Drowners – On Desire (French Kiss Records/ The Orchard, 24.06.2016)

Mit „On Desire“ veröffentlichen Drowners aus New York ihr zweites Album und befinden sich auf Frenchkiss Records damit in bester, angesagter Indie-Gesellschaft mit Labelkollegen wie The Drums oder Bloc Party. Produziert wurde die Platte von Claudius Mittendorfer, bekannt durch seine Arbeit mit Größen wie Interpol oder Johnny Marr. Alle Vorzeichen stehen also schonmal auf einen interessanten Release aus dem Indie-Lager.

„On Desire“ beginnt mit einem recht quirligen Opener inklusive den obligatorischen Shuffle-Beats vom Schlagzeug, die sich im Laufe des Langspielers noch wiederholen sollen und einen recht schnellen Einstieg ermöglichen. Der folgende, zweite Song „Cruel Ways“ ist die perfekt gewählte Single-Auskopplung mit absolutem Hitpotential. Cooles Midtempo, das der unaufdringlichen Gitarrenhook den perfekten Raum zur Entfaltung gibt.

Die Vorbilder der New Yorker Formation sind klar herauszuhören, der Sound ist absolut stilsicher und orientiert sich in Richtung Joy Division, The Cure oder The Smiths. Zu dem authentisch trocken gemischten Schlagzeug gesellen sich die üblichen, mit Chorus und Spring-Reverb versetzten, größtenteils cleane Gitarren, die im Hintergrund auch gern mit Akustik-Gitarre begleitet werden. Überhaupt ist die gesamte Produktion ganz hervorragend, sauber, präzise und pointiert. Man hört, dass es die Band wirklich wissen will und eine ganz bestimmte, britische Ästhetik verfolgt. Das ist insofern kurios, als dass das Quartett ja überhaupt nicht aus dem Kulturkreis dieser britischen Post-Punk-Ästhetik stammt. New Yorker Bands sind aber durchaus für ein Liebäugeln mit britischem Stil bekannt, siehe Interpol oder The National (ja, ich weiß, ursprünglich aus Ohio, im Laufe der Karriere dann aber auch kollektiv nach NYC gezogen). Drowners fehlt dabei jedoch die kühle Noblesse von Interpol oder die bluesige Melancholie von The National.

Der Unterschied zu anderen, kontemporären Post-Punk-Kapellen zeigt sich auch in dem, von Zeit zu Zeit, sehr prominenten Einsatz surrender Synthesizer, der den Sound stechender gestaltet und für viel Energie sorgt. Bisweilen bieten die New Yorker aber auch recht düstere Passagen an, die sich besonders durch das gute Songwriting entwickeln können. Prominentestes Beispiel wäre hier „Trust The Tension“. Das erinnert manchmal schon fast an frühe Gothic-Momente, wie sie The Cure prägten.

Eine Stärke der Platte liegt meiner Ansicht nach jedoch auch bei den ruhigeren, melancholischen Stücken wie „Dreams Don’t Count“, bei dem die 60s nett grüßen. Ein einziges Manko ist, dass im Verlaufe der Platte hin und wieder die songwriterische Qualität einbricht und das ein oder andere Stück ein wenig austauschbar klingt. Hier wäre noch mehr Abwechslung durchaus schön gewesen. Nichtsdestotrotz ist das schon Meckern auf recht hohem Niveau, denn mit „On Desire“ legen Drowners ein durchaus gelungenes Album vor, das am Ende mit „Don’t Be Like That“ doch noch ein ganz starken Schlussakzent setzt.

Drowners - On Desire - Artwork

1. Troublemaker
2. Cruel Ways
3. Human Remains
4. Someone Else Is Getting In
5. Dreams Don’t Count
6. Conversations With Myself
7. Trust The Tension
8. Another Go
9. Pick Up The Pace
10. Don’t Be Like That

4.4