Photo: Travis Shinn

Disturbed – Divisive (Warner, 18.11.2022)

Die beiden letzten Alben von Disturbed fand ich mehr so Ok als richtig gut. Auf „Immortalized“ und „Evolution“ hat sich das Konzept, wie die Band um Sänger David Draiman ihre Songs schreibt, etwas totgelaufen. Dazu kam die durchgenudelte „Sound Of Silence“-Coverversion und die Truppe war dem Stadionrocksound von Bands wie Nickelback ein wenig näher als es ihr gut getan hat.

Mit „Divisive“ liegt nun das neue Album von Disturbed vor. 4 Jahre hat es gebraucht bis die Band dieses zustande gebracht hat. Anscheinend hat sich während der Covid-Zwangspause aber wohl einiges an Wut angesammelt, denn „Divisive“ erinnert mich stellenweise deutlich an die frühe Phase der Band. Insbesondere an ein Album wie „Ten Thousand Fists“ fühle ich mich doch deutlich erinnert.

Grade die ersten fünf Songs von „Divisive“ klingen so frisch, so hat die Band schon lange nicht mehr geklungen. „Hey You“ eröffnet den Reigen, die Band klingt gewohnt fett, Draimans charakteristische „Ohahahaha Schreie“ klingen wieder schön angepisst und die instrumentale Fraktion feuert aus allen Rohren. „Bad Man“ wird mit einem klassischen Metal-Riff eröffnet. Diese Art von Refrains hat die Band vielleicht wirklich zuletzt zu „Indestructible“-Zeiten in die Recordingmaschine gespielt. Die Rhythmik ist vom Feinsten. Der Song ist ein echter Hinhörer!

Der Titelsong „Divisive“ klingt ein wenig moderner, was vor allem am Stakkato von Bass und Drums liegt. Aber auch hier zaubert Draiman mit aggressivem Gesang ein paar Melodien auf die Lautsprechermembran die man gerne hört! „Unstoppable“ ist von der gleichen Machart, allerdings ziehen Dan Donegan und Co. hier etwas das Tempo an! Mit „Love To Hate“ beendet man dann allerdings diese Art der Retrospective mit neuen Songs.

Ab „Feeding The Fire“ erinnern die Tracks dann wieder ein wenig mehr an die jüngere Bandvergangenheit. Das ist nach wie vor nicht schlecht, aber in „Feeding The Fire“ fehlt grade dem Gesang so ein wenig der Drive. Für die obligatorische Ballade „Don’t Tell Me“ konnte man Ann Wilson (Heart) verpflichten. Der Song ist ganz nett, aber eben auch beliebig.

Glücklicherweise geht es dann mit dem abschließenden Songtrio „Take Back Your Life“, „Part of Me“ und „Won’t Back Down“ wieder in die richtige Richtung!

Fazit: Der Patient ist auf dem Weg der Besserung und liefert grade in der ersten Hälfte von „Divisive“ bärenstarke Songs ab! Gefällt mir!

 

1. Hey You
2. Bad Man
3. Divisive
4. Unstoppable
5. Love to Hate
6. Feeding the Fire
7. Don’t Tell Me (feat. Ann Wilson)
8. Take Back Your Life
9. Part of Me
10. Won’t Back Down

 

Photo: Travis Shinn

 

3.9