Die Shitlers

Die Shitlers – This is Bochum not L.A. (Weltgast/Indigo, 14.07.2017)

Wer jemals einen Fuß auf das Bochumer Stadtgebiet gesetzt hat wird bestätigen, dass die Ruhrpott-Metropole mit L.A. ungefähr so viel zu tun hat, wie Mister Trump mit dem Thema Intelligenz oder auch dem Umweltschutz.

Daher kann ich den Jungs von The Shitlers bei der Titelwahl des dritten Albums „This Is Bochum Not L.A.“ entspannt gratulieren… eindeutig Recht behalten, wunderbar!

Was die Songs betrifft schaue ich erstmal, wie sehr und ob ich mich – wie bei der Cover-Gestaltung – eher erschrecken werde, oder ob die Punks mir ein paar feine Songs gönnen wollen… der Anblick hat ja schon einmal Eindruck hinterlassen, wenn auch nicht den allerschönsten! 😉

Also versprechen wollen uns The Shitlers erstmal gar nichts… oder doch, zwölf ehrliche und intelligente Punk Nummern mit Tiefgang sollen es wohl sein – so weit, so gut!

Einige Gastmusiker haben sie sich auch gegönnt, so werden die Jungs schon auf dem Cover vom erstaunten (und ausnahmsweise mal angezogenen) Wolfgang Wendland von Die Kassierer unterstützt, aber auch musikalisch gibt es hier den einen oder anderen Mitstreiter – Bjoern Moehlendick, Claus Lüer (Knochenfabrik/Chefdenker), Luise Fuckface (The toten Crackhuren im Kofferraum), Kotzreiz, Valentin & Timo Joos (Arrested Denial), Alex Schwers (u.a. Slime) sind mit dabei, was „This Is Bochum Not L.A.“ zu einer besonderen Scheibe werden lässt.

Was mit entspannten Klavierklängen beginnt, endet in einer abgefuckten und rauchigen Punkrock-Nummer, die ursprünglicher nicht sein könnte… „mit dieser Band hast du nicht viele Freunde…“, davon muss man nach dem Opener schon einmal ausgehen!

Das „Nur wegen Shitlers“ der Punk wieder interessant ist bleibt zwar zu bezweifeln, aber das sie sich mit dieser Speed-Punk Nummer in die Herzen der Punker spielen, die selbstkritisch gegen die Kommerzialisierung der Szene sind, das kann man nur hoffen.

Eine Vollgas-Nummer nach der anderen haut einem brachiale Gesänge, harte Gitarren-Riffs und gewohnt geknüppelte Punk-Schlagzeug-Beats um die Ohren… besonders der Bass bei „Fat Wreck/Epitaph“ hat es mir angetan, wobei die Bochumer hier ihren Vorbildern von NOFX oder Rancid musikalisch und gesanglich in nichts nachstehen.

Nach der Hommage an „Dr. Helmut Kohl“ wird sich dann um „Weiße Touristen mit Geld“ gekümmert, die sich erstens alles leisten und scheinbar zweitens auch alles erlauben können – da bleibe ich doch lieber in „Bochum Hamme“ (wo ich übrigens auch mal einen Proberaum incl. Band hatte! 😉 )!

Und wie kann es anders sein, auch rotzige Punks haben einiges für die Liebe übrig… daher darf das obligatorische „Liebeslied“ natürlich auch nicht fehlen.

Wie streckt man eigentlich ein Album auf eine Stunde Spielzeit? Ganz einfach… man nenne einen Song „Bierbong“ (meine Güte, wie oft habe ich das Dingen damals persönlich genutzt… erschreckend!) und erkläre haarklein, wie man eine CD voll bekommt und was man so alles während der letzten Jahre erlebt hat – alles mit verwirrenden Gesprächsfetzen und unerträglicher Hintergrundmelodien aus dem Proberaum… scheinbar viel zu viel Bierbong genascht, oder?!

Nachdem ich mir für diese Rezension die vollen 28:22 Minuten gegönnt habe, bin ich komplett am Ende und schiebe mir noch schnell das rotzig knüppelige „Uwe“ hinterher, bevor das Album mit dem Beweis endet, dass es sich hier um „Politische Musik“ handelt.

Verkorkt und abgefüllt wurde die Scheibe von niemand geringerem als Alex Schwers, der neben seiner Bandzugehörigkeit bei Slime oder Die Mimmi`s auch für das Punk im Pott & Ruhrpott Rodeo verantwortlich ist.

Als Fazit des Albums lässt sich festhalten, dass es ja nun mal nicht immer alles hochpolitisch und verschroben bzw. verschachtelt daher kommen muss, damit man sich im Punk einen Namen macht – Die Shitlers sehen das Ganze aus einer „anderen“ Sicht… zugegebenermaßen muss man das schon mögen, sonst kommt man mit der Scheibe nicht wirklich klar!

 

Titel:
1. Wir sind die Shitlers feat. Bjoern Moehlendick
2. Nur wegen Shitlers
3. +1 feat. Claus Lüer, Luise Fuckface von den Crackhuren & Kotzreiz
4. Fat Wreck / Epitaph
5. CCN4
6. Dr. Helmut Kohl
7. Weiße Touristen mit Geld feat. Valentin von Arrested Denial & Alex Schwers
8. Bochum Hamme
9. Liebeslied
10. Bierbong feat. Timo Joos von Arrested Denial & seine Band
11. Uwe
12. Politische Musik

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