Dale Cooper Quartet & The Dictaphones – Astrild Astrild (Denovali Records, 02.06.2017)

Dale Cooper Quartet & The Dictaphones – wer denkt da nicht irgendwie an die legendäre Fernsehserie „Twin Peaks“. Ganz klar, hier Stand das Werk von Davin Lynch eindeutig Pate. Und zwar nicht nur in Sachen Namensführung, sondern auch was das Flair der Musik betrifft. Atmosphärische und Klang erinnern an die Bilderuntermalung von Angelo Badalamenti.

Und dieses Album ist gefährlich! Ehe man sich versieht, findet man sich in einer Welt des Zwielichts wieder. Die Sonne ist fast verschwunden, die Umgebung, in der stets eine unheimlich Stille herrscht, scheint nur noch aus Nebel zu bestehen und hinter jeder Ecke könnte etwas Unheimliches lauern. Doch irgendwo ganz in Ferne, während man selbst durch von Blättern bedeckte Straßen tappt, flackert irgendwo ein wärmendes Licht…

„Astrild Astrild“ ist ein unwirklicher, 72-minütiger Trip, der auf seltsame und unheimliche Weise fasziniert. Vor dem geistigen Auge läuft ein monochromer Film ab, in dem wenig gesprochen wird und der von langen Kamerafahrten und Großaufnahmen der Gesichter der vorkommenden Protagonisten lebt.

Zu hören gibt es ausgedehnte, bisweilen ziemlich sparsam instrumentierte Longtracks. Brummende Drones mit Gitarre, Bass, Rhodes und Piano stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Langsam dahin wabernde Keyboardteppiche, aus denen sich wie durch eine Nebelwand ein Saxophon erhebt, ein sanft jazzig gestreicheltes Schlagzeug und bedächtige Bassläufe, sinnig eingesetzte Samples und Gitarreneffekte und ja, mittendrin auch etwas Gesang. Während der croonerhafte Männergesang für eine Mischung aus Ruhe und Unheimlichkeit sorgt, wirkt der aufblitzende Frauengesang regelrecht ätherisch.

Wenn das Dale Cooper Quartet los spielt, bleibt die Zeit um einen herum stehen und die Welt vor der eigenen Haustür dreht sich nur noch seeeeeehr langsam um die eigene Achse. Allerdings muss man sich darauf einlassen können. Die langsam vor sich hinwabernden Klangflächen schrecken sonst wahlweise ab oder langweilen einen zu Tode. Und einen gewissen Leerlauf kann man bisweilen nicht einmal abstreiten, selbst wenn man die Musik des Kollektivs zu schätzen weiß.

Trotzdem spielen Dale Cooper Quartet & The Dictaphones wie ihre Kollegen Bohren & der Club of Gore und das (anscheinend verblichene?) Kilimanjaro Darkjazz Ensemble in ihrer eigenen Klasse und müssen sich nur mit sich selbst messen. Und an die ganz große Klasse der Vorgänger kann man nicht vollends abschließen. Macht aber auch nichts. Nach vier Jahren Wartezeit nimmt man das gerne an.

Trackliste:
1. Mia Outarde Bondon
2. Pemp Ajour Imposte
3. Son Mansarde Roselin
4. Five Clenche Bouscarte / Ocho Accenteur
5. Huis Chevêchette
6. Ta Châssis Euplecte
7. Tua Oriel Courvite Isabelle

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3.7