Dark Forest – Oak, Ash & Thorn (Cruz del Sur Music, 24.04.2020)

Ja, der Rezensent gibt es zu: er hat sich wahnsinnig auf das neue Album von Dark Forest gefreut! Es kann also gut sein, dass die begeisterten Sinne etwas mehr als sonst getrübt sind. Aber seit den letzten Alben haben die britischen Metaller einen ganz dicken Stein bei mir im Brett.

„The Awakening“ (2014) und „Beyond The Veil“ (2016) waren zwei tolle Dinger. Weltflucht-Metal der ganz guten Sorte. Und genau das kann man gerade in dieser seltsamen Zeit noch besser gebrauchen als sonst. Die Musik von Dark Forest riecht nach düsteren Wäldern und blühenden Wiesen, versprüht den Charme archaischer, britischer Folklore und längst vergessener Sagen und Legenden.

Das könnte leicht im puren Kitsch enden. Doch die Band setzt das Ganze äußerst charmant und liebevoll um, so dass man ihr auch das an Robin Hood erinnernde Outfit verzeiht. Aber hey, wie früher bei Skyclad muss das wohl GENAU SO sein! Dazu passt auch wunderbar das stilistisch eindeutig zu identifizierenden Artwork von Ducan Storr. Alles in allem also ein abgerundetes Bild.

Nachdem man mit den letzten beiden Veröffentlichungen endgültig seinen Stil fand, ändern Dark Forest auch nicht mehr wirklich etwas daran. Ihr traditioneller Heavy Metal klingt irgendwie aus der Zeit gefallen, aber keinesfalls altmodisch, sondern zeitlos. Man legt großen Wert auf Melodien, von denen man die Songs anstatt knatternder Riffs antreiben lässt. Viel eher macht man sich alt wirkende Folkmelodien zunutze, schaut mal bei Iron Maiden und Blind Guardian vorbei und klingt immer wieder wie ein netter Nachbar von Slough Feg. Die beiden Gitarristen Christian Horten und Patrick Jenkins spielen sich beständig die Bälle zu und bestimmen das Geschehen. Wenn man sich nicht dafür erwärmen kann, dürfte man die Musik glatt als dudelnd empfinden. Dabei ist sie es nicht, sondern entfaltet dadurch erst den besonderen Zauber von Dark Forest.

Der immer etwas unauffällig wirkende Sänger Josh Winnard ist dabei der Zeremonienmeister, welcher das Ganze mit seinen Gesangslinien zusammenhält, den Songs einen dezenten Hymnencharakter verleiht, wenn sie es nötig haben. Leider wurde er dieses Mal, im Gegensatz zu den toll klingenden Gitarren, etwas dumpf abgemischt, was ein kleiner Makel des sonst so mitreißenden Albums ist. Das ändert aber nichts daran, dass flott vorantreibende Nummern wie „Wayfarer’s Eve“ und „The Woodlander“, das swingend tänzelnde „Relics“ oder die beiden Epen „Eadric’s Return“ und „Oak, Ash & Thorn“ starke Nummern sind. Mit „The Midnight Folk“ beweist man dazu regelrechte Hitqualitäten.

Alles in allem also wieder ein ziemlich empfehlenswertes, traditionelles Metalalbum einer besonderen Metalband!

 

Trackliste:
1. Ælfscýne
2. Wayfarer’s Eve
3. The Midnight Folk
4. Relics
5. Avalon Rising
6. Oak, Ash & Thorn
7. The Woodlander
8. Eadric’s Return
9. Heart of the Rose

 

4.5