Ensemble 0 – Pozgarria da (Belarri – 15.01.2022)

Das Ensemble 0 gibt es seit ca. 2005 und um den Kern von Jean-François Brohée, Joël Merah, Stéphane Garin und Sylvain Chauveau hat man seitdem in den verschiedensten Ensemblezusammensetzungen acht sehr unterschiedliche Alben im Umfeld der modernen klassischen Komposition und der Contemporary Music veröffentlicht. Mit “Pozgarria da” erscheint nun das neunte, welches mit 32 Minuten recht kurz, dafür aber so intensiver ist.

Das Stück “Pozgarria da” ist in 7 Parts unterteilt, 6 recht kurze stehen dem 18 Minuten langen Hauptteil vorweg.

Man könnte die Musik des Ensemble 0 als Post-Klassik bezeichnen. Mit droneartigen Klängen, erzeugt mit nur wenigen Instrumentenklängen, geht es los bevor dann sehr filigran instrumentierte Stücke folgen. Hierbei gibt es reine Instrumentalteile, die aber ebenfalls sehr sparsam instrumentiert sind. Zumeist reichen wenige Streicher und Bläserklänge um eine tiefe Atmosphäre zu erzeugen, Die Gesangsstücke sind auf eben diesen fokussiert. Der intensive Gesang von Fanny Chatelain ist selber eher zerfasert und wird dann ebenfalls nur mit wenigen Klängen von Bläsern oder Streichern arrangiert. Mitunter erinnert mich der Sound an Talk Talks Spätphase oder noch mehr an Mark Hollies’ Soloalbum.

Das Titelstück hingegen startet mit euphorischen Klängen aus den Keyboards (Drehleier), umrankt von Bläsern und dann und wann Streichern. Auch das ist eher spartanisch angelegt – im Gegensatz zum ersten Teil der Aufnahme aber regelrecht opulent. Das Stück erinnert mich an frühe Genesis oder andere frühe Prog-Rock-Bands. Nach ca. 4 Minuten setzt dann ein ebenso wesentlich offensiverer und hellerer Gesang ein und das Stück gleitet tatsächlich in eine opulente Minimalistik aus allen Instrumenten. Das Thema wird dann über weitere Instrumente gespielt – Xylophon, Orgel etc. Trotz der Instrumentenvielfalt bleibt es trotzdem minimalistisch, kammermusikalisch vom Klang her jedoch wird das Stück so zu keiner Minute langweilig und so wird ein Album, das eher melancholisch und traurig beginnt, optimistisch und im Wohlklang beendet.

Wie bezeichnet man diese Musik? Ich sagte ja bereits Post-Klassik, das passt. Zum Schluss kommen mir aber auch Yes in den Sinn. So könnte man sagen. Insbesondere das letzte Stück adaptiert den klassisch beeinflussten Rock eben von Yes zurück in die Klassik. Paradox, aber schön und genial.

 

Trackliste:

  1. Maite dut bizitza (preludio)
  2. Pozgarria da egun berrira
  3. Maite dut bizitza (interludio 1)
  4. Lurra hartu dut esku barruan
  5. Maite dut bizitza (interludio 2)
  6. Pasatzen dira hodeia
  7. Maite dut bizitza

 

https://www.discogs.com/de/artist/3919788-0-5
https://www.ensemble0.com/
https://ensemble0.bandcamp.com/

4.2