Die Damen und Herren des Orchesters

Die Damen und Herren des Orchesters – Zweihundert Jahre ohne Erfolg (Nebula Fünf Enterprises Int., 08.02.2017)

Und prompt ist es schon wieder passiert!

Da findet man eine Mail im Posteingang, liest den nett geschriebenen Text des Verfassers Roland und fühlt sich bei dem Albumtitel „Zweihundert Jahre ohne Erfolg“ – vielleicht wegen meiner eigenen Karriere – irgendwie animiert, mehr über Die Damen und Herren des Orchesters wissen zu wollen.

Da ich weder Roland van Oystern, noch den zweiten Teil des Künstlerduos Ferdinand Führer, geschweige denn die Band (mit dabei wären dann nämlich noch Bass- und Pianospielerin Fredrike Nagel und Miriam Ulrich am Schlagzeug und diversen Nebenschauplätzen… ähhh Instrumenten) mit dem recht eigentümlichen Namen bisher kannte, hatte ich eine 50/50 Chance mich mit einer Review des Albums mal so richtig in die K**** zu reiten – forderte dann aber ohne langes Nachdenken mutig Hörbeispiele an.

Kurze Zeit später sollte es also mit der ersten Nummer des Albums, „Die Rechte, die Linke“ losgehen und bereits nach einigen wenigen Sekunden fragte ich mich mal wieder selbst, warum ich eigentlich immer überall meine Nase reinstecken muss – was sollte das denn jetzt werden… 15 Songs voller komischem Sprechgesang und eine wahre Wah-Wah-Pedal Orgie, oder wie?

Die Damen und Herren des Orchesters

Somit hätte die Geschichte dann beendet sein können… ich wäre frustriert gewesen, hätte nicht gewusst wie ich Roland hätte beibringen sollen, dass ich mich bei der Annahme der Review in einem geistig ungünstigen Zustand befunden hatte usw. und sofort!

Aber dann passierte genau das, was ich eigentlich schon insgeheim erhofft und irgendwie auch erwartet hatte… nach etwas über einer Minute setzte der zweite Song „Den Letzten und Echten“ ein und haute mir feinsten Punkrock mit lieblich melodiösem Gesang um die Ohren – na Gott sei Dank, da haben wir alle ja nochmal die Kurve bekommen 😉

Auch die folgenden Nummern „Nichts zu verkaufen“ und „Mama“ blasen ins gleiche Horn, auch wenn sie tempomäßig einen bis zwei Gänge zurückschalten… schön lieblich und melodisch, irgendwie Indie – irgendwie auch Punk!

Sowieso erinnern mich Die Damen und Herren des Orchesters stilistisch irgendwie die ganze Zeit an eine Mischung aus Rocko Schamoni und der Band Die Crackers – wer auch immer sie noch kennt… und die Jungs wie ich noch immer für ihre freakige Musik liebt!

Ob es nun „Winfried“ sein soll, oder die „Engel“… spätestens „An den Pforten zur Hölle“ treffen wir „Le Patron“ – für mich einen der besten Songs des Albums, vielen Dank hierfür!

Okay, „Deine Mannschaft“ ist mir dann doch ein wenig zu kitschig verspielt und ob man wirklich einen „Profi Partner“ braucht ist halt Geschmackssache, aber wenn ich frage „Wer trägt meine Sachen raus“, dann wird der „Herr General“ (wieder schön punkig die Nummer!) sich natürlich nicht melden – war ja klar!

Kennt ihr eigentlich das Gefühl, wenn „Alles Klebt“? Der gleichnamige Song tut eben dieses… nämlich sich in den Gehörgängen festsetzen und wird nur mühsam von „Bunkerträume In Bickendorf“ abgelöst – musikalisch genau meine Schiene, aber wo zum Teufel ist Bickendorf?

Das „Schloss“ schließt das Album ab… wobei ich hier Vergleiche zur ersten Nummer ziehen möchte und mich eher an die anderen dreizehn Songs erinnern werde!

Insgesamt möchte ich Die Damen und Herren des Orchesters für dieses Album loben… denn so wunderschön intoniert habe ich zynische und durchdacht kritische Texte wahrscheinlich seit The Smiths oder Morrissey nicht mehr hören dürfen – hier geht der Daumen hoch… dieses Album will gekauft werden!

Das Ferdinand und Roland seit über zehn Jahren gemeinsam in Bands spielen wird dank der Qualität von „Zweihundert Jahre ohne Erfolg“ erkennbar, dass sie darüber hinaus auch noch ein Indielabel betreiben und Artikel bzw. Kurzgeschichten für Musik- und Literaturzeitschriften schreiben war mir aber bisher nicht bekannt – ich gelobe Besserung und werde mich zukünftig auf jeden Fall mal damit beschäftigen, versprochen!

 

Titel:
1. Die Rechte, die Linke
2. Den Letzten und Echten
3. Nichts zu Verkaufen
4. Mama
5. Winfried
6. Engel
7. An den Pforten zur Hölle
8. Le Patron
9. Deine Mannschaft
10. Profi Partner
11. Wer Trägt Meine Sachen Raus
12. Herr General
13. Alles Klebt
14. Bunkerträume In Bickendorf
15. Schloss

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4.3