Conception – State Of Deception (Conception Sound Factory, 03.04.2020)

Zwei Jahrzehnte waren die norwegischen Progressive/Power-Metaller Conception von der Bildfläche verschwunden. Während es um die Rhythmusgruppe Ingar Amlien (er hatte zumindest seine Black/Deathmetal-Band Crest Of Darkness am Laufen) und Arve Heimdal recht still wurde, blieb der Rest dem eigenen Weg weitestgehend treu. Gitarrist Tore Østby legte mit Ark zwei beeindruckende Alben vor und die emotionale Powerstimme Roy Khan stand über eine Dekade lang in der erfolgreichsten Phase von Kamelot am Mikro.

Aber ganz ersetzt konnte die Band nie werden. Vor zwei Jahren dann das erste neue Lebenszeichen in Form der EP „My Dark Symphony“, jetzt das vollständige Album „State Of Deception“. Es enthält neben einem dramatischen Intro acht komplett neue Songs, die es auf eine Spielzeit von knapp 40 Minuten bringen.

Dass mehr als zwei Jahrzehnte seit dem letzten Meisterstück vergangen sind, merkt vom Anfang an. „State Of Deception“ ist keine Retroveranstaltung und Conception stehen mit beiden Beinen im Hier und Heute, auch wenn man natürlich immer wieder Anklänge an frühere Taten vernimmt. Was auf jeden Fall blieb, ist das dramatische, teils schon fast symphonisch aufbauende Momentum, was allerdings stärker nach Kamelot, als nach den ursprünglichen Conception klingt. Der Gesamtsound wirkt dafür kühler, düsterer und knarzender, die Gitarren bewusst etwas schrammeliger im Sound, was nicht selten an mittlere Queensryche denken lässt.

Daran muss man sich als Alt-Fan erst einmal gewöhnen, freut sich aber, dass das Quartett nicht auf der Stelle tritt und versucht auf Biegen und Brechen an alte Zeiten anzuknüpfen. Wer mit der überraschenden Härte und dem sperrigen Opener „Of Raven And Pigs“ noch seine Probleme hat, wird spätestens von „She Dragoon“ oder dem melancholischen Abschluss „Feather Moves“ versöhnt, die doch nahtlos an „Flow“ anknüpfen. Überhaupt wird die zweite Hälfte melodischer, während in der ersten modern groovende Nummern wie „Waywardly Broken“ oder „No Rewind“ stehen.

„State Of Deception“ ist durchaus spannend geworden, braucht aber den einen oder anderen Dreh mehr, um richtig zu begeistern. Deswegen ist die unten stehende Bewertung auch eher als temporär anzusehen. Ich bin mir sicher, dass einen dieses Ding noch beschäftigen wird!

 

Trackliste:
1. In Deception
2. Of Raven And Pigs
3. Waywardly Broken
4. No Rewind
5. The Mansion
6. By The Blues
7. Anybody Out There
8. She Dragoon
9. Feather Moves

 

3.8