Seit dem Debut “Do Or Die” sind mittlerweile 27 Jahre vergangen. An der Musik der Bostoner Folk-Punks hat sich im Laufe der ersten Alben nur geändert, dass sie zugänglicher für Menschen außerhalb der Skinhead-Bubble geworden ist. Aber der Working-Class-Pathos, die irisch/amerikanischen Wurzeln, der Humor und die typische Nutzung von Dudelsack, Banjo und Co. sind wie zu ihren Anfängen.
Dass die Murphys nun nach der Wahl von Trump und dem Wandel der amerikanischen Politik in Richtung Faschismus weltweit nochmal außerhalb der Punk-Szene auf die Tagesordnung kommen, ist ihrer klaren politischen Haltung zu verdanken. Von Anfang an waren die Dropkick Murphys eine Band, die kein Blatt vor den Mund genommen hat. Mit der Ankündigung der sogenannten Einwanderungsbehörde, bzw. ihres Chefs Lyons in Boston groß angelegte Deportationen durchführen zu wollen, kam schon vor den Protesten in L.A. und dem Rest des Landes eine erste große Protestwelle, zu der auch die Dropkick Murphys gehörten. Schließlich ist ihre Heimat Boston die klassische amerikanische Einwandererstadt.
Folgende Statements auf Shows durch Ken Casey teilten sich millionenfach über Social Media und brachten viel Zustimmung.
Unter dieser Protestfahne erscheint am 04.07. digital das neue Album “For The People” und trifft mit Titeln wie “Chesterfields and Aftershave”, Who’ll stand with us” und “Sooner kill em first” voll ins Schwarze einer Protestbewegung, die momentan notwendiger ist als irgendwann vorher.
Musikalisch ändert sich nicht viel, was man eingestehen muss. Es gibt melodischen Folk-Punk mit Street-Attitüde und eine ganze Menge Sing-Alongs. Aber wenn wir mal ehrlich sind, wollen wir auch genau das von einer Dropkick-Murphys-Platte.
Und auch wenn diese Band mit den Songs nur eine von vielen Gruppen im amerikanischen Kulturbereich ist, die sich offen und laut gegen Trump und seine Maßnahmen ausspricht, so sind es genau diese Typen, die einfach nur alles machen wie bisher. Sie wissen worüber sie singen, müssen sich nirgendwo reinfinden um zu verstehen, was die momentane Politik anrichtet beim Menschen am Ende der Kette. Und das spürt man beim Hören der Songs und insbesondere in Kombination mit den Ansagen, die wir bei den aktuellen Liveshows verfolgen können.
Das Tempo wechselt man bei den insgesamt 12 Songs immer wieder, so dass z.B. “Bury the Bones” (mit den Marry Wallopers) eher klassisch daherkommt, während “Fiending for the Lies” wütend und mit deutlich mehr Punk im Fokus daherkommt.
Am Ende haben wir mit “One Last Goodbye (Tribute To Shane)” übrigens noch eine absolut großartige Ode an Shane MacGowan von den Pogues, der 2023 verstorben ist. Folkiger Herzschmerz, den man selten so gut hört.
Für Freunde der Band, die so wie ich schon einen Haufen Dropkick-Murphys-Platten in der Sammlung haben, dürfte das hier im Oktober zum Release der physischen Exemplare auf jeden Fall ein Pflichtkauf sein. Ansonsten sollte jeder Punkhörer und Folkfreund schon vorher im Stream ein Ohr riskieren.
- Who’ll Stand With Us
- Longshot (feat. The Stratch)
- The Big Man
- Chesterfields and Aftershave
- Bury the Bones (The Mary Wallopers)
- Kids Games
- Sonner Kill ‘Em First
- Finding for the Lie
- Streetlights
- School Days Are Over (feat. Billy Bragg)
- The Vultures Circle High (feat. Al Barr)
- One Last Goodbye (Tribute To Shane, feat. The Scratch)
Bildquelle: Riley Vecchione