Def Leppard – The Story So Far: The Best Of (Bludgeon Riffola/Mercury/UMC, 30.11.2018)

Was, Def Leppard auf Handwritten?! Gibt es eine noch uncoolere Rockband als diese, die heute wie ihre eigene Parodie aussieht?! Ja, das gibt es bestimmt. Und außerdem: Wer sonst klang je so selbstbewusst und glaubwürdig nach Hardrock-Truppe und Boyband gleichzeitig wie die Engländer? Das hat doch seinen Reiz. Gerade das Superhit-Albumtriple „Pyromania“ (1983), „Hysteria“ (1987) und „Adrenalize“ (1992) warf zahlreiche Bombenhits ab, die noch heute in jeder Rockdisco (oder wahlweise einer 80er-Trash-Party) eine gute Figur hinlegen. Wer schafft das schon? Wahrscheinlich gar nicht so viele.

„The Story So Far – The Best Of“ kumuliert auf zwei knallvollen CDs so gut wie sämtliche Schmankerl aus rund vier Jahrzehnten Bandgeschichte, in der man so manchen Schicksalsschlag zu überwinden hatte. So hatte sich Gitarrist Steve Clark regelrecht tot gesoffen und Schlagzeuger Rick Allen verlor 1985 einen Arm bei einem Autounfall. Letzter kämpfte sich aber zurück auf die Bühne und sorgte so etwas ungewollt für den typischen, rhythmischen Sound der Truppe, dem immer etwas Synthetisches anhaftete. Songs wie der unglaublich eingängige Stampfer „Pour Some Sugar On Me“, das geschmeidige „Animal“ oder das bombastische „Rocket“ zeugen davon. Immer noch geiler Stoff. „Let’s Get Rocked“ oder „Make Love Like A Man“ sind dagegen schon fast unverfrorene Abklatsche davon.

Eigentlich reicht es auch, sich die erste der beiden CDs zu geben, welche die geballte Ladung der goldenen Jahre bietet. Mitte der 90er wusste die Band auch mal selbst nicht genau wohin und rannte irgendeinem komischen Trend hinterher, was besonders der Titelsong von „Slang“ mit seinen funky Alternative-Einschüben zeigt. Seitdem versuchen Def Leppard aber irgendwie wieder an die alten Zeiten anzuknüpfen, was irgendwie nicht so wirklich funktionierte. In den USA füllt man als Oldie-Parade immerhin große Arenen.

Durchgehend kreative Höhepunkte boten die späteren Alben trotz Songs wie „Nine Lives“, „C’Mon C’Mon“, „Promises“, „All I Want Is Everything“ oder „Dangerous“ keine mehr wirklich. Es fehlte einfach an dem überlebensgroßen Lockerheit und Unverschämtheit, mit welcher man früher seine Melodiebomben auf die Leute losließ. Kein Wunder, dass man bereits auf dem Debütalbum „On Through The Night“ (das man hier komplett ausklammert) mit breit geschwellter Brust „Hello America“ in den Nachthimmel schrie.

So, warum sollte es jetzt genau diese Sammlung sein, wenn es doch schon ein paar der Band aus Sheffield gibt? Wirklich Neues bekommt man hier nämlich nicht. Zwar hat man den Weihnachtssong „We All Need Christmas“ aufgenommen, den man hier aber nicht findet (viele mögen denken „Gott sei dank!“). Dafür ein recht überflüssiges Depeche-Mode-Cover („Personal Jesus“) und ein Remix des von David Essex stammenden „Rock On“. Da hätte man lieber Songs wie „Woman“ oder „Too Late For Love“ Platz gemacht.

Vielleicht wird aber doch der eine oder andere bekehrt und merkt, was für feines Zeug Def Leppard mal aufgenommen hat. Und falls nicht, kann man das ja immer noch der Mami oder der großen Schwester weiterschenken. Ihr wisst doch, es ist bald Weihnachten…

 

CD1:
1. Animal
2. Photograph
3. Pour Some Sugar On Me
4. Love Bites
5. Let’s Get Rocked
6. Armaggedon It
7. Foolin’
8. Two Steps Behind
9. Heaven Is
10. Rocket
11. Hysteria
12. Have You Ever Needed Someone So Bad
13. Make Love Like A Man
14. Action
15. When Love & Hate Collide
16. Rock of Ages
17. Personal Jesus

CD2:
1. Let’s Go
2. Promises
3. Slang
4. Bringin’ On The Heartbreak
5. Rock On (Remix)
6. Nine Lives
7. Work It Out
8. Stand Up (Kick Love Into Motion)
9. Dangerous
10. Now
11. Undefeated
12. Tonight
13. C’Mon C’Mon
14. Man Enough
15. No Matter What
16. All I Want Is Everything
17. It’s All About Believin’
18. Kings Of The World