Die Nerven – Out (Glitterhouse / Indigo, 09.10.15)

Ob Die Nerven nerven? Kann ich noch nicht entscheiden, habe ja noch nicht reingehört!

Also allgemein kann man von Stuttgarter Bands ja eher behaupten, dass sie mehr gefallen als zu nerven… somit gehe ich die Sache erstmal mit einer angenehmen Gelassenheit an.

Vor fünf Jahren im beschaulichen Esslingen bei Stuttgart gegründet ist das Trio seitdem musikalisch stetig in Bewegung und zeigt mit seiner, nach „Fluidum“ (2012) und „Fun“ (2014), bereits dritten Veröffentlichung „Out“, dass sie einiges zu sagen haben… wie sonst käme ein solch ordentlichen Tempo beim Schreiben neuer Songs bzw. produzieren neuer Scheiben zustande?
Also erstmal vorab, „Out“ ist das neue Album ganz und gar nicht, was Julian (Gesang, Bass), Max (Gesang, Gitarre) und Kevin (Schlagwerk) da veranstalten ist Punk allererster Güte, irgendwo zwischen 80iger und dem heutigen sogenannten „Postpunk“… wer sich das alles immer ausdenkt mit den Genres? Alles höchstens eine verkaufsfördernde Maßnahme, mir ist das völlig Lachs wie das Zeugs heißt, geil muss es sein!

Und da haben Die Nerven bei mir direkt ins Schwarze getroffen. Energiegeladene Songs voller Tiefgang, Melancholie und einer treibenden Traurigkeit, die einen ab der ersten Sekunde packt… der Opener „Die Unschuld in Person“ hält mich bereits fest und erinnern mich gleich an die jungen `Tocotronic´!

Nach „Barfuß am Klavier“ von den phantastischen `AnnenMayKantereit´ stehen bei den Schwaben eher die Scherben im Vordergrund, durch welche man zu gehen hat („Barfuß durch die Scherben“), für mich musikalisch als hätten die `Neubauten´ mit `EA 80´ und `Deichkind´ gemeinsame Sache gemacht… abgefahren!

Die Nerven machen rotzig, krachigen Lo-Fi Punk in Reinform, in seinem punkig-rockigem Ursprung… also eigentlich so, wie ich ihn aus meiner Jugend (die zugegebenermaßen schon ordentlich her ist) kennengelernt habe!

Das zeigen nicht nur Songs wie „Jugend ohne Geld“ oder der gitarrengetragene „Dreck“ Song, aber auch das „iPhone“ kann dich nicht immer retten. Und wie gerne würde ich gelegentlich „Den Tag vergessen“, denn da kann ich den Jungs nur zustimmen, es gibt eindeutig zu viele Leute die „ein Problem mit Leuten mit Problemen“ haben!

Und „Gerade deswegen“ wünschte ich mir gelegentlich eine „Wüste“ (das sind doch schon wieder `Tocotronic´, oder?!)… meine Güte, die Drei haben echt was drauf – ich frage mich gerade warum ich die andere Alben bisher noch nicht gehört hatte (Memo an mich: das wird nachgeholt!).

„Ich habe gelogen“ hat doch Blixa Bargeld für das Trio geschrieben – kommt Jungs, raus mit der Sprache! Okay, ich kenne die Antwort, sie wird heißen „Hast du was gesagt?“… alles gut, ich halte mich zurück und lauschen dem letzten Song des Albums!

Auch live hat das Trio einiges zu bieten, so wurden sie bereits von der `taz´ zur „besten Liveband des Landes“ gekürt… ich meine Auftritte in Roskilde, beim Melt!, dem Appletree-Garden oder dem Eurosonic zeugen schon von, dass Die Nerven auch auf den Bühnen das eine oder andere drauf haben müssen.

Scheinbar gibt es aus Stuttgart also neben den `Fantastischen Vier´ und `Schmutzki´ musikalisch noch einiges mehr zu hören… ich verabschiede mich in Erinnerungen schwelgend und an meine alten Punkerzeiten denkend für heute mit einer glatten 100% Bewertung!

Respekt an Die Nerven… denn genau das tun sie auf gar keinen Fall!

 

ZqjWvaj

Tracklist:
1. Die Unschuld in Person
2. Barfuß durch die Scherben
3. Jugend ohne Geld
4. Dreck
5. iPhone
6. Den Tag vergessen
7. Gerade deswegen
8. Wüste
9. Ich habe gelogen
10. Hast du was gesagt?

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