EA80 – ·· (Stecker) (Major Label/Broken Silence, 24.01.2025)

Geschlagene acht Jahre ist es schon wieder her, dass die Mönchengladbacher Altpunks von EA80 ihr letztes Album “Definitiv: Ja!” herausgebracht hatten.

Nun haben sie erneut den “·· (Stecker)” gefunden und ihre Verstärker für weitere dreizehn neue Songs angeschmissen – und das im 45. Jahr ihres Bestehens, womit sie wahrscheinlich die am längsten existierende deutsche Punkband sind, die in ihrer Karriere nie eine langjährige Pause eingelegt bzw. eine zwischenzeitliche Auflösung vollzogen hat.


Die Gelehrten streiten sich, ob das brandneue Studioalbum nun das zwölfte, oder sogar das vierzehnte der Bandgeschichte ist, Sänger Junge (Martin), Philipp, Hals Maul und Nico wird es wohl mehr als egal sein. Sie haben einfach Bock zu zocken, gerne Live… sehr gerne live – und die Alben sind halt dafür da, die Zeiten zwischen den einzelnen Live-Gigs nicht zu lang werden zu lassen.

Was gibt`s neues?

Eigentlich nicht viel, außer den bereits genannten dreizehn neuen Songs – musikalisch und inhaltlich bleiben EA80 ihrem Stil natürlich treu. Etwas anderes haben wir eh nicht erwartet, bzw. würden es auch gar nich akzeptieren, oder?!

Beginnt der Opener „Vergoldet“ leicht verwirrend (ich dachte erst es würden zwei Nummern übereinander laufen), geht es dann mit der Erkenntnis weiter, dass es wahrscheinlich nicht mehr besser wird, ob man nun den “Stecker” herein steckt, oder auch nicht – wichtig ist auf jeden Fall, dass auch genügend “Elektrizität” durch die Leitungen fließt. Auf der anderen Seite hat man aktuell das Gefühl, dass alles auf das Ende  zu geht und man “Kaum Widerstand” zu erwarten hat – ist der “Abgrund” doch mittlerweile so nah, dass man kaum noch einen Schritt zurück kann, oder aber einfach automatisch mit in die Tiefe gerissen wird.

Tragend und tief depressiv geht es mit der Bombast-Nummer “Scherbe” weiter und fragt mich nicht warum bzw. haltet mich ruhig für bekloppt, aber der Song erinnert mich irgendwie an “Alone” vom neuen The Cure Album – also wenn die deutsch singen würden… also irgendwie… ach was weiß ich denn?! Ich finds auf jeden Fall geil!

Mit der “Ode an das Unentspannte” geht es musikalisch wahrlich unentspannt weiter und Martin lässt sich zu seinem klassischen Schreien verleiten, was ich schon seit den späten 80er Jahren schätze – apropos schätzen… in der “Philarmonie” wird man mich schätzungsweise auch in Zukunft nicht antreffen – ist mir zu langweilig und anstrengend. Aber der Song ist trotzdem geil… Punkt!

Verlustreich beleuchtet der “Radar” verpasste Chancen, bringt aber auch einen Hauch Hoffnung mit, denn “wir werden uns wiedersehen, in einem hellen Raum!

Und ob man nun über “Die goldene Stadt” lamentiert, oder sogar die gute alte “Psychologie” zu Rate zieht, EA80 schlängeln sich schon so viele “Jahrzehnte” gekonnt durch die Finsternis – immer einen Schritt vor und einen hinter dem bereits genannten Abgrund. Was so manches Mal nach “Kapitulation” aussieht, ist immer auch ein Aufschrei. Es geht nämlich immer immer weiter… und erst wenn der Letzte das Licht ausgemacht hat, dann werden die Mönchengladbacher für immer schweigen – und das wird hoffentlich noch ein wenig auf sich warten lassen!

Ich halte EA80 auch nach dem Hören des neuen Albums immer noch für eine der wichtigsten Deutschpunk-Bands unserer Zeit. Deshalb muss, will und werde ich hier eine Kaufempfehlung abgeben!

Titel:
1. Vergoldet
2. Stecker
3. Elektrizität
4. Kaum Widerstand
5. Abgrund
6. Scherbe
7. Oder An Das Unbekannte
8. Philharmonie
9. Radar
10. Die Goldene Stadt
11. Philosophie
12. Jahrzehnte
13. Kapitulation

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4.5