haben, so heftig und schwer verdaulich ist „E“ geworden. Das meine ich jetzt durchaus positiv.

In den letzten Jahren, bis einschließlich zum letzten Album „In Time“, haben die Nordmänner ihren Stil eigentlich immer weiter perfektioniert und an vielen kleinen Stellschrauben gedreht. Der Mix aus Death, Black und Progressive Metal wurde immer perfekter, immer besser und beeindruckender.

Mit dem neuen Album machen Enslaved einen etwas größeren Entwicklungsschritt durch, bewegen sich aber immer noch in ihrem eigenen musikalischen Spektrum. Allerdings räumt die Band den progressiven, und auch neuerdings leicht psychedelischen Elementen, wesentlich mehr Platz ein. Woran das liegen mag, dies vermag ich nicht zu sagen. Eventuell am neuen Keyboarder Håkon Vinje, welcher auch gleich den Klargesang von seinem Vorgänger übernommen hat – vielleicht! Ist aber auch egal, denn es klingt verdammt gut!

Extreme Metal trifft auf Grateful Dead! Ok, nicht ganz, aber wie soll man den Anfang eines Songs wie „Feathers Of Eolh“ sonst beschreibend? Wabernde Keyboards verdrehen dem Zuhörer das Ohrläppchen, und zwar so lange  bis mächtige Gitarrenriffs einsetzen. Das ist nicht nur saucool, es ist auch noch ungewöhnlich.

Die ersten Sekunden von „E“ führen auch auf eine etwas falsche Fährte. Vogelgezwitscher, Pferde, akustische Gitarren bereiten nicht wirklich auf das vor, was da ein paar Takte später losbricht! Das überlange Songmonster baut sich langsam auf, wird immer wieder von Tempowechseln unterbrochen. Klargesänge und Growls wechseln sich ab, die Band steigert die Dramatik des Song gekonnt, bis zur finalen und brachialen musikalischen Explosion.

Das abschließende „Hiindsiight“ fängt auch mit solch einer falschen Fährte an, geht dann in einen wirklich fiesen und sehr doomigen Part über welcher sich im weiteren Verlauf immer weiter auflöst und immer epischer wird.

„E“ ist klasse. Ich würde das Album heute auf eine Stufe mit dem Überalbum „Axioma Ethica Odini. Ob das in zwei Jahren auch noch gilt, das werden wir bei der Rezension des nächsten Enslaved-Albums sehen und hören!

1. Storm Son
2. The River’s Mouth
3. Sacred Horse
4. Axis Of The Worlds
5. Feathers Of Eolh
6. Hiindsiight

 

Photo credit by Christian Misje

4.8