Dvne – Voidkind (Metal Blade, 19.04.2024)

Ach, „Voidkind“, das dritte Album der aus Schottland stammenden Band Dvne ist schon toll! Die Schublade dafür ist schnell gefunden: Postmetal mit progressivem Anklang. Im Kern macht die mittlerweile zum Quintett aufgestockte Band gar nicht so viel anders, wie andere Genrevertreter wie Isis, Cult of Luna oder Mastodon. Und doch fasziniert das rund einstündige Ding und reißt so richtig mit.

Dvne beherrschen das Spiel mit Dynamik, während sie schwere Gitarrenriffs stapeln und klare gegen harsche Vocals antreten lassen. Die ruppigen Sounds wechseln sich in den richtigen Momenten mit atomsphärischen Parts ab, für welche man verstärkt auf einen neuen Keyboarder zurückgreift, der das Geschehen aber nicht an sich reißt, sondern in den richtigen Momenten fast schon unauffällig mit seinen Verzierungen unterstützt, wie im kernigen Eröffnungsstück „Summa Blasphemia“ gleich zu hören ist. Am Ende ist es aber die Wucht, welche die Band an den Tag legt, die für den nötigen Drive sorgt. Schlagzeuger Dudley Tait leistet hier Schwerstarbeit und ist ein wichtiges Puzzlestück im Bandsound.

Gewalt ist aber nur das eine Stilelement, Atmosphäre ein anderes. Man nimmt sich immer Zeit, dass sich die Stücke entwickeln können. Nummern mit Überlänge sind keine Seltenheit und diese sind meist auch ziemlich stark, wenn man „Eleonora“ oder „Adobe Of The Perfect Soul“ zum Maßstab nimmt. Hält man es aber auch mal mit Mastodon und geht etwas gestraffter und geradliniger nach vorne, geben sich Dvne ebenso keine Blöße. „Reaching For Telos“ und „Sarmatae“ stehen somit am anderen Ende der Skala und wissen nicht weniger zu gefallen. Im Gegenteil, die gewisse Abwechslung tut der Platte wirklich gut und macht sie durchgehend spannend.

Bei all der Schwere vergessen Dvne allerdings nicht, dass ein gesundes Maß an Melodie und Harmonie auch einem klanglichen Orkan nicht unbedingt schaden muss. Und so ist „Voidkind“ in den richtigen Momenten, die durchaus recht stürmisch sein können, überraschend zugänglich. Und wer noch ein bisschen tiefer in das neue Werk eintauchen möchte, darf sich gerne mal mit den Inspirationen der Platte beschäftigen und Gemeinsamkeiten suchen. Zum Beispiel dem Science-Fiction-Roman „Hyperion“ von Dan Simmonds, der Manga-Reihe „Berserk“ oder der Atmosphäre der „Dark Souls“-Rollenspiele.

Bei mir darf das dritte Dvne-Album definitiv noch öfter seine Runden drehen!

 

Trackliste:
1. Summa Blasphemia
2. Eleonora
3. Reaching for Telos
4. Reliquary
5. Path of Dust
6. Sarmatae
7. Path of Ether
8. Abode of the Perfect Soul
9. Pleroma
10. Cobalt Sun Necropolis

 

 

Photo-Credit: Alan Swan

 

4.3