Engelsstaub – Seelengeleiter (Apollyon, 29.11.2024)

Seit über drei Jahrzehnten existiert die Band Engelsstaub bereits. In dieser Zeit veröffentlichten Mark Hofmann (Gitarre, Gesang, Programmierung) und Janusz Zaremba (Gitarre, Gesang) zahlreiche Alben. „Seelengeleiter“ ist ihr neuestes, auf dem sie ihren gotischen, andersweltlichen Ansatz in Töne gießen.

Und das hat durchaus einen Reiz, auch wenn nicht alle Stücke richtig mitreißen können. Gerade der wenig charismatische Männergesang fällt negativ auf. Dafür gefällt die engelsgleiche Stimme von Gastsängerin Clara Sorace, die den Stücken das gewisse Etwas gibt. Und jene Stücke leben zu einem großen Maß von ihrer Atmosphäre, welche zwischen soundtrackartig, folkig, bis fast schon neoklassisch symphonisch wechselt und so ein abwechslungsreiches Klangbild schafft.

Mit „Asphodelila“ startet das Album auch gleich recht vielversprechend. Nach einem getragenen Intro rollt ein wuchtiger Rhythmus nach vorne, schamenhafter Gesang schiebt sich ins Bild und bildet mit den hypnotischen Gitarren ein packendes Duo. Das gefällt. Doch schon der nächste Track „Fading In The Dark“ tauscht das mit folkig angehauchten Klängen, verpackt jene in einen recht eingängigen Song und setzt damit ganz andere Akzente. Vom Grundsatz hat man damit gleich die beiden Pole abgesteckt, zwischen denen Engelsstaub auf „Seelengeleiter“ hin und her pendeln.

Am Ende sind es aber die düsteren, atmosphärische dichten Stücke wie auch „Lux Et Veritas“, die besonders mitnehmen. Mit einer eher verträumten Nummer wie „The Truth Lies Behind“ bleibt die Band etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück, was schade ist. Denn das Album hat zweifelsohne seine Momente, insbesondere wenn auch ein paar slawische Elemente hinzukommen, wie bei „Lament Rusałki (The Lament Of Rusalka)“ und „Wyspa Umarłych (Isle Of The Dead)“.

Über die Jahrzehnte haben Engelsstaub im Gothic- und Dark-Wave-Metier sicher ihre Duftmarke setzen können. Alte Freunde dieser Stilrichtung könnten auch hier aufhorchen.

 

Trackliste:
1. Asphodelila
2. Fading In The Dark
3. Lament Rusałki (The Lament Of Rusalka)
4. Lux Et Veritas
5. Sternenlicht
6. The Sick Muse
7. The Truth Lies Beyond
8. Silence
9. Wyspa Umarłych (Isle Of The Dead)

 

3.6