Elena Rud – Heimlich Weinen (Eskapaden Musik, 26.04.2024)

Man muss kurz überlegen, aber ja, “Heimlich Weinen” ist tatsächlich das Debütalbum von Elena Rud: Einige Singleauskopplungen im Vorfeld, sowie eine immense Social-Media-Präsenz untermauern diesen Eindruck eines kleinen Fragezeichens. Neu ist nun die Band – oder wie Elena Rud es nennt – ihr Rudel, das sich mittlerweile durch diverse Supporttouren u.a. mit den Tränen oder Deine Cousine zur Band zusammengefunden hat. Geblieben sind die Themen, um die sich auch „Heimlich Weinen” dreht: Psychische Gesundheit, Body Positivity, Queerness, sexualisierte Gewalt und Selbstbestimmung.

Der Opener „Problem“ wird mit einer fast schon unverschämten Rotzigkeit präsentiert, so dass der Song vor Authentizität nur so trieft. Musikalisch tobt sich die Band sehr bunt aus und drückt nacheinander Knöpfe, auf denen „Neue Deutsche Welle“, „Punk“ oder „Indie“ steht – manchmal sogar gleichzeitig. Gelegentlich werden sogar Telefonfetzen eingebaut („Paparazzi (feat. SALÒ)“). Doch mit „Niemand“ wird es ruhiger, sensibler, zurückhaltender: Die verletzliche Seite kommt zum Vorschein („Niemand fühlt wie Du“). Elena Rud macht es ihrem Publikum nicht leicht, das Album kippt von einem Extrem ins andere. Tanzbare, ekstatisch wilde Partymusik trifft auf Flüstertöne in Supertraurigkeit.

Mit „Heimlich Weinen” ist dem Münchner Quartett ein tolles Debüt gelungen. Das Album kommt nicht nur musikalisch sehr modern und frisch daher, sondern punktet auch inhaltlich. Gut, dass diese unvergleichliche charmante Rotzigkeit sich noch nicht über das ganze Album erstreckt, ist zwar schade, aber es soll von Elena Rud ja auch in Zukunft noch weiter Musik zu hören geben. Angefixt ist man mit „Heimlich Weinen“ definitiv.

Trackliste

1. Problem
2. Verhaftet
3. Paparazzi (feat. SALÒ)
4. Cote d’Azur
5. Dopamin
6. Durch die Nacht
7. Niemand
8. Skit
9. Fassade (feat. Gwen Dolyn)
10. Blaue Augen
11. Bevor du gehst

Fotocredit: Kid Velour

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4.4