Emirsian – Lezoon (Hayk Records, 21.05.2021)

Sänger und Gitarrist Aren Emirze ist seit über zwei Jahrzehnte ein umtriebiger Geist in der einheimischen Musikszene – vor allem bekannt als Kopf der Noiserocker Harmful oder auch vom Projekt Taskete! mit Sportfreunde-Stiller-Drummer Flo Weber. Etwas weiter weg von der Aufmerksamkeit scheint sein Soloprojekt Emirsian, welches sich vor allem dem Singer/Songwriter-Genre zuordnen lässt.

Leise, melancholisch und zerbrechlich sind seine überwiegend allein eingespielten Songs, bei denen er stark seine armenischen Wurzeln durchschimmern lässt. Nicht nur aufgrund der Sprache, sondern auch in Sachen Melodien, welche durchaus vom folkloristischen Fundus Armeniens gespeist zu sein scheinen. Der Hauch von Exotik ist es auch, welcher Emirsian zu etwas Besonderem werden lässt.

„Lezoon“ nennt sich das neueste Emirsian-Album. Der quasi „Urknall“ war für das aktuelle Werk war die Trennung von seiner Frau und die Wiederentdeckung einer neuen persönlichen Freiheit, was wohl auch für das abwechslungsreichste Album in der Sologeschichte sorgt. Die Songs werden nach wie vor von einem melancholischen, sehnsuchtsvollen Ton durchzogen, lassen dieses Mal auch mehr Spielraum für hellere und ausgelassene Momente, wie der volle Titeltrack oder das lebhafte „Gouzem“. „Einer von uns“ ist gar schon fast leichter Pop, während das folkige „Yerd Bidi Kidnas“ für ein angenehmes Wohlgefühl sorgt.

Etwas tiefer gehen dafür die Gastauftritte von „Lezoon“ – ein Novum in der Historie des Projekts. Der prominenteste Kopf ist dabei zweifelsohne Serj Tankian von System of A Down. Beide haben zusammen mit „Verchin Toure“ eine feine Ballade eingespielt. Mit ex-Blackmail-Sänger Aydo Abay arbeitet der Musiker gerade am neuen Bandprojekt Musa Dagh. Mit „End Of Time“ hat man eine gute, dort nicht passende Indie-Nummer aufgenommen, die hier einen guten Eindruck macht. Am auffälligsten ist allerdings der Auftritt von Arens junger Tochter Veron, die einen recht emotionalen Auftritt im abschließenden „Wolken“ hat. Als Vater muss man bei dem musikalisch sonst so leicht daherkommenden Stück allerdings durchaus eine kleine Träne aus dem Knopfloch drücken.

„Lezoon“ ist ein kurzes, aber abwechslungsreiches und über weite Strecken auch packendes Stück Musik geworden. Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Zerschlagenes Herz
2. Ovder
3. Lezoon
4. Gouzem
5. Lichtjahre
6. Einer von uns
7. Yerp Bidi Kidnas
8. Verchin Toure (feat. Serj Tankian)
9. End of time (feat. Aydo Abay)
10. Wolken (feat. Veron)

 

 

Photo-Credit: Veron Emirze

 

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