Dead Heavens – Whatever witch you are (Dine Alone Records/Caroline-Universal, 16.06.2017)

Achtung Zeitsprung ! …oder doch nicht? Heute präsentieren wir euch das Debütalbum „Whatever witch you are“ der US-Band Dead Heavens welches am 16.06.2017 erscheint.  

Wer sich jetzt fragt, was dieser seltsame Aufmacher mit dem Zeitsprung soll, dem sei gesagt, dass es sich bei den Dead Heavens um eine Blues-Rock Band handelt. Dies ist deshalb etwas Besonderes, da Blues der Ursprung jeder Art von Rock Musik ist und schon Jahrzehnte vor der Rock’n Roll-Ära präsent war. Daher ein kurzer Rückblick in die Musikgeschichte für diejenigen, denen dieses Kapitel nicht so geläufig ist.

Der Blues ist neben dem Jazz, der erst später in den 1920er (Charleston-Ära) entstand, der erste große Meilenstein, welcher der afro-amerikanischen Bevölkerung in den USA entsprang. Doch im Gegensatz zum Jazz, zu dem man meist tanzte und feierte, war in den 30er bis späten 50er Jahren, insbesondere der Urban-Blues (Jelly Roll Morton, James Price Johnson) aus den großen Städten im Norden und der Country-Blues (Blind Lemon Jefferson) aus den Südstaaten ein Ausrufezeichen. Beide Stile konnten sehr düster sein und handelten inhaltlich oft von der schlechten Situation des schwarzen Bevölkerungsteils in Nordamerika, welcher von Rassismus und der Segregation geprägt war. Nur wenige Radiostationen spielten Blues und in der weißen Bevölkerung wurde diese Art von Musik einfach als „Neger-Musik“ bezeichnet und verachtet, was natürlich ein großer Widerspruch zum beliebten Jazz darstellte. Erst Mitte der 50er kam mit Künstlern wie Bo Diddley, Buddy Holly, Chuck Berry oder Jerry Lee Lewis die Wende und in den 60ern war der Damm endgültig gebrochen, als der letzte entscheidende Impuls aus Großbritannien kam. Amerikanische Bluesmusiker wie Howlin‘ Wolf, John Lee Hooker oder Muddy Waters wurden im United Kingdom schon vorher nahezu verehrt. So geschah es, dass sich britische Bands (The Who, Rolling Stones, Cream) und etwas später auch amerikanische Musiker (Canned Heat, The Doors, Paul Butterfield) den Blues als Grundkonstrukt nahmen, woraus sich schlussendlich der Blues Rock entwickelte.

In ihrem Album greifen Dead Heavens diesen Sound wieder auf und kombinieren ihn gekonnt mal hier, mal da mit einem Schuss Stoner. „Whatever witch you are“ ist auch genau deshalb ein Album der ruhigeren Art, dass man eher verwenden sollte um sich von einem stressigen Tag zu erholen oder um seinen Gedanken einmal freien Lauf zu lassen. Viele Songs sind Liebeslieder oder erzählen vom Alltag in einer modernen Beziehung, der sich schnell in Tristesse verwandeln kann. Besagter Zustand ist in musikalischer Hinsicht auf „Whatever witch you are“ zum Glück nicht der Fall. Die ruhigeren Stücke wechseln sich mit Schnelleren ab und dann ist das Album auch schon zu Ende, ehe man sich versieht. Dies mag in der Betrachtung des Einzelnen liegen ob er diesen Umstand gut oder schlecht findet, jedoch sei so viel gesagt, dass ein Album mit wenigen, aber dafür guten, Songs dem Hörer letzten Endes mehr zu Gute kommt, frei nach der These „Qualität statt Quantität“.

Dead Heavens schaffen es auf eindrucksvolle Weise den Blues-Rock mit einem Hauch von zeitgenössischen Elementen zu vereinen. Dies ist den vier New Yorkern hierbei so gut gelungen, dass man förmlich den alten Charme der vergangenen Blues-Rock Epoche spüren kann und der Kopf nach abermaligem Durchhören nach mehr verlangt. Man kann nur hoffen, dass sich Dead Heavens in naher Zukunft für weitere Projekte dieser Art entscheiden werden.

  1. Rainbow of the ohm chart
  2. Basic cable
  3. Away from the speed
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  5. The moon will listen (but not the sun)
  6. Adderall highway
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