Photo: Russel Daniels

Eagle Twin – The Thundering Heard [Songs of Hoof and Horn] (Southern Lord, 30.03.2018)

Unter Musikfreunden gibt es vor allem zwei Arten, wie Musik wahrgenommen wird. Für die einen sind bis ins Letzte ausgefeilte und fein komponierte Songs, hohes technisches Können und spielerische Versiertheit sowie ein klarer Sound extrem wichtig. Dass die Stücke dafür nicht selten kalt und glatt klingen, wird gerne in Kauf genommen. Für andere dagegen sind die Seele der Musik und der dahinter steckenden Musiker und der daraus resultierende Ausdruck und die Atmosphäre wichtiger. Über kleine technische Schnitzer oder knarzigen Klang wird gerne hinweg gesehen. Das Stichwort lautet: Authentizität.

Die ersten beiden Alben des Duos Eagle Twin (2009 und 2012 veröffentlicht) waren voll und ganz für die zweite Gruppe interessant, während die erste sich bestimmt mit Grausen abwenden durfte. Das relativiert sich mit der dritten Veröffentlichung „The Thundering Heard“ zwar ein bisschen. Aber nach wie vor sind Eagle Twin eine Band, die sich voller Inbrunst in den eigenen Sound stürzt und dabei wenig Rücksicht auf den Hörer nimmt.

Heraus kamen dabei dieses Mal vier Stücke, die zwischen 7 und 14 Minuten lang sind. Also mächtig lang, aber tatsächlich als echte Songs mit Struktur zu erkennen. Schon fast ein Novum, wirkten die alten Nummern doch eher wie ausgelassene Jam-Sessions. Dabei hat sich ansonsten nicht wirklich etwas verändert bei den Herren Denley und Smith. Die Texte sind immer noch voller mythologischer bis symbolhafter, ja, fast folkloristischer Bezüge. Der Sound: massiv und radikal wie eh und je. Sehr erdverbundene, tief brummende Musik. Doomig, slugdig, den tiefen Frequenzen zugetan. Die Baritongitarre und der Gesang von Gentry Densley ergeben eine dichte Einheit, das Schlagzeug von Tyler Smith groovt von locker bis mächtig, stets den richtigen Ton anschlagend.

Stilistisch ist man recht eigenwillig und nicht so leicht einzuordnen. Man könnte es sich leicht machen und Eagle Twin ins Sludge-Lager packen. Dabei würde man es sich aber zu einfach machen und überhören, dass das Duo im Kern eigentlich regelrechte Blues-Songs spielt. Massiv: ja, stets, aber auch mit einem angenehm düsteren Swing versehen. Mal dem Sonnenuntergang entgegenglimmend, dann wieder wie ein wildes Tier trampelnd. Und generell stürzt man sich stets mit voller Elan ins eigene Spiel, fast bis in den Noise-Bereich vorpreschend.

Wo die Band früher ziemlich kantig und trocken rüber kam, klingt „The Thundering Heard“ nun ein ganzes Stück massiger und wärmer. Man erlaubte sich einige Overdubs, was durchaus zu begrüßen ist. Denn so klingt die Musik der Band einfach voller und angenehmer. Zum Heulen schöne Leads findet man darin genauso wie ruppige Dunkelheit.

Überraschend und spannend!

Trackliste:
1. Quanah Un Rama
2. Elk Wolfv Hymn
3. Heavy Hoof
4. Antlers Of Lightning

 

Photo Credit: Russel Daniels

 

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